1323 - Paladin VI
er die Haluter niederkämpfen können. Er wußte aber auch, daß jede Anforderung von Nachschub - und noch dazu von ganzen Flotten - seinem Ansehen in ESTARTU schaden würde. Deshalb hatte er sich dafür entschieden, den Halutern mit eigenen Mitteln und mit ein paar politischen, strategischen und taktischen Tricks beizukommen.
Das änderte aber nichts daran, daß es in ihm kochte, obwohl er sich äußerlich ruhig gab.
„Erteile ihnen endlich die Lektion, die sie verdienen!" hetzte sein Animateur von der Rückenlehne eines benachbarten leeren Sessels. „Oder willst du das Gesicht verlieren, Sotho? „Vielleicht sollte ich dich als Einzelkämpfer nach Halut hinabschicken, Kralsh", erwiderte Stygian in einem Ton, als meinte er es völlig ernst. „Du würdest unsterblichen Ruhm ernten, wenn es dir gelänge, den Halutern die Zähne der Frechheit, der Halsstarrigkeit und der Arroganz zu ziehen. Außerdem stellte ich es mir beeindruckend vor, wenn du dich zum krönenden Abschluß deiner Mission mit einer Antimateriebombe mitten im Sammellager der Gardisten in die Luft sprengen würdest."
Kralsh vollführte vor Entsetzen einen Sprung, der ihn die Decke der Kommandozentrale streifen ließ. Anschließend fiel er so hart auf den Boden zurück, daß seine Knochen knackten.
Anklagend deutete er auf den Sotho.
„Du bist ein Sadist, Stygian, ein Höllenhund, wie die Galaktiker sagen. Was versprichst du dir davon, wenn ich mich mit den hundertzwanzigtausend Deserteuren in die Luft jagte, anstatt ihnen eine ferngesteuerte Bombe zu schicken?"
„Du kämst zur Belohnung in den Dunklen Himmel", erklärte Stygian mit unüberhörbarem Sarkasmus.
Kralsh fuhr hoch, dann erstarrte er und blickte seinen Sotho aus Augen an, die förmlich Blitze sprühten.
„Du lästerst ESTARTU und zweifelst an ihrer unfehlbaren Weisheit?" fragte er tonlos.
Stygian lachte höhnisch.
„Ich habe dir nur eine Lehre erteilt", stellte er gelassen fest. „Versuche nie wieder, mich zu Handlungen anzustacheln, die jeder Vernunft widersprechen. Und jetzt verschwinde oder verhalte dich wenigstens so, als wärst du deine vor tausend Jahren verstorbene Mumie!"
„Eine Mumie kann nicht sterben, denn sie ist schon...", wollte Kralsh sagen, kam aber nicht mehr dazu, den Satz zu beenden, weil ihn eine von Stygian geschleuderte unreife Alounfrucht so hart aufs Maul traf, daß der supersaure Saft ihm übers ganze Gesicht spritzte.
„Wichtigtuer!" kanzelte Stygian ihn ab, dann war sein Animateur für ihn abgeschrieben.
Statt dessen widmete er seine Aufmerksamkeit der Zellballung im Zentrum eines Spezialgeräts, das vor ihm auf einer Schaltplatte befestigt war und unter anderem ein Hyperfunkgerät enthielt.
Die Zellballung war allerdings so winzig, daß er sie nur deshalb sah, weil er sie durch ein Lupenfeld betrachtete.
„Vasall, melde dich!" flüsterte der Sotho.
Etwa eine halbe Minute verstrich, dann fing die die Zellballung einhüllende Membran an, silbrig zu leuchten.
„Ich höre, Vasall!" sagte Stygian auffordernd.
„Ich berichte, Herr", teilte die Zellballung ihm über einen Vocoder mit. „Die dreißig Besatzungsmitglieder der BULLY befinden sich weiterhin im Feresh Tovaar 703. Aber außer dem, was ich bereits durchgab, liegen noch keine weiteren Aussagen vor."
Stygian bezähmte seine Ungeduld.
Das, was der Vomager bereits durchgegeben hatte, betraf die schon bekannte Information über das Anti-KM-Gas, das von der GOI auf Halut gegen die 120.000 Gardisten eingesetzt worden war.
Doch Stygian wollte mehr wissen.
„Du mußt mit den Gefangenen sprechen, aber so; daß sie nicht merken, daß du auf der anderen Seite stehst!" befahl er. „Wenn Windaji Kutisha trotz seiner bewährten Methoden nichts Wesentliches aus den Gois herausgeholt hat, haben sie wahrscheinlich Tiefenblockierungen gegen psychoelektronische Verhöre."
„Psychoelektronische Verhöre?" wiederholte die Zellballung verstört. „Aber mein Bruder teilte mir mit, daß die Gefangenen keinen Zwangsverhören unterliegen, sondern durch Argumente überzeugt werden sollen."
Stygian wollte widersprechen, besann sich aber noch rechtzeitig darauf, daß der Vomager und sein Bruder extrem sensibel waren.
„Wenn er das sagte, stimmt es auch", erwiderte er deshalb. „Aber wozu ist er bei den Gois eingesickert und hat ihr Vertrauen gewonnen? Er soll endlich alle Möglichkeiten ausschöpfen, die sich daraus ergeben. Unter vier beziehungsweise fünf Augen werden die Gois gesprächiger
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