133 - Der Sternenteufel
bisher eine Selbstverständlichkeit - funktionierten nicht mehr. Es war so, als hätte Mr. Silver eine Stromleitung mit Masseschluß in sich.
Impulse, die er losschickte, erreichten ihr Ziel nicht, verloren sich irgendwo in seinem Körper, bewirkten überhaupt nichts. Der Ex-Dämon hatte nicht geglaubt, daß sich in Yoras Seelendolch soviel Kraft befand.
Nun wußte er es.
Der Blick seiner perlmuttfarbenen Augen wanderte durch das Wohnzimmer, in dem er sich aufhielt. Ihm war bekannt, daß sich Tony Ballard zur Zeit in Amerika aufhielt und mit Noel Bannister zusammen war.
Er mochte Noel Bannister, dieses schlaksige Großmaul, sehr. Dieser Mann war gut. Er klopfte nicht nur große Sprüche, er war auch imstande, Überdurchschnittliches zu leisten.
Niemand war für die Leitung der CIA-Dämonenjäger-Abteilung besser geeignet als er, denn alles, was er von seinen Spezialagenten verlangte, vermochte er ihnen jederzeit vorzumachen.
Seit Mr. Silver seine magischen Fähigkeiten nicht mehr einsetzen konnte, war er mit einem Revolver bewaffnet, den er mit geweihten Silberkugeln geladen hatte.
Im Wohnzimmerschrank lehnte außerdem eine Flinte, die mit geweihtem Silberschrot geladen war. Waffen, mit denen sich der Ex-Dämon aber nur rangniedrige Schwarzblütler vom Leib halten konnte.
Er machte sich nichts vor. Einem Mago, einem Atax, einem Loxagon konnte er damit überhaupt nichts anhaben. Die konnte er mit einem Treffer höchstens reizen.
Er dachte an seinen Sohn Metal.
Lange hatte er ihn gekannt, ohne zu wissen, daß er der Vater dieses Silberdämons war, denn Cuca hatte es ihm nicht verraten.
Als Feinde hatten sie einander in etlichen Kämpfen gegenübergestanden und alles versucht, um sich gegenseitig zu töten. Seit ihnen bekannt war, daß sie Vater und Sohn waren, hatte Metal nicht mehr auf der schwarzen Seite gekämpft.
Aber er hatte sich nicht entschließen können, sich auf die gute Seite zu stellen. Neutral war er gewesen. Jedermann hatte gewußt, daß dieser Zustand nicht ewig dauern konnte, auch Metal.
Und nun hatten die Umstände den jungen Silberdämon gezwungen, sich zu entscheiden. Er war aufgebrochen, um Cuca, seine Mutter, zu suchen.
Er hoffte, daß sie einen Zaubertrank kannte, der Mr. Silver half.
Mr. Silver hatte ihm die Gebiete genannt, die Cuca einst in der Hölle bevorzugt hatte. Dort wollte Metal zuerst nach ihr suchen, doch es war noch nichts gewonnen, wenn er sie gefunden hatte, denn dann mußte er sie erst überreden, mitzukommen.
Sollte Cuca eine Möglichkeit kennen, mir zu helfen, dachte Mr. Silver, wird sie vorher Forderungen stellen, und wenn ich diese nicht erfülle, wird sie in die Hölle zurückkehren, ohne auch nur einen Finger für mich zu rühren. Sie ist listig und gemein und versteht es hervorragend, die Notlage eines anderen auszunützen. Ich werde dennoch nicht alles akzeptieren. Wenn sie die Grenze des Vertretbaren in ihrer Maßlosigkeit überschreitet, soll sie sich zum Teufel scheren.
Um Shavenaar, das Höllenschwert, vor fremdem Zugriff zu schützen, hatte Mr. Silver einen Tresor gekauft und diesen magisch gesichert. Das gleiche Modell stand in Tony Ballards Haus und hatte sich bestens bewährt.
Seine Beziehungen zu Shavenaar war getrübt, denn das lebende Schwert akzeptierte nur einen starken Herrn. Zur Not gehorchte es aber auch dem, der seinen Namen kannte.
Zur Zeit war Mr. Silver schwach, und Shavenaar hätte sich gegen ihn gewandt, wenn ihm nicht sein Name bekannt gewesen wäre, aber der Ex-Dämon merkte, daß ihm das Höllenschwert nur noch widerwillig gehorchte.
Er stand auf und begab sich zum Safe. Nachdem er die magische Sicherung ausgeschaltet hatte, stellte er die Zahlenkombination ein und zog die schwere Panzertür auf.
Die breite, leicht geschwungene Klinge, auf deren Rücken eine Krone saß, fluoreszierte leicht. Mr. Silver zögerte einen Moment, das Schwert zu berühren, dann packte er aber entschlossen den Griff und holte die schwere Waffe heraus.
Shavenaar lag hervorragend in der Hand. Viele Kämpfe kamen dem Ex-Dämon in den Sinn, die er mit dem Höllenschwert bestritten hatte. Shavenaar hatte Freude am Kampf.
Manchmal kämpfte das Höllenschwert sogar, ohne gelenkt zu werden, suchte und fand die Schwachstellen der Feinde und schaltete sie aus. Dennoch hatte Mr. Silver in Shavenaar nie einen echten Freund gesehen, auf den er sich blind verlassen konnte.
Denn Shavenaar war immer noch eine schwarze Waffe, die zur Zeit auf der guten Seite
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