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132 - Die Seelenfänger

132 - Die Seelenfänger

Titel: 132 - Die Seelenfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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zurückziehen.
    Einer plötzlichen Eingebung zufolge hielt ihn Dorian aber zurück.
    „Wissen Sie, was das ist?" fragte er den Buckligen und legte den magischen Kompaß, den Olivaro ihnen durch Izquierdo hatte aushändigen lassen, auf den Tisch. Der Mitteldorn warf einen Schatten - und dieser wies auf Ramon. Zufall?
    „Das könnte der Kompaß des Magiers sein", sagte Ramon unentschlossen. „In der Legende heißt es jedenfalls, daß der Geist des Magiers einen solchen Kompaß besitzen soll. Damit, so heißt es weiter, kann er sich im Reich der Lebenden und im Seelennebel der Verfluchten orientieren.
    „Dann würde es aber bedeuten, daß der Geist des Magiers sich ohne den Kompaß nicht mehr zurechtfindet?" mutmaßte Dorian.
    „Das wäre schon möglich, Senor Hunter…"
    „Prima!" Dorian zeigte Zufriedenheit. „In diesem Fall könnte ich dem Magier vielleicht ein Tauschgeschäft vorschlagen."
    „Was für ein Tauschgeschäft?" fragte Ramon nervös.
    „Warten wir damit, bis wir auf dem Friedhof sind", sagte Dorian. „Sie vergessen nicht, uns zu verständigen?"
    „Bestimmt nicht, Senor Hunter."
    Als sie allein waren, erkundigte sich Coco:
    „An was für ein Tauschgeschäft hast du eigentlich gedacht, Dorian?"
    „An nichts Bestimmtes", antwortete Dorian. „Es war mehr ein Schuß ins Blaue. Aber wer weiß… Wenn wir schon auf der Mannschaftsliste stehen, könnte uns der magische Kompaß die Freiheit garantieren. Oder uns den Weg weisen…"

    Ramon Loyola hatte keine Eile.
    Es war eine gute Nacht. Er fühlte sich in diesem Nebel wohl. Die verzweifelten und anklagenden Rufe aus dem Jenseits beeindruckten ihn nicht. Er machte sich längst nichts mehr daraus. Er hatte Zeit.
    Bedächtig teilte er das dichte Gestrüpp, bis ein verwitterter Grabstein freilag. Dahinter lag ein zweiter Grabstein. Da ein dritter und dort ein vierter.
    Alle vier Grabsteine trugen frische Inschriften. Sie waren ziemlich ungelenk in den Stein gemeißelt. Aber die fremdländischen Namen waren wenigstens richtig geschrieben. Darauf kam es an.
    Auf dem ersten Grabstein stand zu lesen:
Eberhard Plüger.
    Ramon Loyola schnitt eine Grimasse. Die Arbeit war umsonst gewesen. Er betrachtete die Namen der anderen drei Grabsteine und schnitt jedes mal eine mißmutige Grimasse. Es war Schwerarbeit gewesen, die Namen von Ernst Schweiger, Bernd Haider und Erich Striemer in den Stein zu verewigen. Und nun war alles umsonst. Die vier aussichtsreichen Kandidaten reisten ab.
    Wie sollte die Mannschaft da jemals komplett werden?
    Ramon seufzte. Er öffnete die Tasche mit dem Werkzeug und holte Hammer und Meißel heraus. Verdrießlich begann er damit, die Namen auf den vier Grabsteinen zu löschen. Er hämmerte solange auf den Meißel ein, bis sie nicht mehr zu lesen waren. Dann legte er eine kurze Pause ein, bevor er damit begann, auf dem ersten Grabstein einen neuen Namen einzumeißeln.
    Als er mit seinem Werk fertig war, las er den Namen laut vor:
    „Dorian Hunter."
    Gerade als er den Meißel beim nächsten Grabstein ansetzte, brandete um ihn Kampflärm auf.
    „Die Engländer haben uns umzingelt!"
    „Das ist eine Falle!"
    „Jemand hat uns verraten!"
    „Flüchten wir in die Zitadelle!"
    Flüche, Schritte, Schüsse… Wie lange würde er dieses Säbelgerassel und die Gewehrsalven und die Schreie der Verwundeten noch hören müssen?
    Er ließ sich in seiner Arbeit nicht stören. Und er hielt erst inne, bis er den Namenszug vollendet hatte.
    Coco Zamis.
    Eine Frau… na und?
    Hauptsache, das Schiff hatte bald eine vollzählige Mannschaft.

    Es klopfte zaghaft an der Tür. „Ramon?" fragte Dorian. „Si, Senor."
    Dorian schlüpfte in einen Morgenmantel, der sich unter der offenbar von Olivaro ausgewählten Garderobe befand, und öffnete die Tür.
    Ramon war in Arbeitskleidung. Sie war verschmutzt, und er wischte sich notdürftig die erdigen Hände daran ab.
    „Es ist soweit“, raunte er. „Aus Richtung des unseligen Friedhofs treibt Nebel heran. Die Nacht ist genau richtig."
    Es war zwei Uhr morgens.
    „Wir kommen gleich", sagte Dorian.
    „Wollen Sie es sich nicht doch noch überlegen?" lenkte Ramon ein.
    „Um nichts in der Welt!" versicherte Dorian grinsend. „In fünf Minuten in der Hotelhalle."
    Als sich Dorian umwandte, war Coco bereits beim Ankleiden.
    „Ich habe das Gefühl, daß wir einer Entscheidung sehr nahe sind", sagte sie.
    Dorian schloß sie impulsiv in die Arme und sagte:
    „Wenn das alles vorbei ist, können wir uns auf Martin

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