1325 - In der Höhle des Löwen
beschäftigte, obwohl er sie selbst nicht hergeholt hatte. Sie waren einfach über ihn gekommen, und ihre Gründe lagen in der Vergangenheit, die ihn nicht losließ.
Er hatte gegen die Flugmonster gekämpft. Zwei Mal sogar. Er hatte gewonnen, aber er verspürte keinen Triumph, sondern eine gewisse Traurigkeit oder Melancholie, denn seit einigen Stunden war eine gewisse Zeit endgültig vorbei.
Die Zeit der Kindheit sowieso, jetzt aber war auch seine Jugend an ihm vorbeigegangen.
Er war in ein anderes Stadium getreten. Johnny fühlte sich plötzlich der Welt der Erwachsenen zugehörig. Es war so weit gekommen. Er hatte es hinter sich, und er war direkt ins kalte Wasser geworfen worden. Er würde seine Eltern unterstützen müssen und möglicherweise schon so etwas wie ein kleiner Geisterjäger sein, wobei er sich an seinem Patenonkel das beste Beispiel nehmen konnte.
Man hatte ihm eine Aufgabe zugeteilt, die er auch sehr konzentriert wahrnahm. Johnny kontrollierte die Fenster in den Zimmern des recht großen Hauses. Er ging überall hin, auch in das Arbeitszimmer seines Vaters, in dem er dicht hinter der Tür nachdenklich stehen blieb. Das Fenster war geschlossen. Niemand konnte hineinkommen, ohne die Scheibe zu zerstören. Daran dachte er nicht, denn ihm kam etwas anderes in den Sinn. Keiner war unsterblich, auch seine Eltern nicht. Und irgendwann würde er einmal auf dem Sessel hinter dem Schreibtisch sitzen, den sein Vater bisher noch in Beschlag nahm.
Daran hatte er nie gedacht. Warum trafen ihn ausgerechnet heute diese Gedanken?
Es musste mit den Vorgängen zu tun haben. Mit den verdammten Angriffen der Flugbestien, die erst der Anfang waren. Hoffentlich nicht der Anfang vom Ende.
Johnny verließ das Zimmer wieder. Er ging dabei leiser als er es eigentlich wollte. Er beschäftigte sich noch immer mit diesen Vorstellungen und hatte die drohende Gefahr fast vergessen.
Mit leisen Schritten bewegte er sich durch den Flur. Das Licht war gedimmt worden, doch er sah schon die Gestalt seiner Mutter, die innen vor der Haustür stand. Sheila sah aus, als hätte sie auf ihn gewartet.
Johnny ging zu ihr. »Wartest du auf mich?«
»Ja, das gebe ich zu.«
»Und warum?«
»Weil ich dir etwas sagen muss.«
Johnny erschrak. Plötzlich stellte er sich vor, dass seine Mutter ihm die Gedanken angesehen hatte. Das wäre ihm auf keinen Fall recht gewesen. Er schloss es nicht aus, denn Sheila etwas vorzumachen, schaffte er nicht.
Diesmal hatte er sich geirrt, den Sheila flüsterte ihm etwas zu. Sie hatte zu leise gesprochen.
»Was meinst du?«
»Ich habe Suko angerufen.«
»Und?«
»Er kommt her. Aber Bill weiß nichts davon.«
Johnny verstand das nicht. »Warum hast du ihm nichts davon gesagt? War das so schlimm?«
»Nein, er ist draußen.«
»Oje. Und?«
Sheila schluckte. »Ich habe ihn mit jemandem sprechen hören, weiß aber nicht, wer das ist. Für Bill scheint er nicht fremd zu sein. Aber ich traue dem Braten nicht.«
Ich auch nicht!, dachte Johnny und wollte seine Mutter beruhigen, indem er meldete, dass mit den anderen Fenstern und auch den Zimmern alles in Ordnung war.
»Wenigstens etwas.«
»Aber geschossen hat Dad nicht?«
»Nein. Hast du was gehört?«
Johnny schüttelte den Kopf.
»Okay, du weißt jetzt Bescheid. Ich hoffe, dass Suko so schnell wie möglich eintrifft, denn ich habe ein verdammt ungutes Gefühl. Besonders, weil noch diese fremde Person hinzugekommen ist.«
»Mir geht es ähnlich.«
»Lass uns ins Wohnzimmer gehen.«
Johnny hatte nichts dagegen. Er bemerkte sehr wohl den schiefen Blick seiner Mutter, mit dem sie die Waffe betrachtete, die er sich in den Hosenbund geschoben hatte.
Er selbst war kein Freund irgendwelcher Schusswaffen, aber er wusste auch, dass es manchmal keine andere Alternative gab. Das hatten ihm sein Vater und sein Patenonkel John Sinclair oft genug vorgemacht.
Beide betraten das Wohnzimmer, und beiden war anzusehen, dass ihnen nicht wohl war. Die Tür an der rechten Seite war zwar zugefallen, aber sie stand trotzdem noch einen Spalt offen, und deshalb hörten sie auch die Laute von draußen.
Dort unterhielten sich zwei Männer.
Einer war Bill. Die Stimme des anderen war ihnen fremd. Sheila wandte sich trotzdem an ihren Sohn.
»Kennst du die Stimme des Mannes?«
»Nein.«
Sheila schüttelte den Kopf. Ihre Stirn hatte sich in Falten gelegt.
»Ich glaube nicht, dass er ein Bekannter oder Nachbar ist. Dann hätte Bill ihn ins Haus gebeten oder ihn schon
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