Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1320 - Wolfsmond

1320 - Wolfsmond

Titel: 1320 - Wolfsmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
den Werwolf. Wenn er es schaffte, an Glenda heranzukommen, dann war sie verloren.
    Ich dachte an meinen letzten Werwolf-Fall. Da war es der Zwillingsbruder eines Polizei-Captains gewesen. Er hatte versucht, die Polizisten aus dem Revier zu Werwölfen zu machen. Glücklicherweise war ihm das nicht gelungen.
    Die andere Seite versuchte es eben immer wieder, und ihre Möglichkeiten waren verdammt vielfältig.
    Ich kämpfte weiter gegen die verfluchte Schwäche an. Ich wollte einfach der Sieger sein. Es ging nur intervallweise weiter. Jetzt schaffte ich es auch, den Kopf zu heben, wobei der Körper noch flach am Boden lag, aber ich sorgte dafür, dass sich dies änderte, denn mit einer nicht eben geringen Kraftanstrengung brachte ich es tatsächlich fertig, die Arme anzuwinkeln. So konnte ich die Ellenbogen als Stützen benutzen und mich langsam höher stemmen.
    Schließlich saß ich!
    Und genau da meldete sich Glendas Telefon. Ich war nicht mal dazu gekommen, richtig Luft zu holen. Das Klingeln klang so unnatürlich laut in der Stille. Ich verzog unwillkürlich das Gesicht, wobei sich diese Reaktion nicht auf das Geräusch bezog, sondern auf meine Schwäche, denn es war mir zu diesem Zeitpunkt nicht möglich, auf die Beine zu kommen und zum Apparat zu gehen.
    Ich musste es klingeln lassen, und der Ärger schoss wie eine Lohe in mir hoch.
    Irgendwann hörte es auf. Die Stille sorgte wieder dafür, dass ich mich auf mich selbst konzentrieren konnte. Ich suchte nach einer Stütze, um mich hochziehen zu können. Gleichzeitig dachte ich über den Anrufer nach und musste kein großer Rater sein, um zu wissen, dass es Suko oder Shao gewesen waren. Sie machten sich natürlich Sorgen, denn ich hätte schon längst bei ihnen sein müssen.
    Eine Stuhllehne wirkte auf mich wie der rettende Anker. Ich kam tatsächlich hoch, und als ich mich einigermaßen gefangen hatte, war ich froh, dass ich mich auf die weiche Sitzfläche des Stuhls fallen lassen konnte.
    Und da meldete sich mein Handy. Man hatte mir alles gelassen.
    Selbst die Beretta und das Kreuz trug ich bei mir. Das war natürlich mehr als ideal. Meine Bewegungen waren noch immer etwas langsam, sodass es dauerte, bis ich den kleinen Apparat hervorgefingert hatte.
    Ich meldete mich mit schwacher Stimme.
    »John, du…«
    Es war Suko. Er gestattete mir nur ein krächzendes Lachen, mehr nicht. Dann prasselten seine Sätze an mein Ohr. Natürlich wollte er wissen, warum Glenda nicht abgehoben hatte.
    »Weil sie nicht konnte.«
    »Wieso?«
    »Sie ist nicht hier.«
    »Du machst Witze.«
    »Leider nicht.« Bevor Suko die nächste Frage stellen konnte, gab ich ihm einen Bericht in aller Kürze und gestand ihm damit meine Niederlage ein.
    »Ob es eine Niederlage ist, werden wir noch sehen.«
    »Was meinst du damit?«
    »Ganz einfach, John. Shao hat eine Spur gefunden. Ich denke, wir wissen jetzt, wohin wir müssen.«
    »Und?«
    »In den Holland Park. Dort muss es einen alten Pavillon geben, den sich eine gewisse Helen Snyder als Treffpunkt ausgesucht hat. Ich nehme an, dass wir da genau richtig sind. Der Park ist nicht so überlaufen wie der Hyde Park. Da werden sie ihre Ruhe haben.«
    »Und was ist mit dem Werwolf?«
    »Er wird dort sein.«
    »Gut, dann…«
    Suko ließ mich nicht ausreden. »Wir sind bereits so gut wie auf dem Weg und nehmen den BMW. Warte auf uns.«
    »Ha, du hast Humor. Was bleibt mir anderes übrig?«
    »Eben.«
    Er unterbrach das Gespräch, und ich stellte fest, dass meine rechte Hand schweißnass war. Nicht nur auf der Fläche, sondern auch auf dem Rücken.
    Insgesamt fühlte ich mich wie einer Sauna entstiegen. Als ich meinen Hals anfasste, spürte ich die Schwellung sehr deutlich. Daran würde ich noch einige Tage Spaß haben. Aber solche Blessuren ließen sich ertragen. Es gab schlimmere Dinge.
    Zum Beispiel die Angst um Glenda.
    Der Anruf hatte mir einen Kick gegeben. Nur konnte ich damit nicht besonders viel anfangen, denn vom Stuhl her in die Höhe zu kommen, war gar nicht leicht. Zwar wollte ich es durch Stemmen versuchen, aber auch das fiel mir nicht leicht, noch immer waren meine Glieder viel schwerer als sonst.
    Wenn Suko und Shao eintrafen, wollte ich ihnen kein Bild des Jammers bieten, und so machte ich weiter.
    Ja, es klappte!
    Ich kam hoch. Ich ging. Ich kämpfte gegen den Schwindel und drehte mich der offenen Balkontür zu, um zumindest etwas von dem seicht hereinströmenden Nachtwind zu spüren, der dann wie ein weiches Tuch über mein Gesicht

Weitere Kostenlose Bücher