1329 - Zombie-Nacht
Schädel an und feuerte.
Schuss und Treffer!
Das geweihte Silbergeschoss hackte mitten in den Kopf hinein.
Sein Gesicht verschwand plötzlich vor meinen Augen. Der gesamte Schädel platzte auseinander, als wäre er von einem Explosivgeschoss erwischt worden. Das geweihte Silber trug dazu bei, und wenig später fiel er um wie ein gefällter Baum.
Vor dem Aufstehen atmete ich scharf durch. Es war leicht gewesen, diesen Feind aus der Welt zu schaffen, aber ich wusste auch, dass ich keinen endgültigen Sieg errungen hatte. Über ihn schon, jedoch nicht über die anderen Untoten.
Mich erreichte ein scharfes Frauenlachen. Ich drehte mich nach rechts und sah Justine Cavallo. Wieder lenkte sie nur mit einer Hand, den andern Arm hatte sie erhoben. Nur winkte sie damit nicht. Sie hielt etwas zwischen ihren Fingern, das wie eine Trophäe aussah. Man konnte sie auch als moderne Gladiatorin bezeichnen.
Justine fuhr auf mich zu. Sie verlor an Geschwindigkeit und hatte mich noch nicht ganz erreicht, als sie die Trophäe wegschleuderte, sodass sie mir vor die Füße rollte.
Es war der Kopf des Zombies!
Er war so gefallen, dass ich direkt in ein verwüstetes Gesicht schaute, aus dessen Mund noch die Zunge hing, als gehörte der Schädel zu einem makabren Clown, der seinen Mörder noch im Tod auslachte.
Hier roch es nicht nur nach Gewalt. Hier gab es die Gewalt. Man kam bei diesen Wesen nur mit Gewalt weiter. Es freute mich nicht.
Aber ich hatte einen Trost. Hier handelte sich nicht um normale Menschen, sondern um Gestalten, die nicht hätten existieren dürfen und es trotzdem taten. Dahinter steckte eine Macht, und ich wusste, dass es nur der Schwarze Tod sein konnte. Er hatte sich nicht geändert. Noch immer stand bei ihm das Töten und die Gewalt an erster Stelle, denn nur so konnte er seine verdammten Ziele erreichen.
Mit dem Handrücken wischte ich mir den Schweiß von der Stirn.
Es brachte so gut wie nichts, denn ich merkte, dass ich auch weiterhin schwitzte. Justine Cavallo hatte ihre Beutemaschine ins Gras fallen lassen. Sie schlenderte auf mich zu, und natürlich klebte wieder das breite Grinsen in ihrem Gesicht.
Sie schaute auf den zweiten, der seinen halben Kopf verloren hatte. »Nur so kriegt man sie, nur so. Es war gar nicht mal schwer, und ich bin direkt geil darauf, mir die anderen zu holen. Und zwar einen nach dem anderen. Darauf kannst du dich verlassen.«
»Sorry, aber deinen Wunsch kann ich nicht teilen.«
»He, was willst du denn? Im Kindergarten arbeiten?«
Ich winkte ab. »Lassen wir es.«
Die blonde Bestie dachte nicht daran. Sie rieb ihre Hände und musste die Botschaft einfach loswerden. »Jetzt habe ich richtig Durst auf einen kräftigen Schluck Blut.« Ihre Augen funkelten mich an, und ich hatte verstanden.
»Unterstehe dich!«
»Keine Sorge, wir sind ja Partner.«
»O ja, sehr.«
»Klar, wo Will Mallmann nicht mehr da ist. Falls er noch existiert, muss er sich wie ein kleines Kind verkrochen haben. Er hat die Zerstörung seiner Welt nicht verkraften können. Damit wurde er brutal aus all seinen Träumen gerissen, und wie ich ihn kenne, ist er gezwungen, wieder von vorn anzufangen.«
»Abgesehen davon«, sagte ich, »würde ich gern wissen, wie es bei uns weitergeht.«
Justine hob die Schultern und schaute sich um. Sie blickte dabei so weit in die Dunkelheit wie eben möglich und musste schließlich zugeben, dass sie keine Ahnung hatte.
Es war weder etwas zu hören noch zu sehen. Nur in der Ferne schimmerte Licht, ansonsten hatte sich die Dunkelheit wie ein dicker schwarzgrauer Schwamm über das Land gelegt.
»Da gibt es noch deinen Freund.« Justine trat gegen einen Grasbuckel. »Von ihm ist auch nichts zu sehen und zu hören.«
»Stört es dich?«
»Wenn er an unserer Seite steht, nicht. Ich frage mich nur, ob das noch möglich ist.«
»Er wird sich durchschlagen.«
Justine deutete auf ihren Hals. »Vielleicht haben sie ihn auch geköpft. Wer weiß das schon.«
»Würde dich das freuen?«
Sie überlegte kurz und schüttelte den Kopf. »In dieser Lage nicht. Später vielleicht.«
»Dann lass uns fahren.«
»Wohin?«
Ich regte mich auf. »Wohin schon? Zu irgendeinem Ziel. Sie müssen sich hier in der Umgebung aufhalten. Außerdem hast du mich geholt oder uns. Du wolltest uns etwas zeigen. Du hast uns zu den Zombies geführt. Wieso eigentlich? Woher wusstest du Bescheid? Wieso war dir dieser verdammte Treffpunkt bekannt?«
Justine zögerte mit der Antwort. Sie überlegte und
Weitere Kostenlose Bücher