1329 - Zombie-Nacht
war so gut wie nicht zu sehen. Von beiden Seiten her war er durch das Gras und niedrige Bodenpflanzen zugewachsen.
Auch Justine hatte an ihrer rechten Seite die Scheibe herabfahren lassen. »Ist ja egal, wo wir sie uns holen«, sagte sie und wollte stoppen.
Ich hatte nichts dagegen. Zwei Sekunden später dachte ich anders, denn hinter uns heulten die Motoren auf. Das war wie ein mächtiger Schrei, der die Stille der Nacht zerschnitt. Wir kamen nicht mehr dazu, uns einen Plan zurechtzulegen, denn wir wurden angegriffen.
Das von zwei Seiten.
In den beiden Außenspiegeln sahen wir die Lichter der Maschinen. Die Zombies gaben Gas und beschleunigten ihre Maschinen. Sekunden nur brauchten sie, um mit uns auf gleicher Höhe zu sein.
Die blonde Bestie hatte ihren Spaß. Ich hörte sie lachen, bevor sie plötzlich die Tür aufstieß. Der Trick war alt, und er passte auch hier, denn der Verfolger konnte nicht mehr bremsen.
Er wich auch nicht aus. In voller Fahrt rammte er gegen die Fahrertür.
Was passierte, sah ich nicht, weil ich mich auf meine Seite konzentrierte, aber Justine meldete es mir. »Er kann plötzlich fliegen…«
Der Motor der Maschine lief weiter. Ich hörte ein lautes Röhren, auch mit schrilleren Untertönen vermischt. Zugleich schlug etwas mit einem dumpfen Laut gegen meine Tür.
Ich schaute kurz hin.
Ein Typ mit wehenden Haaren hockte auf seiner Maschine. Er hatte sich eine Waffe besorgt. Sie bestand aus einer langen Stange, an deren Ende eine Kugel befestigt war. Bestückt war sie zudem mit Eisenspitzen, sodass sie mehr aussah wie ein Igel.
Justine hatte ihren Spaß. Wir fuhren noch immer, und dann zog die blonde Bestie das Wohnmobil plötzlich mit einer ruckartigen Handbewegung nach links.
Genau das konnte dem Verfolger nicht passen. Er hatte damit auch nicht gerechnet. Der Krach des Zusammenpralls war nicht zu überhören. Ich sah etwas ins Gelände huschen. Der Typ saß noch auf seiner Maschine. Er fuhr mit schlingernden Bewegungen, die dann aufhörten, als er plötzlich eine Bodenwelle erreichte und sein Untersatz einen großen Hüpfer machte, bevor er sich zur Seite legte.
»Perfekt!«, rief die Vampirin und stoppte.
Beiden war uns klar, dass wir die Fahrer mit unserer Aktion nicht erledigt hatten. Lebende Leichen waren nicht so einfach aus dem Weg zu räumen. Der Kampf fing erst an, und auf ihn freute sich die blonde Bestie, die nach ihrer Machete schnappte und sich aus dem Fahrzeug drängte.
Ich schnallte mich los.
Bevor ich ausstieg, warf ich einen Blick in den Spiegel. Zu sehen war nichts. Auf der Fläche zeigte sich nur die Dunkelheit, die auch der Zombie genutzt hatte.
Ich stieg schnell aus und blieb an der Außenseite des Wagens zwischen Tür und Heck stehen. Völlig dunkel war es nicht, denn unser Standlicht brannte noch. In seinem schwachen Kreis bewegten sich nur die Grasspitzen.
Von den fahrbaren Untersätzen unserer Verfolger sah ich zunächst nichts. Sie lagen irgendwo in der Gegend und versteckten sich ebenso wie ihre Fahrer.
Dass sie nicht aufgeben würden, war uns klar. Wenn der Schwarze Tod sie geschickt hatte, dann würden sie sich hüten, seinen Befehl zu missachten. Er war ihr Chef, ihr Herr. Er konnte sie leicht vernichten oder so lassen, wie sie waren.
Die Stille der Nacht war zurückgekehrt. Nur das ungewöhnliche Gelände »atmete« noch. Ich empfand diese Ausdüstungen als feuchten Schleier, und die Luft war auch nicht mehr klar. Dafür tanzten weiterhin die Mücken, die als dunkle Punkte durch das schwache Licht huschten.
»John…«
»Was ist?«
»Ich werde sie mal locken.«
»Und wie?«
»Hier liegt die Maschine. Ich denke, dass ich mich mal als Rockerbraut fühlen möchte.«
»Und was soll das bringen?«
»Sie sollen endlich angreifen.«
»Es ist dein Spiel.«
»Und ob.«
Es würde sich herausstellen, ob die Idee gut war. Ich jedenfalls wollte meinen Standort nicht verlassen, denn es gab nicht nur einen Gegner, der zweite lauerte noch in der Dunkelheit. Ich war fest davon überzeugt, dass es an meiner Seite passierte.
Ich tat nichts. Ich bewegte mich nicht mal. Trotzdem bildete sich kalter Schweiß auf meiner Stirn. Er sammelte sich dort in Tropfen, die an meinem Gesicht entlang nach unten flossen und ein Brennen in den Augen hinterließen.
Justine Cavallo war eine Person, die sich lautlos bewegte, wenn es sein musste. Auch jetzt hörte ich sie nicht. Überhaupt drang nur das Zirpen der Grillen an seine Ohren, und auch das klang noch recht
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