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1317 - Die Orphischen Labyrinthe

Titel: 1317 - Die Orphischen Labyrinthe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Charisma. Die Ausstrahlung seines Zellaktivators machte ihn zu einem Erleuchteten.
    Dank dieses Charismas war es ihm und Ronald Tekener gelungen, viele Anhänger um sich zu scharen und sie zu Widerstandsgruppen gegen die Jägerkolonnen zu organisieren. Diese Widerstandskämpfer bildeten Dutzende über die gesamte Labyrinthwelt verstreute Stämme mit selten mehr als zwanzig Mitgliedern.
    Der Stamm, bei dem Perry Rhodan mit Roi zusammengetroffen war, setzte sich aus siebzehn Wesen der verschiedensten Abstammung zusammen.
    Roi predigte: „Tötet nur aus Notwehr, nur um euer Leben zu erhalten. Tötet aber nie aus Hunger.
    Denn merkt euch: Die Bewohner der Labyrinthwelt sind keine Ungeheuer, egal welches Aussehen sie haben. Sie sind von gleicher Herkunft wie ihr. Sie stammen wie ihr aus der Oberwelt. Und wenn ihr einen Crabuss, einen Alguiser oder eine Sleiya tötet, dann tötet ihr vielleicht euren Bruder. Und wenn ihr das Fleisch eurer Feinde eßt, dann seid ihr Kannibalen."
    Seine Anhänger gelobten, sich nie an anderen Geschöpfen zu vergreifen, um ihren Hunger mit deren Fleisch zu stillen.
    Und Roi verkündete: „Einmal ein Kannibale, immer ein Kannibale. Kennt ihr einen Kannibalen?"
    Die Anhänger zeigten ihm einen faustgroßen, ausgetrockneten Klumpen. Es war das dehydrierte Bossem mit Namen Akkarr.
    Und Roi befahl: „Ins Feuer mit ihm!"
    Seine Anhänger holten ein Gefäß, das aussah wie eine tönerne Amphore und hoben den Deckel ab. Ein greller Lichtschein brach aus der Öffnung hervor. Einer der Amphorenträger, ein Ezibree, nahm das verdorrte Bossem, ließ es in die Öffnung fallen und schloß den Deckel darüber.
    Rhodan mußte diesem barbarischen Ritual tatenlos zusehen. Er hatte alles versucht, um Roi umzustimmen, aber sein Sohn bestand darauf, das Todesurteil zu vollstrecken.
    Das war Rois letzte Handlung, bevor sie den Stamm verließen und weiterzogen. Rhodan war zutiefst enttäuscht, ja geradezu entsetzt, daß Roi einer so grausamen Handlungsweise fähig war.
    Sie sprachen lange Zeit kein Wort miteinander. Roi übernahm die Spitze, Rhodan folgte ihm in einem Abstand von mehreren Körperlängen.
    Nach einiger Zeit wechselten sie auf eine kleinere Kristallwolke über, die in einer starken Strömung trieb. Damit kamen sie viel rascher weiter, und als sie irgendwann diffundierte, setzten sie sich auf eine höher treibende Landscholle ab, die von einem Dschungel aus wie versteinert wirkenden Bäumen überwuchert war.
    Nach einem kurzen Rundgang kam Roi zurück.
    „Keine Jäger weit und breit", berichtete er zufrieden. „Hier sind wir fürs erste sicher." Als Rhodan ihm keine Antwort gab, fragte er: „Was hast du gegen mich, Perry?"
    „Es ist nichts weiter", sagte Rhodan ausweichend.
    „Ich möchte es dennoch wissen", sagte Roi. „Du kannst offen mit mir reden, ich kann Kritik vertragen."
    „Mußte das Bossem wirklich sterben?" meinte Rhodan. „Hast du dir nicht überlegt, daß Akkarr früher vielleicht ein Vironaut war, den du gut gekannt hast?"
    „Das ist es also", sagte Roi. „Und ich dachte schon, du hättest dich mir in der Labyrinthwelt entfremdet. Aber du bist der gleiche geblieben, verständnisvoll, mitfühlend, der starke Mann mit dem weichen Herzen! Mit dieser Einstellung hast du hier kein langes Leben, Perry."
    „Ich begreife dich nicht, Roi - Mike", sagte Rhodan. „Du predigst Menschlichkeit und sprichst im selben Moment ein Todesurteil aus. Natürlich, es gibt eine Menge Entschuldigungsgründe - dies hier ist eben die Labyrinthwelt mit ganz eigenen Gesetzen. Aber ich bin noch nicht lange genug hier, um hart genug geworden zu sein, daß ich abschätzen könnte, wann ein Leben zu erhalten und wann es zum Schutz der anderen zu vernichten ist."
    „Fünfzehn Jahre, Perry - du hast gesagt, daß Ron und ich schon fünfzehn Standardjahre im Labyrinth sind", sagte Roi. „Es könnten auch tausend sein, so lange erscheint mir der Aufenthalt hier. Wie, glaubst du, hätten wir anders überleben können? Wir mußten uns anpassen."
    „Schon gut", sagte Rhodan. „Ich frage mich nur, ob du dich erneut anpassen kannst, wenn du ins Standard-Universum zurückkehrst."
    „Das frage ich mich auch", sagte Roi. „Aber vielleicht gibt es keine Rückkehr."
    „Vielleicht willst du gar nicht zurückkehren?" vermutete Rhodan.
    „Jäger!" rief Roi plötzlich aus und versteifte seinen knöchernen Körper. „Wir müssen weiter."
    Rhodan fragte sich, ob Roi so feine Sinne entwickelt hatte, um Jäger über

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