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1317 - Die Orphischen Labyrinthe

Titel: 1317 - Die Orphischen Labyrinthe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Maul weit auf, um die Kristallkörner aufzufangen. Die Flüssigkeit schmeckte leicht salzig und hatte zudem noch einen bitteren Beigeschmack.
    „Nimm nicht zuviel, sonst wirst du berauscht", warnte Roi.
    Rhodan fühlte sich nach einiger Zeit tatsächlich beschwingter und in gewisser Weise auch enthemmt. Darum schloß er das Maul. Aber er konnte nicht anders, als die auf dem zur Halskrause gewordenen Labyrinthtaucher geschmolzenen Schloßen mit der Zunge abzulecken.
    Bald darauf ließ der Hagelschlag nach, der Nebel lichtete sich, und die Luft wurde wieder klar.
    Rhodan fühlte sich seltsam erregt und beschwingt, geriet in einen geradezu euphorischen Zustand. Er sah die Pararealität mit ganz anderen Augen und fand, daß die Labyrinthwelt ihre eigenen Reize hatte. Ihm war, als wandle er durch ein verlorenes Paradies, das nur durch die ungebetenen Eindringlinge zur Hölle geworden war.
    „Man müßte den Labyrinthbewohnern die Augen für die Schönheit ihrer Welt öffnen", sagte Rhodan ergriffen. „Es müßte doch mit dem nötigen Engagement möglich sein, als Friedensstifter zwischen Jägern und Verbannten zu vermitteln. Wie herrlich könnte das Leben im Labyrinth sein!"
    „Es hat dich erwischt, du bist beschwipst, Perry", meinte Roi amüsiert. Er wurde aber sofort wieder ernst. „Das kann sehr gefährlich werden, weil man dann die Gefahren unterschätzt."
    „Welche Gefahren?" fragte Rhodan. Er hatte plötzlich ganz klare Vorstellungen davon, wie man die Labyrinthwelt befrieden konnte. In diesem Paradies waren doch nur die transmutierten Geschöpfe eine Bedrohung füreinander. Er sagte und hielt es für einen weisen Spruch: „Jeder gegen jeden und jeder gegen sich selbst! Das ist die Wurzel des Übels, Roi. Man müßte zwischen Jägern und Gejagten vermitteln, ihnen diesen Friedensnektar zu trinken geben - sie Brüderschaft trinken lassen. Dann würden die Orphischen Labyrinthe die ihnen zustehende Bestimmung bekommen, zu einem Land des Friedens, zum gelobten Land werden, in dem Milch und Honig fließt..."
    Rhodan drehte sich beim Sprechen im Kreis. Als er in die Richtung blickte, aus der sie kamen, sah er es in der Ferne wieder aufblitzen.
    „Und die Steppe entzündet Freudenfeuer!" rief er. „Siehst du es, Roi? Überall entflammen diese Freudenfeuer in unserem Rücken. Aber keine Bange, nach dem Hagelschlag ist die Gefahr eines Steppenbrandes gebannt."
    Roi drehte sich zu ihm um - und nun sah auch er die weit hinter ihnen aufblitzenden Feuer.
    „Das gefällt mir gar nicht", meinte er. „Die Feuer sind nicht natürlichen Ursprungs. Das Rohrgras kann gar nicht von selbst entflammen."
    „Es sind Freudenfeuer...", lallte Rhodan.
    Er verstummte, als vor ihm plötzlich ein Geschöpf auftauchte, wie er es im Labyrinth noch nicht gesehen hatte. Es erinnerte ihn an einen Straußenvogel ohne Gefieder und mit einem geradezu menschlichen Gesicht in dem kleinen Birnenkopf am Ende des langen, geschwungenen Halses.
    Als das Wesen ihn sah, schrie es gellend und wollte sich seitlich ins Rohrgras schlagen.
    Doch da sprang Roi hinzu, packte das Wesen an den Beinen und brachte es so zu Fall.
    „Keine Angst, Bansque", redete er auf den Laufvogel ein. „Wir tun dir nichts."
    „Jäger!" kreischte die Bansque und versuchte vergeblich, sich aus Rois Griff zu lösen.
    „Gefahr! Eine Jagdgruppe hat uns umzingelt."
    „Wir sind keine Jäger", versuchte Roi der Bansque begreiflich zu machen. „Spürst du denn nicht meine Ausstrahlung? Ich bin ein Erleuchteter, ebenso wie mein Freund. Er ist nur mit einer falschen Aura gebrandmarkt."
    Die Bansque beruhigte sich allmählich, so daß Roi sie loslassen konnte. Sie atmete schwer, deutete mit dem langen dünnen Arm in die Richtung, aus der sie gekommen war, und erklärte keuchend: „Es sind doch Jäger. Sie haben mich und drei Freunde auf diese Scholle getrieben. Es sind insgesamt drei, und sie haben sich verteilt und versuchen nun, an verschiedenen Stellen Brände zu legen. Wir müssen fliehen!"
    Roi ließ die Bansque los. Sie sprang flink auf die Beine und lief eilig davon.
    „Tatsächlich", stellte Roi fest, als er es in der Ferne neuerlich aufblitzen sah. Der helle, gleichmäßige Lichtschein hatte sich bereits an verschiedenen Stellen ausgebreitet und bildete links von ihnen ein geschlossenes Band.
    „Es ist ein Freudenfeuer", rief Rhodan wieder. „Jetzt feiern wir die Verbrüderung aller Labyrinthbewohner."
    Rhodan starrte fasziniert zum Horizont, wo sich der gleißende

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