Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1324 - Der Große Bruder

Titel: 1324 - Der Große Bruder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
20.33."
    Unwillkürlich warf Sid einen Blick auf die Zeitanzeige. Nach der Zeitrechnung, die die IANUS von der BASIS mitgebracht hatte, war es 16.07 Uhr. Er ging davon aus, daß der Dekoder die ursprünglich in der Funkmeldung enthaltene Zeitangabe auf gültige Lokalzeit umgerechnet hatte.
    „Bleiben uns noch gute vier Stunden", sagte er. „Die Zahlen am Anfang der Meldung bezeichnen Raumforts. Feresh Tovaar dreiundfünfzig und zweieinsachtsieben. Wißt ihr darüber was?"
    Notkus Kantor zog die Schultern in die Höhe.
    „Dreiundfünfzig habe ich schon gehört. Liegt irgendwo in der Nähe, vier- bis fünfhundert Lichtjahre in Richtung Milchstraßenzentrum. Muß eine ziemlich wichtige Station sein. Wir kriegen öfter darüber zu hören."
    „Und das andere?"
    „Keine Ahnung. Liegt Vermutlich ziemlich weit entfernt, vielleicht auf der anderen Seite der Milchstraße."
    „Womit erklärt wäre", sagte Tirzo, „warum der Kurier schon viereinhalb Stunden vor seiner Ankunft avisiert wird."
    Notkus sah ein wenig verwirrt drein.
    „Was heißt das: Bleiben uns noch gute vier Stunden?" fragte er.
    Sid Avarit lachte.
    „Du weißt, wie weit Feresh Tovaar dreiundfünfzig von hier entfernt liegt. Du weißt, wann der Kurier dort ankommen soll. Du kennst die Geschwindigkeit, mit der die Fahrzeuge der Sothisten sich üblicherweise bewegen. Wie viel Daten brauchst du noch? Der Kurier wird dir quasi auf dem Präsentierteller angeboten."
    „Du meinst, wir sollen ihn aus dem Stygstrang pressen?"
    „Natürlich meine ich das."
    Notkus Kantor war alles andere als begeistert.
    „Gesetzt den Fall, wir quetschten ihn aus dem Strang heraus", begann er zweifelnd.
    „Wie bekämen wir ihn in unsere Gewalt?"
    „Mit der IANUS. Kuriere, nehme ich an, sind nicht übermäßig stark bewaffnet."
    „Gut. Wir kriegen ihn also. Was fangen wir dann mit ihm an?"
    „Wir halten ihn hier fest, bis wir zur BASIS zurückkehren. Dann nehmen wir ihn mit. Ihn und sein Fahrzeug."
    „Und was macht Feresh Tovaar dreiundfünfzig inzwischen? Der avisierte Kurier kommt nicht an. Man wird nach ihm suchen."
    „Soll man", sagte Sid Avarit. „Man wird ihn nicht finden und schließlich annehmen, daß er einen Unfall erlitten hat."
    „Ich weiß nicht...", begann Notkus Kantor.
    „Du bist, wie meistens, zu vorsichtig", fiel ihm Enza Mansoor ins Wort. „Hier bietet sich eine einmalige Gelegenheit, und du ..."
    „Und ich versuche, Verantwortung gegen Gelegenheit abzuwägen."
    Mit dieser Bemerkung geriet er freilich bei Enza an die Falsche.
    „Du tust geradeso, als wärest du der einzige, der hier Verantwortung trägt", sagte sie pikiert.
    „Nein, das nicht..."
    „Hört auf, euch zu streiten", fuhr Sid Avarit dazwischen. „Hier geht es um Wichtigeres ..."
    Aber der Streit, einmal in Gang gekommen, ließ sich nicht mehr verhindern. Das Gespräch hatte den Bereich des Technisch-Wissenschaftlichen verlassen, und schon lagen Enza und Notkus einander wieder in den Haaren. Sid hörte sich das eine Zeitlang an; dann stand er auf und ging zur Tür. Tirzo folgte ihm.
     
    *
     
    Sid Avarit hatte die Zeit genützt, um ein wenig zu schlafen. Danach ließ er sich von der Versorgungsautomatik eine Speise zubereiten, die er lustlos verzehrte. Die auf S'agapo vorherrschende Primitivität beschränkte sich nicht auf bauliche Strukturen und technisches Gerät; sie forderte auch von der Qualität der Küche ihren Zoll. Sid Avarit war von Natur aus Feinschmecker. Auf S'agapo, das nahm er zur Kenntnis, würde er nicht auf seine Kosten kommen. Er besänftigte den empörten Magen mit einem Becher halbwegs schmackhaften Weines und machte sich auf den Weg, Tirzo oder Enza oder Notkus zu finden.
    Der Streit war inzwischen zu Enzas Gunsten entschieden worden. In einer der Routinemeldungen, die die IANUS stündlich an die BASIS abgab, war mitgeteilt worden, daß man vorhabe, einen sothistischen Kurier mit technischem Gerät an Bord aufzubringen. Von der BASIS war keine Reaktion erfolgt. Dem Protokoll entsprechend bedeutete das, daß man an Bord des Mutterschiffs keine Bedenken gegen den Plan hatte.
    Es war kurz nach zwanzig Uhr, als Sid die drei Gesuchten fand. Sie saßen im Verschlag vor den Kontrollen des Striktors. Tirzo ließ sich von Enza und Notkus die Details der Wirkungsweise des Striktors erklären.
    „Die Reichweite eines Striktors beträgt, je nach Leistungsaufnahme, drei bis zehn Lichtminuten", hörte Sid Notkus sagen, als er näher trat. „Wir haben hier eines der

Weitere Kostenlose Bücher