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132 - Die Seelenfänger

132 - Die Seelenfänger

Titel: 132 - Die Seelenfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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die Fremde mit ungewöhnlich harter und tiefer Stimme. „Und ich bin mehr als dein Vater. Ich bin dein Herr und Meister."
    Die Tränen, die ihm sturzflutartig aus den Augen schossen, trübten seinen Blick. Aber er sah, wie sich das Frauenantlitz zur Seite drehte und an seine Stelle ein knöchernes Gesicht trat.
    „Ich bin Pyko", sagte das Knochengesicht. „Und du wirst mir gehorchen, Bengel. Ich befehle dir, dich um Martin und Theophil zu kümmern. Du wirst darauf achten, daß die beiden nicht aus der Reihe tanzen."
    Und Sebastian mußte gehorchen. Er hatte keinen eigenen Willen mehr. Abschließend sagte der Januskopf Pyko:
    „Aber achte darauf, daß Theophil keinen Verdacht schöpft. Du mußt Baphomets Vertrauen gewinnen… "

    „Raus aus den Federn, ihr Hasen!"
    Die plärrende Stimme und das durchdringende Läuten einer Schelle ließen Martin erschrocken aus dem Bett hochfahren. Das erste, was er zu sehen bekam, war Theos grinsendes Gesicht. In seinen Augen lagen Spott und Triumph zugleich..
    „Wir haben es bald überstanden, Blutsbruder", sagte, Theo. „In der nächsten Nacht reißen wir aus." Martin war verwirrt. Hatte er etwa doch Blutsbruderschaft mit Theo getrunken, ohne sich daran erinnern zu können? Aber dann merkte er, wie die Kinder eilig aus ihren Stockbetten sprangen. Und er entdeckte Sebastian in der Tür. Er bimmelte wieder mit der Schelle.
    „Auf, auf! Macht schon!" rief er. „Beeilt euch. Heute bekommen wir hohen Besuch."
    Sebastian trat ein und schritt wie ein Herrscher über Leben und Tod durchs Zimmer, scheuchte die Kinder mit unsanften Schlägen auf und trieb sie vor sich her, daß sie nicht mehr wußten, wohin sie sich wenden sollten.
    Martin kaum schlaftrunken auf die Beine. Er war längst noch nicht ausgeschlafen und war unsäglich müde. Er hatte wohl letzte Nacht zu lange am Fenster gestanden, um das verheißungsvolle Blinklicht zu betrachten.
    „Eine kalte Dusche wird dich auf Vordermann bringen", sagte Sebastian mit zynischer Stimme und packte Martin plötzlich am Ohr.
    Er zog ihn daran durchs Zimmer, zerrte ihn auf den Gang hinaus und von dort in den Baderaum. Während er ihn mit einer Hand festhielt, drehte er mit der anderen den Kaltwasserhahn der Dusche auf. Über Martin ergoß sich ein kalter Wasserstrahl. Er prustete und wollte davonlaufen, aber Sebastian hielt ihn lachend fest, bis Martin klitschnaß war.
    „So, jetzt trockne dich ab." Sebastian stieß ihn von sich. „In fünf Minuten bist du angekleidet." Martin lief weinend ins Zimmer zurück. Dort empfingen ihn die Kinder mit schadenfrohem Gelächter. Nur Theo lachte nicht.
    „Mach dir nichts draus, Martin", sagte er, er lag als einziger noch im Bett und stützte den großen Kopf mit dem faltigen Gesicht auf die Hand. „In Wirklichkeit ist Sebastian unser Freund. Willst du, daß er sich bei dir entschuldigt?"
    Martin schüttelte nur den Kopf, eine Entschuldigung von Sebastian würde vermutlich sehr weh tun. Er wickelte sich in die Bettdecke, um sich zu wärmen. Dann rubbelte er sich ab und begann mit dem Ankleiden.
    Die anderen Kinder eilten bereits mit ihrem Zahnputzzeug in den Waschraum. Nur Theo rührte sich noch immer nicht. Er lümmelte weiterhin unbekümmert in seinem Bett.
    Draußen auf dem Gang plärrte wieder Sebastian:
    „Heute möchte ich keine Klagen hören. Seid nur ja artig. Ich verlange, daß ihr bei der heutigen Inspektion wie aus dem Ei gepellt seid."
    „Was für eine Inspektion?" fragte Martin an Theo gewandt.
    „Es werden ein paar Witwen kommen", meinte Theo grinsend.
    „Heute möchte ich nur lauter Musterknaben um mich haben!" brüllte wieder Sebastian.
    Er kam ins Zimmer. Als Martin seinen stechenden Blick auf sich gerichtet sah, zuckte er unwillkürlich zusammen. Sebastian kam drohend näher. Aber da schaltete sich Theo ein.
    „Laß Martin für heute nur ja in Frieden!" sagte er warnend.
    Einen Moment lang sahen sich einander der große bullige Junge und der verwachsene Theo abschätzend an. Dann senkte Sebastian den Blick. In ihm kochte es sichtlich, aber er gab klein bei. „Gut", sagte er. „Martin bekommt eine Extrawurst. Aber sag selbst, Theo, möchtest du nicht auch, daß Martin auf
deinen
Besuch einen guten Eindruck macht?"
    „Das laß nur meine Sorge sein", sagte Theo.
    In diesem Moment kam er Martin wieder einmal wie ein Erwachsener vor. Wenn Martin die Augen schloß und nur seine Stimme hörte, dann sah er Theo als großen, stattlichen Mann vor sich. Manchmal war ihm sein

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