1324 - Der Angriff
Erste. Es hatte seine noch verbliebene Kraft gesammelt und flog mit aufgerissenem Maul auf mich zu. Ich warf mich zurück, prallte gegen die Wand und hörte dann die Stimme von Jane Collins.
»Ich bin auch noch da, John! Für Sarah! Alles für die tote Sarah, ihr verfluchten Killer!«
Dann schoss auch sie!
Ich sah nicht, ob sie getroffen hatte. In meiner Nähe huschte nur ein Schatten über den Boden, den flatternde Schwingen hinterlassen hatten.
Monster Nummer eins hatte es geschafft, bis an meine Kehle zu kommen. Aber es biss nicht zu. Ich schaute auf den halb zerstörten Schädel, und dann hämmerte ich die Waffe noch dagegen.
Das Ding fiel zu Boden und blieb dort liegen. Einen weiteren Angriff würde es nicht durchziehen können.
Ich löste mich von der Wand und stieg über den Kadaver hinweg. Jane drehte mir den Rücken zu. Das andere Wesen war tiefer in den Gang hineingeflogen. Es lag ebenfalls wie Abfall auf dem Boden und Jane hielt die Mündung ihrer Waffe auf es gerichtet.
»Am liebsten würde ich dich mit meinen eigenen Händen in Stücke hacken! Du hast sie getötet! Du hast einen Menschen umgebracht, an dem ich verdammt gehangen habe. Eine Kugel ist für dich zu schade, verfluchte Bestie!«
Sie wollte wieder schießen, doch ich fiel ihr in den Arm. »Nein, Jane, lass es sein! Du kannst dir die Kugeln sparen!«
Es sah so aus, als wollte sie nicht auf mich hören. Da ich sie weiterhin am Arm festhielt, merkte ich, dass sich ihr Körper entspannte. Sie nickte und drehte sich weg.
Ich hielt Jane nicht auf. Sie lehnte sich gegen die Wand und hob den Kopf, um gegen die Decke zu schauen. Nur ihre schweren Atemstöße waren zu hören.
Derweil schaute ich mir die beiden Angreifer an. Ja, sie waren tot.
Unsere Kugeln hatten ihnen das Leben genommen, aber sie lösten sich nicht auf. Das wiederum bestärkte mich in dem Gedanken, dass es keine dämonischen Geschöpfe waren, sondern irgendwelche genveränderten Wesen. Vielleicht hatte jemand sie gekreuzt.
Hätten sie zu den dämonischen Helfern gehört, wäre ihr Verhalten jetzt völlig anders gewesen. Dann hätten sie sich aufgelöst und wären entweder als schmierige Masse oder als Staub am Boden liegen geblieben.
So aber blieben sie liegen als wären zwei Hasen erschossen worden.
Das war für mich schon eine Überraschung, denn damit hatte ich in Verbindung mit dem Schwarzen Tod, der sich normalerweise mit anderen Helfern umgab, nicht gerechnet. Hier hatte er ganz tief in die Trickkiste gegriffen und uns etwas geschickt, das wir nie auf seiner Seite vermutet hätten.
Er hatte dazugelernt.
Das nahm ich mal als Resultat der Angriffe hin. Er selbst hielt sich zurück und schickte zunächst seine Helfer vor. Je mehr sie aus meinem Dunstkreis töteten, desto besser war es für ihn. Er wollte freie Bahn haben, und einen Menschen, der mir persönlich sehr nahe gestanden hatte, hatte er bereits geschafft.
Ich stand auf dem Fleck wie auf einer glühenden Herdplatte. In meinem Innern bewegte sich Feuer, über meinen Rücken hinweg lief ein eisiger Schauer.
Ich drehte mich zu Jane Collins hin um. Sie stand auch weiterhin mit dem Rücken zur Wand, aber sie hatte sich wieder gefangen, obwohl auf ihren Wangen noch rote Flecken tanzten.
»Ich denke, es sind alle gewesen«, sagte sie.
»Ja, das meine ich auch.«
Jane überlegte einen Moment. »Sicherheitshalber möchte ich trotzdem im Haus nachschauen.«
»Das übernehme ich.«
»Gut, dann gehe ich…«, sie winkte ab und schluckte die weiteren Worte.
Ich legte beide Hände gegen ihre Wangen. »Jane, bitte, was ich dir jetzt sage, das hört sich zwar profan an, aber ich sage es trotzdem. Das Leben geht weiter. Es muss weitergehen, auch ohne Sarah, wenn du verstehst. Wir werden nicht aufgeben. Wir machen weiter, und irgendwann werden wir den Schwarzen Tod noch mal zur Hölle schicken. Dann aber für immer, das verspreche ich dir.«
»Wir werden sehen.«
Ich ließ von ihr ab und stieg die Stufen der Treppe hoch. Obwohl ich das Haus gut kannte, kam ich mir fremd vor. Lady Sarah lebte nicht mehr. Sie war auf schlimme Art und Weise gestorben. Das musste ich erst begreifen. Ich konnte es noch nicht. Ich glaubte, überall ihre Stimme zu hören, ihr Lächeln zu sehen, das Funkeln ihrer Augen…
Verdammt auch…
Wieder wurde mir die Kehle eng. Ich steckte plötzlich voller Wut und Hass. Wäre mir jetzt jemand über den Weg gelaufen, der mich angreifen wollte, ich wäre durchgedreht und hätte jedes Maß
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