1320 - Wolfsmond
gewesen.«
»Danke, das reicht, Kollege.«
»Gern geschehen und viel Glück.«
»Sieht gut aus, nicht?«, fragte Suko.
»Genau.«
Wir fuhren bereits durch Kensington, diesen eleganten Londoner Bezirk, in dem sich auch zahlreiche Botschaften befanden.
Es klappte wunderbar. Wir näherten uns dem Park von Westen und sahen ihn als dunkle Insel, über der nur der Londoner Himmel schwebte. Die Zufahrt fanden wir bald, rollten in den Park hinein und passierten auch die Botschaft des Senegal.
Danach zogen sich die Lichter zurück. Jetzt schluckte uns der Park wie ein großes Maul, und Suko ging vom Gas, als hätte er Furcht davor, noch tiefer in die Dunkelheit zu geraten und in irgendeinem Magen zu landen, der sich dem Maul anschloss.
»Wie weit, John?«
»Woher soll ich das wissen?«
»Du hast mit dem Kollegen gesprochen.«
»Halte an, wenn der Wald beginnt.«
Das tat Suko bereits nach nicht mal einer halben Minute. Da rollte unser Fahrzeug aus.
»Sehr gut«, sagte mein Freund und stieg aus. Ich folgte ihm und erlebte die laue Nacht, wobei diese noch durch den Schein des Mondes versilbert wurde.
Von einem Pavillon sahen wir nichts. Dafür stand der Wald vor uns wie eine dunkle Barriere, die uns nicht weiterlassen wollte.
Es gab nur das natürliche Mondlicht in der Umgebung. Das konnte zwar recht romantisch sein, aber in diesem Fall verzichtete ich liebend gern darauf.
Suko hatte die Straße bereits verlassen. Er schritt über den weichen Grasboden auf den Waldrand zu, der so nahe nicht war. In der Dunkelheit hatte die Entfernung getäuscht.
Wir liefen nicht über ein Fußballfeld, auf dem der Rasen immer wieder gemäht wurde. Suko und ich stampften über eine Wiese hinweg, die von hohem Gras bedeckt war. Unter ihm verbarg sich ein unebener Boden, und das Mondlicht gab der grünen Fläche einen leicht staubig glänzenden Film, als wäre irgendwann Asche vom Himmel geregnet.
Was mit dem Auto leicht zu erreichen war, dauerte als Fußweg länger. Hinzu kam die Breite des Waldrands, über die wir uns auch getäuscht hatten. Der Holland Park war nicht so belebt wie sein großer Bruder westlich von ihm, besonders in der Nacht wurde er zu einer verschlafenen Insel im Großstadtgetriebe.
Suko blieb stehen und ging leicht in die Knie. »Da ist jemand.« Er wies nach vorn. »Außerdem habe ich Stimmen gehört.«
»Auch von Glenda?«
»Keine Ahnung, ob auch sie gesprochen hat. Jedenfalls waren es mehrere Frauen.«
»Und der Wolf?«
»Den müssen wir uns vorerst noch malen.«
Als Suko schwieg, hörte ich sie auch. Er hatte leider Recht. Ich verstand ebenfalls nichts. Die Richtung war klar, und genau in die gingen wir, bis wir die Schüsse hörten…
***
Der Teufel selbst schien die vier Frauen zu seinen Marionetten gemacht zu haben, um sie bei der Suche nach Glenda zu führen, denn sie schlugen genau die Richtung ein, in der sie zwangsläufig auf ihre Saunakollegin treffen würden. Dabei gingen sie noch geschickt vor.
Sie schritten nicht hintereinander, sondern hatten eine Kette gebildet. Wie Jäger oder Polizisten, die auf der Suche waren und dabei ein bestimmtes Gelände abschreiten mussten.
Helen Snyder war als einzige Frau bewaffnet. Sie hielt die Luger in der rechten Hand, aber nicht mehr nach vorn gestreckt. Beim Gehen zeigte die Mündung nach unten.
Der nackte Mann wartete hinter ihnen. Er bewegte sich nicht vom Fleck, sondern wartete lauernd ab, ob seine Gespielinnen Erfolg hatten oder nicht.
Helen wollte sich selbst Mut machen und Glenda verunsichern.
»Wir kriegen dich, Glenda. Da brauchst du dich nicht zu verstecken. Wir holen dich. Wir sind ganz in deiner Nähe. Tu dir selbst einen Gefallen und zeig dich, sonst wird es für dich schlimm werden…«
Glenda war Menschenkennerin genug, um zu wissen, dass Helen nichts wusste und alles nur ahnte. Zum Glück besaßen sie keine Taschenlampen, denn deren lange Strahlen hätten Glenda bestimmt erreicht, weil sie so weit nicht von den Suchenden entfernt war.
So blieben sie auch weiterhin nackte Schattengestalten, die im Mondlicht badeten.
Glenda hatte sich sehr tief geduckt. Allerdings lag sie nicht flach auf dem Boden, denn sie wollte den Weg der vier Frauen erkennen.
Da es leider windstill war, würde sich das hohe Gras bewegen, wenn sie anfing zurückzugleiten, und das würde der Frauentruppe auffallen. Deshalb war es besser, an der Stelle auszuharren, wenn auch mit rasendem Puls. Sie konnte sich auch vorstellen, einen Überraschungsangriff zu
Weitere Kostenlose Bücher