1320 - Wolfsmond
wollte nach Glenda rufen. Da keine Dusche mehr rauschte, musste sie mich eigentlich hören.
Ich ließ es bleiben, denn etwas hatte mich irritiert. Ich spürte, dass ich nicht mehr allein war, obwohl ich nichts zu sehen bekam.
Es war der Geruch, der mich störte.
Ich griff zur Waffe!
Im gleichen Augenblick blendete mich der scharfe Lichtstrahl. Er prallte in mein Gesicht. Ich konnte nichts mehr sehen und hörte die zischende Stimme einer Frau.
»Wenn du dich bewegst, bist du tot!«
Die Drohung reichte. Ich wusste nicht, wer von diesen vier Anhängerinnen des Werwolfs gesprochen hatte, aber jede für sich war verdammt gefährlich. Das bekam ich auch schmerzhaft zu spüren. Die schnellen Schritte erklangen an der linken Seite.
Automatisch drehte ich den Kopf und bekam den Schlag unter dem Kinn seitlich am Hals mit. Ein glücklicher, aber auch ein perfekter Treffer, der mich einfach zu überraschend erwischte.
Eine Sekunde später hatte ich den Kontakt zur Wirklichkeit verloren und brach zusammen…
***
Glenda Perkins hatte sauniert, und trotzdem hatte sie duschen müssen. Es war für sie ein Zwang gewesen, einfach weil sie das Gefühl gehabt hatte, sich beschmutzt zu haben.
Außerdem wollte sie etwas Ruhe haben und sich mit ihren Gedanken beschäftigen. Da sich John Sinclair in der Nähe befand, hoffte sie, die nötige Ruhe zu bekommen.
Die Dusche tat ihr gut. Sie säuberte zwar ihren Körper, aber die Gedanken blieben. Die Nachricht wollte ihr nicht aus dem Kopf. Sie hatte irgendwie gepasst, denn Glenda wollte nicht daran glauben, dass man sie so ohne weiteres laufen ließ.
Sie hatte das Geheimnis der Frauen entdeckt. Sie hatte den Wolf gesehen. Dieses mächtige Wesen innerhalb der Sauna. Er war der Chef des Frauenclubs. Beinahe hätte Glenda gelacht, als sie daran dachte, wie emanzipiert sich diese Saunakolleginnen immer gegeben hatten. Männer waren für sie nichts anderes als Spielzeuge gewesen. Vor allen Dingen bei Helen Snyder, die eine Ehehölle hinter sich hatte. Da waren die Frauen eben auf der Suche nach einer anderen Erfüllung gewesen.
Dass sie dabei an einen Werwolf geraten waren, das konnte es einfach nicht sein.
Sie stieg aus der Dusche und ärgerte sich wieder mal darüber, dass der Raum kein Fenster hatte. So blieb der Spiegel noch für eine Weile beschlagen, und schon jetzt hatten sich Tropfen gebildet, die in langen Bahnen nach unten rannen.
Glenda griff zum Handtuch und trocknete sich ab. Die frische Kleidung hatte sie mit in das kleine Bad genommen. Eine dunkle Leinenhose und eine ebenfalls dunkle Bluse, die bis zu den Hüften reichte und die sie nicht in den Hosenbund steckte.
So ging es ihr besser. Der Schweiß war weg, und sie fühlte sich auch stark genug, es mit den vier Frauen aufzunehmen. Als sie sich um die eigene Achse drehte und das Badetuch dabei von ihrem Körper rutschte, fiel ihr Blick auf die Luger, die sie auf den kleinen Schemel gelegt hatte, als Gewicht für ihre Kleidung. Die Waffe wollte sie mitnehmen, obwohl sie wusste, dass normale Kugeln nichts gegen eine derartige Bestie ausrichteten.
Hose, Hemd, Schuhe. Sie streifte die Kleidung so schnell über, wie sie es beim Slip und BH getan hatte. Zum Schluss steckte sie die Waffe in den Hosenbund. Ein Gürtel steckte in den Schlaufen, und für die Waffe war noch genügend Platz.
Dann ging sie zur Tür.
Glenda dachte daran, dass John bestimmt schon wartete und sich Sorgen machte. Sie hatte relativ lange geduscht, aber diese Zeit hatte sie sich einfach nehmen müssen.
Ihre Vorsicht war trotzdem nicht ganz verschwunden, und so öffnete sie auch die Tür zum Bad. Sie schaute in den kleinen Flur, in dem kein Licht brannte.
Habe ich es ausgeschaltet?, dachte sie.
Bevor sie die Antwort fand, hörte sie den scharfen Atemzug und spürte plötzlich etwas Kaltes im Nacken.
Glenda wusste sofort, dass es der Druck einer Mündung war, und dann hörte sie die Stimme dicht an ihrem Ohr.
»Keine Bewegung, Glenda. Es sei denn, du bist scharf darauf, dein Leben zu verlieren.«
Genau das war sie nicht.
Und deshalb gehorchte sie auch. Aber sie dachte an John Sinclair, und plötzlich waren die Erinnerungen an ihn nicht mehr positiv.
Mit ihm musste etwas passiert sein, sonst hätte…
Ihre Gedanken rissen.
Der Schlag gegen den Kopf traf sie völlig unvorbereitet. Auf der Stelle sackte sie zusammen…
***
Flüstern…
Mal lauter, mal leiser. Stimmen, die an meine Ohren drangen.
Noch konnte ich sie nicht unterscheiden. Ich
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