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1324 - Der Angriff

1324 - Der Angriff

Titel: 1324 - Der Angriff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sie gelebt hatte. Ich war dankbar, dass ich sie gekannt hatte.
    Trotzdem bohrte der Schmerz in mir, denn es kam mir vor, als wäre meine zweite Mutter gestorben. Ich musste auch noch begreifen, dass ich Worte wie »mein lieber Sohn« nicht mehr hören würde.
    Die andere Seite war schneller gewesen und auch stärker. Aber wer war sie?
    Die Vampirmonster flogen nicht einfach so durch die Gegend. Es gab jemanden, der sie befehligte. Und da der Schwarze Tod wieder zurückgekehrt war, konnte ich mir vorstellen, dass er im Hintergrund die Fäden zog und dieses Grauen gebracht hatte.
    »Wir werden etwas tun müssen, John…«
    »Ja, ich weiß.«
    »Man muss die Tote untersuchen und…«
    »Später, Jane. Zuvor möchte ich noch ihren oder ihre Mörder finden.«
    Meine Bemerkung hatte Jane Collins aus ihrem Trauma zurück in die Realität gebracht. Sie schaute mich aus ihren verweinten Augen an, und ich wusste, dass sie eine Frage quälte, die sie allerdings nicht aussprach. Deshalb half ich ihr auf die Sprünge.
    Dass das Fenster in diesem Zimmer zerstört war, bemerkte ich wie nebenbei. Es war klar, wie die Mörder den Weg ins Haus gefunden hatten, aber ich fragte mich, ob sie bereits verschwunden waren oder nicht noch in der Nähe herumflogen, falls sie sich nicht im Haus versteckt hielten. Auch das war eine Möglichkeit, wobei ich eher auf das Fenster tippte und jetzt darauf zuging.
    Gern hatte Lady Sarah in dem neu gestalteten Hinterhof gesessen. Zu dieser Jahreszeit war er ein Paradies für junge und alte Menschen, und Sarah hatte sich dort immer sehr wohl gefühlt.
    Sie würde nie wieder unter Bäumen sitzen, deren dichte Kronen Schatten spendeten. Der späte Abend war lau. Erst sehr langsam schlich die Dunkelheit heran. Trotz der angenehmen Temperaturen hielt sich niemand im Hof auf.
    Düster war er. Schatten lagen auf dem Boden und krochen in die Ecken hinein. Durch die Fenster an den Rückseiten der gegenüberliegenden Häuser drang gelblicher Lichtschein. Mir allerdings kam er vor wie die kalte Farbe des Todes.
    Das Glas lag noch in Scherben auf dem Boden. Es knirschte unter meinen Schuhen, als ich mich bewegte. Jane saß auch weiterhin in Sarahs Sessel. Ich blickte von meiner Position aus auf ihren gebeugten Rücken. Es würde lange dauern, bis sie Lady Sarahs Tod überwunden hatte. Denn es war die Horror-Oma gewesen, die sie aufgenommen hatte, nachdem sie dem Teufel entrissen worden war.
    Als ich neben Jane stehen blieb, schielte sie mich von der Seite her an. »Und? Wie sieht es aus?«
    Ich hob die Schultern. »Nichts.«
    »Du hast sie gesucht, nicht wahr?«
    »Ja.«
    Jane setzte sich wieder aufrecht hin. »Sie sind noch da, John. Das spüre ich einfach. Sie sind zwar geflohen oder haben sich versteckt, aber nicht so weit entfernt. Sie haben einen Auftrag, den sie erfüllen müssen, und dem werden sie auch nachkommen.«
    »Dann rechnest du mit einem Angriff?«
    »Ja.«
    Ihre Überzeugung griff auch auf mich über. »Wie wäre es dann, wenn wir auch das Haus hier durchsuchen? Ich denke, dass es auch hier noch Verstecke für diese Monster gibt. Bestimmt rechnen sie damit, dass wir nicht mehr daran denken.«
    »Gut.«
    »Kommst du mit?«
    Jane schüttelte den Kopf. »Nur bis zu Sarah.« Sie schluckte, bevor sie weitersprach. »Ich möchte von ihr noch Abschied nehmen und werde deshalb in die Küche gehen.«
    »Das kann ich verstehen.«
    Jane Collins stand schwerfällig auf. Sie sah aus, als müsste sie das Gehen erst noch lernen. Beinahe hätte ich sie gestützt, aber das war nicht nötig. Noch bevor sie das Zimmer verließ, fing sie sich wieder und nahm eine normale Haltung ein. Wir gingen schweigend durch den Gang. Ich stoppte vor der Treppe, die nach oben führte.
    Es war dort nicht finster, denn im Flur in der ersten Etage, wo auch Jane wohnte, brannte Licht.
    Sie war inzwischen weitergegangen und drehte sich auch nicht mehr um, bevor sie die Küche betrat. Wenig später hörte ich ihren leisen Aufschrei. Sie würde alles noch mal erleben. Genau das musste sein. Möglicherweise erlebte sie so eine seelische Reinigung.
    Ich blieb an der Treppe stehen und schaute über die Stufen hinweg in die erste Etage. Da bewegte sich nichts. Da huschte kein Schatten über den Boden oder die Wände hinweg. Es blieb alles normal, aber dem Frieden traute ich nicht.
    Erst wenn ich auch das Dachgeschoss durchsucht hatte, dann…
    Etwas lenkte mich ab.
    Oben!
    Ich schaute dorthin, wo die Treppe endete. Ein Geräusch hatte ich

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