1325 - In der Höhle des Löwen
auf. »Wer will mich vernichten? Ich habe Freunde. Ich habe Unterstützung. Die dämonische Welt steht auf meiner Seite. Ich diene ihr. Ich bin ihr Freund, und sie alle, die dort existieren, sind ebenfalls meine Freunde, die mich nicht im Stich lassen. Meine große Chance kehrt immer wieder zurück. Und diesmal werde ich für das Chaos sorgen und mich erst danach meinem eigentlichen Ziel nähern.«
»Was willst du werden?«
»Anführer der Templer. Ich werde Godwin de Salier zur Hölle schicken und mich an seinen Platz stellen.«
Bei einem anderen Menschen als van Akkeren hätte Bill von Hirngespinsten gesprochen, nicht aber bei ihm. Ihm konnte man alles zutrauen, und bisher war er jedem seiner mächtigen Freunde hörig gewesen.
»Gehören die komischen Vögel zu dir?« Bill wollte etwas die Spannung wegnehmen.
»Es sind deine Mörder!«
»Das dachte ich mir.« Er schluckte. »Aber woher kommen sie? Hat sie dir auch der Schwarze Tod geschickt?«
Da musste er laut lachen. »Nein, auf keinen Fall. Er hat sie mir nicht gegeben. Ich habe sie als Einstiegsgeschenk mitgebracht. Ich kannte einen Wissenschaftler, der so weit war, Mutationen herzustellen. Ein Paar hatte er bereits gezüchtet. Perfekt ist es geworden. Und dieses Paar hat sich rasend schnell vermehrt. Es produzierte mehrere Junge, und die waren ebenfalls sehr fruchtbar. Immer mehr Tiere oder Mutationen hat es gegeben, die schließlich in die Welt hineingingen, um sie zu erobern. Nur heimlich, niemand sah sie, denn ich wollte, dass sie noch unentdeckt blieben. Dafür hatte ich meine Gründe. Aber sie wussten genau, wem sie zu gehorchen hatten, das bin ich gewesen, und ich kann dir schwören, Conolly, dass sie mir aufs Wort gehorchen. Und zwar alle, die während meiner Zeit entstanden sind.«
»Hast du sie gezählt?«
»Nein, es sind zu viele.«
»Und jetzt?«
»Habe ich sie geholt. Ich besitze welche, aber auch der Schwarze Tod. Wir haben sie uns aufgeteilt. Ich bin erschienen, um ihm hier auf der Erde den Weg zu ebnen. Ich räume dem Schwarzen Tod alle Hindernisse zur Seite. Ein Teil dieser Hindernisse bist du, Conolly. Aber auch Sinclair und andere Freunde von euch. Mit einer habe ich angefangen. Es hätten schon längst mehr sein sollen, aber was nicht ist, kann noch werden. Zunächst bist du an der Reihe. Und deine Familie. Es ist alles vorbereitet, um euch in dieser Nacht in den Tod zu schicken. Auf die Hilfe deines Freundes Sinclair kannst du nicht rechnen. Er ist woanders gebunden und wird dort sein Ende finden, denn noch mal wird es ihm nicht gelingen, den Schwarzen Tod zu besiegen.«
Bill kannte solche Worte. Nicht die gleichen, aber in einem ähnlichen Kontext. Gefährliche Drohungen, die jeden Menschen erschreckten. Da machte Bill keine Ausnahme. Bisher waren die Drohungen seiner Feinde nie voll eingetreten. In diesem Fall allerdings waren seine Chancen doch um einiges gesunken.
Er wusste nicht, ob van Akkeren die Beretta in seiner Hand gesehen hatte. Sein Arm hing nach unten. Er hatte ihn zudem gegen den Körper gedrückt, so war die Beretta eigentlich gut verborgen. Aber sicher konnte er sich nicht sein.
Er hätte auf van Akkeren schießen können, aber Bill war kein Killer. Wenn er schoss und womöglich töten musste, dann nur in Notwehr, und die war hier nicht gegeben. Er war nicht angegriffen worden. Man hatte ihn nur verbal bedroht.
»Das hast du vor deinem Ende noch wissen sollen, Conolly. Du kannst dich nicht mehr verstecken. Wir werden dich und deine Familie kriegen. Schon in dieser Nacht.«
Van Akkeren hatte das letzte Wort kaum ausgesprochen, da verschwand er mit einer schnellen Bewegung. Für Bill sah es aus, als hätte ihn das Dunkel der Nacht verschluckt.
Er sah nichts mehr. Auch nicht die fliegenden Monster. Nur die Finsternis lag geballt am Rande des Grundstücks, an dem mittelhohe Bäume und Büsche wuchsen.
Was tun?
Bill wollte sich zurückziehen. Er musste mit seiner Frau und seinem Sohn sprechen, sonst…
Da passierte es!
Urplötzlich lag das Rauschen in der Luft. Im gleichen Moment sah er die Wolke, die vor seinen Augen in die Höhe stieg. Die verdammten Flugvampire hatten sich auf dem Boden verstecken können, aber jetzt waren sie nicht mehr zu halten.
Sie wollten die Beute, sie wollten den Tod bringen. Bei ihrer Masse nutzte Bill auch seine Waffe nichts mehr. Da gab es nur die vorläufige Flucht ins Haus…
***
Es war schon ungewöhnlich, mit welchen Gedanken und Gefühlen sich Johnny Conolly
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