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133 - Die Letzte ihrer Art

133 - Die Letzte ihrer Art

Titel: 133 - Die Letzte ihrer Art Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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Sicherheitsstufe 1 stand, desto stärker wuchs die Unruhe an. Kerry versuchte sich innerlich gegen jeden nur möglichen Anblick zu wappnen. Das Erste, was er beim Verlassen der Luftschleuse sah, war allerdings ein uniformierter Wachmann mit blauem Turban, der reglos in seinem Blut lag. Der Sikh musste noch versucht haben, Widerstand zu leisten – das war ihm zum Verhängnis geworden. Kerry schenkte dem Mann keine große Beachtung, dafür hatte er in seinem Leben einfach schon zu viele Tote gesehen. Hinter der Schleuse lag nicht einfach nur das Herzstück der Forschungseinrichtung, nein, hier weitete sich das Gebäude unversehens zu einer riesigen Halle, die nach oben hin alle drei Stockwerke einnahm und in der Grundfläche zehn mal fünfzehn Meter maß. Alle ringsum angeordneten Labors, Rechenzentren und Büros arbeiteten nur für den einen Versuch, der hier gefahren wurde.
    Das Personal lag gefesselt auf dem Boden. Abgesehen von einer einzigen Person. »Mister Kerry!« Aufgeregt stürzte Anupam Khan dem Commander entgegen, obwohl der zu seiner Bewachung abgestellte Soldat ihn noch zurückzuhalten versuchte. »Mister Kerry, was hat das alles zu bedeuten?« Die Stimme des genialen Biochemikers vibrierte vor Empörung.
    »Dies ist Privatbesitz! Sie haben hier keinerlei Befugnisse!«
    Khan mochte so hager wie ein Bettler aus Kalkutta wirken, der maßgeschneiderte Anzug unter seinem offenen Kittel bewies, dass er über äußerst vermögende Hintermänner verfügte. Seine Augen sprühten vor Energie. Er war ein wahres Temperamentbündel. Immer wieder riss er sich von seinem bulligen Wächter los, bis es dem zu bunt wurde und er dem Inder den Lauf seiner Enfield SA-80 in die Rippen stieß.
    Commander Kerry dachte gar nicht daran, den Marine dafür zu rügen, dass er seine verdammt Pflicht tat.
    »Regen Sie sich ab, Khan«, nutzte er den kurzen Moment, in dem der Professor unter dem Druck der Mündung zusammenschrak. »Die verantwortungslosen Elemente, die bisher schützend ihre Hand über Sie gehalten haben, haben kalte Füße bekommen. Der Gouverneur hat uns persönlich damit beauftragt, in diesem Saustall für Ordnung zu sorgen.«
    Prompt sprudelten aus dem Inder weitere Beschwerden hervor, aber Kerry besaß Übung darin, das Gewäsch von Zivilisten zu überhören. Verdammt, ihm wurde jetzt noch schlecht bei dem Gedanken, dass er bis vor zwölf Monaten noch höchstpersönlich für den Schutz dieses Giftzwerges verantwortlich gewesen war.
    Die Tanks und Pumpen der Halle wirkten nur allzu vertraut.
    Ja, das Ganze ähnelte schon verdächtig dem Versuchsaufbau, der noch bis vor kurzem auf der Marinebasis gestanden hatte.
    Nur dass hier, bei der Khan-Corporation, alles viel größer und überdimensionierter ausfiel. Vor allem der riesige Tank aus Panzerglas, der den Raum zu zwei Dritteln ausfüllte.
    Was Anupam Khan und seine Mitarbeiter hier aufgebaut hatten, war zweifellos der feuchte Traum jedes Aquarienbesitzers.
    Ein Stück Ozean, täuschend echt nachgebildet, mit mehrstufigem Meeresboden, Wasserpflanzen und schwebenden Tangwäldchen.
    Nur eins gab es im klaren Wasser nicht zu sehen.
    Fische.
    Die Pumpen der Umwälzanlage rumpelten leise im Hintergrund, während Kerry nach dem Grund für das hysterische Verhalten seiner Leute suchte. Second Lieutenant Rush kam ihm dabei einen Sekundenbruchteil zuvor.
    »Sir, sehen Sie nur!« Zitternd deutete sie mit der Rechten auf ein dorniges, sich windendes Etwas, das aus dem Hintergrund des Tanks hervor schnellte und erst kurz vor der Frontscheibe abstoppte.
    Rush schlug sich die Hand vor den Mund, um einen aufkeimenden Schrei zu unterdrücken. Plötzlich war sie nicht mehr die abgebrühte Offizierin, die selbst Tote ignorierte, sondern nur noch eine junge verschreckte Frau, der gerade der Boden unter den Füßen fortgezogen wurde.
    Kerry konnte ihr die Reaktion nicht verdenken, als er endlich begriff, was ihm dort mit rot glühenden Augen entgegen starrte.
    Der Anblick traf ihn wie ein Schlag in die Magengrube.
    »Mein Gott, Khan!«, keuchte der Commander. »Wie krank muss ein Mensch eigentlich sein, um so etwas zu erschaffen?«
    ***
    Vor der Küste Großbritanniens, 11. Februar 2521
    »Mein Gott, Quart’ol, hättest du dir nicht etwas anderes ausdenken können?« Commander Matthew Drax ruderte verzweifelt mit seitlich ausgestreckten Armen, um das Gleichgewicht auf dem glitschigen, instabilen Untergrund zu halten. Wasser schwappte über seine Stiefel. Er stand auf einem lebenden

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