1324 - Der Angriff
zu. All der Hass und der Frust mussten sich freie Bahn verschaffen. Justine bewegte die Arme zugleich und wuchtete die beiden Wesen aufeinander zu, sodass sie mit ihren hässlichen Köpfen zusammenkrachten.
Der dabei entstehende Laut gefiel Justine. Sie hatte die kleinen Bestien nicht losgelassen und versuchte es auf eine andere Art und Weise. Die Körper riss sie wuchtig in die Höhe. Danach schleuderte sie sie nach unten, sodass die Köpfe das harte Gestein trafen.
Wieder krachte es in den Schädeln. Da brachen Knochen, und auch ein Knirschen war zu hören.
Justine löste ihre Hände. Sie brauchte die fliegenden Killer nicht noch mal anzuheben. Sie lagen bewegungslos am Boden, und ihre Schädel sahen auch nicht mehr so aus wie sonst. Ob sie tot waren, wusste die blonde Blutsaugerin nicht. Sie wollte nur auf Nummer Sicher gehen, dass nichts passierte.
Zuerst packte sie die rechte Schwinge oben am Rand. Und wie einen Papierstreifen riss sie das Ding entzwei.
Mit den anderen drei Flügeln geschah das Gleiche. Dabei zuckten die Wesen nicht mal, sodass Justine davon ausging, sie endgültig ausgeschaltet zu haben.
Sie lachte.
Es war der Sieg, den sie gewollt hatte.
Der erste Sieg in dieser Vampirwelt, seit sie von den verfluchten fliegenden Killern besetzt worden war.
Sie trat zurück und ließ ihre Blicke über den düsteren Friedhof gleiten. Ob ihre Aktion von den anderen Bestien beobachtet worden war, wusste sie nicht. Sie konnte es nur hoffen, damit sie bemerkten, dass sie nicht so einfach zu fassen war.
An der rechten Seite tat sich nichts, an der linken ebenfalls nicht.
Es blieb relativ ruhig, aber sie sah die Schatten in der Luft, und sie bekam mit, dass sie immer wieder schräg nach unten flogen und dabei zustießen, um sich neue Opfer zu holen.
Justine sah ein, dass sie nicht viel ausrichten konnte. Es waren einfach zu viele Angreifer, die sich im Umkreis verteilt hatten. Sie hatten die Welt tatsächlich in Besitz genommen, und Justine wusste nicht, wo sie anfangen sollte und wo nicht. Sie waren einfach überall. Oben, auch unten. Sie huschten durch die Luft und tauchten ab, wenn sie neue Gegner sahen.
Die hier existierenden Vampire hatten keine Chance. Sie waren einfach zu schwach. Sie wurden gepackt und in die Höhe gerissen oder blieben auch am Boden, wo sie das gleiche Schicksal ereilte wie ihre Artgenossen. Da wurden sie einfach zerrissen oder auch zerschlagen. Wenn sie versuchten, sich zu wehren, blieben diese Bemühungen bereits im Ansatz stecken.
Dracula II griff nicht ein.
Das wunderte Justine, doch wenig später schon ärgerte sie sich darüber. Warum ließ er zu, dass seine Bewohner vernichtet wurden?
Justine wusste es nicht. So kannte sie ihn nicht. Gut, er hatte mit ihnen nicht viel zu tun. Sie waren Fußvolk, nicht mehr. Sie brachten ihm kein Blut, das Gegenteil traf zu. Sie selbst mussten noch durch Justine versorgt werden, um überleben zu können.
Und jetzt wurde aufgeräumt. Der Schwarze Tod hatte seine Helfer geschickt. Und er hatte sich genau die richtigen ausgesucht.
Wenn sie angriffen, konnte es nur einen Sieger geben.
Im Moment hatte Justine Ruhe. Die Vampirmonster hatten wohl mitbekommen, wie es ihren Artgenossen ergangen war und hielten sich sicherheitshalber zurück.
Weiter vom Friedhof entfernt suchten sie auch in Bodenhöhe.
Hier aber blieben sie zumeist über dem Gräberfeld und für die Cavallo nicht erreichbar.
Aber sie sah, was bereits mit den Vampiren passiert war. Die Feinde hatten sie kurzerhand fallen gelassen oder weggeworfen.
Mit verrenkten Gliedern lagen sie zwischen den Grabsteinen. Bei manchen fehlten sogar die Köpfe, weil sie abgerissen worden waren. Andere waren einfach nur zerbrochen worden.
Justine hasste die Eindringlinge noch stärker. Sie hatte das Gefühl, von einer roten Welle überschwemmt zu werden. Sie wartete auf neue Angreifer, denen sie das gleiche Schicksal zufügen wollte.
Ihre Feinde waren schlau. Geschickt hielten sie sich über ihr und beobachteten sie. Justine besaß zwar mehr Kraft als ein normaler Mensch, doch so hoch springen und auch fliegen konnte sie nicht.
So musste sie darauf warten, dass sie angegriffen wurde, was nicht passierte, obwohl sie sich so offen zeigte.
In Justine kochte es. Manchmal schrie sie ihren Hass hinaus.
Dann verzerrte sie ihr perfektes Gesicht zu einer Grimasse. Durch ihre dünne und geschmeidige Lederkleidung war sie selbst ein Schatten unter Schatten, der immer wieder mit den dunklen Stellen
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