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1317 - Die Orphischen Labyrinthe

Titel: 1317 - Die Orphischen Labyrinthe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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mich aufgrund der Talisman-Schwingungen im ersten Moment für eines der beiden ausgewählten Opfer gehalten hast."
    „In der Tat, ich dachte, Roi oder Ronald vor mir zu haben", gab Lainish zu. „Lassen wir das. Du brauchst nicht länger den Köder zu spielen, Saedy. Jetzt gehen wir auf die Jagd.
    Komm, wir räumen den Jagdsitz."
    Alaska folgte Lainish ins Freie. Die Umgebung hatte sich neuerlich verändert. Statt des Kristallgebirges erstreckte sich rund um sie eine karstige Ebene. In der Ferne zog ein Zyklon als dicker, schwarzer, wirbelnder Schlauch" vorbei. Über ihnen zogen Wolkenbänke in mehreren Schichten dahin, durch die gelegentlich das rotierende Flammenrad eines Rotauges schimmerte.
    „Wo sind Sijol und Agruer?" erkundigte sich Alaska, dessen Ishara keine Impulse von den beiden empfing.
    Lainish machte mahlende Bewegungen mit den starken Kiefern, daß es durchdringend knirschte.
    „Die beiden treiben sich irgendwo in unserer Nähe herum", antwortete Lainish leichthin.
    „Sie werden später zu uns stoßen."
    „Hast du sie etwa abgeschoben?" fragte Alaska und versuchte, auf seinen ungelenkigen Stummelbeinen mit Lainish Schritt zu halten.
    „So könnte man sagen", antwortete Lainish unwirsch. „Die beiden waren mir lästig. Aber beim Finale werden sie dabei sein."
    Alaska wollte Lainish nicht recht glauben, daß er Sijol und Agruer sich selbst überlassen hatte. Sicher verfolgte er mit ihnen irgendwelche Absichten, die er vor ihm geheimhielt.
    Alaska stellte keine weiteren Fragen, um Lainish nicht mißtrauisch zu machen. Aber er zermarterte sich den Kopf darüber, welche Pläne Lainish mit den zu einem Muther und einem Crabuss transmutierten Humanoiden verfolgte.
    Als Alaska etwas zurückfiel, registrierte seine Ishara für einen Moment leichte Impulse, die denen von Sijols und Agruers Isharas entsprachen. Er blieb stehen, aber statt stärker zu werden, erloschen die Impulse wieder.
    „Saedy, etwas mehr Tempo, wenn ich bitten darf!" rief Lainish ihm zu und wartete ungeduldig auf ihn. Als er zu ihm aufgeschlossen hatte, meinte Lainish: „Ich mag dich, Saedy, und darum habe ich dir eine besondere Ehre zugedacht. Du darfst einem unserer Opfer den Fangschuß geben."
    Alaska bedankte sich ziemlich einsilbig. Er kam immer mehr zu der Überzeugung, daß Lainish Pläne geschmiedet hatte, in die er ihn nicht miteinbezog. Der Verdacht lag natürlich nahe, daß Lainish die richtigen Schlüsse aus den übereinstimmenden Zellaktivatorschwingungen zog.
    Aber diese Befürchtung zerstreute Lainish von selbst, freilich ohne daß er es wußte.
    Sie hatten die Einöde längst verlassen und sich auf eine nächsthöhere Landscholle begeben, die ziemlich gebirgig war. Sie erkletterten das Massiv und wechselten von dort auf eine Wolkenbank über, die gerade kristallisierte. Lainish nutzte die Wachstumsphase des Kristallmassivs überaus geschickt aus und verstand es, zusammen mit Alaska die Position auf dem höchsten Gipfel zu halten.
    Auf diese Weise gelangten sie in die Nähe eines Rotauges, das ihnen mit einer Wolkenschicht entgegenrotierte.
    Während sie auf dem Gipfel des wachsenden Kristallbergs auf die Ankunft des Rotauges warteten, erklärte Lainish: „Du wirst nicht verstehen, was in einem professionellen Jäger wie mir vorgeht, wenn er auf die Pirsch geht. Manchmal entsteht zwischen dem Jäger und dem Gejagten eine spezielle Bindung, die um so stärker wird, je mehr sich der eine mit dem anderen beschäftigt.
    Mir ist es so bei jedem meiner Opfer ergangen, die ich mir vor der Verbannung vorgemerkt habe. Es entstand eine fast freundschaftliche Beziehung zu diesen Opfern, wenn auch eine tödliche Freundschaft... Ich fürchte, du kannst mir nicht folgen, Saedy?"
    „Vielleicht doch", erwiderte Alaska in Erinnerung an Tekeners Worte zu diesem Thema.
    „Vielleicht ist es so, daß zwischen Jäger und Gejagtem ein Wettstreit entflammt, der, wenn er lange genug dauert, zu einem starren Ritual wird."
    „Zu einem Ritual ja, aber es ist nicht starr", sagte Lainish. „Meine Jagd nach Roi und Ronald ist zu einem solchen Ritual geworden, bei dem sich Spielregeln entwickelt haben, die von beiden Seiten eingehalten werden. Und die Betonung liegt auf Spiel. Bisher haben wir miteinander nur gespielt. Aber diesmal ist es ernst, es wird eine Entscheidung fallen.
    Die Sache hat ihren Reiz verloren, für mich ebenso wie für Roi und Ronald. Ich bin nicht vom Jagdfieber gepackt, ich will lediglich den Abschuß. Und ich spüre es,

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