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133 - Die Letzte ihrer Art

133 - Die Letzte ihrer Art

Titel: 133 - Die Letzte ihrer Art Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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Eine alte britische Kolonie. Eine Hafenstadt, unmittelbar zwischen einem Bergkamm und dem Meer gelegen.
    Ehe er Quart’ol zu seiner Entdeckung gratulieren konnte, schrie der Hydrit vor Schmerz auf. Eine äußere Verletzung war zwar nicht zu sehen, in der Qualle blühten jedoch roten Adern auf, die immer dicker anschwollen, bis blutigen Schlieren den milchigen Leib durchliefen. Gleichzeitig schlug die Oberfläche Blasen.
    Matt wollte seinem Freund schon zu Hilfe eilen, da packte Quart’ol selbst nach dem Stirnreif und riss ihn sich mitsamt der daran klebenden Qualle vom Kopf.
    »Pest und Fischfäule!«, fluchte er. »Da wollte mir irgendwas einen Stich ins Hirn verpassen!«
    »Alles in Ordnung?«, fragte Matt besorgt.
    »Geht schon wieder.« Das unkontrollierte Zittern seiner Extremitäten strafte den Hydriten Lügen. »Ich fürchte allerdings, mein Eindringen ist nicht unbemerkt geblieben. Mein Geist wurde mit schmerzhaften Empfindungen bombardiert. Nächstes Mal muss ich mich vorsichtiger heran tasten.«
    »Das hat Zeit«, wehrte Matt ab. »Erhol dich lieber von deinen Strapazen. Wir müssen sowieso erst mal deine Entdeckung auswerten.«
    »Wie bitte?«, rief Quart’ol schrill. »Wovon redest du?«
    Matt überfiel die dumpfe Ahnung, dass es gar nicht die Attacke der Daa’muren war, die Quart’ol dermaßen entsetzte.
    »Gibraltar!«, erinnerte er trotzdem.
    »Eine kleine, überschaubare Halbinsel am Mittelmeer, auf der sich gerade ein Daa’mure aufhält. Ich denke, wir sollten herausfinden, was der Bursche dort so treibt.«
    Quart’ols Kiemenlappen blähten sich hektisch auf und fielen wieder zusammen. Es dauerte einige Sekunden, bis er das Grauen, das ihn so sehr im Griff hielt, in Worte zu fassen vermochte.
    »Gibraltar?«, spie er den Namen der Halbinsel geradezu aus. »Aber… da dürfen wir nicht hin! Auf gar keinen Fall!«
    Diese Ankündigung versetzte Matt nicht nur in Erstaunen, er verstand sie schlicht und einfach nicht.
    »Was sollte uns denn von dem Besuch abhalten?«, fragte er überrascht. »Die Daa’muren?«
    »Unsinn!« Quart’ol schüttelte den Kopf. »Darum geht es überhaupt nicht.«
    Nervös schaute er über seine Schulter, um nach etwaigen Lauschern Ausschau zu halten, dabei erstreckte sich in seinem Rücken nur die endlose Weite des Atlantiks. Fassungslos nach Worten ringend, sah er von Matt zu Aruula und wieder zurück, bevor er die Stimme zu einem heiseren Flüstern senkte.
    »Wir können nicht dorthin«, erklärte er endlich. »Dort herrschen die Fishmanta’kan!«
    ***
    In der Stratosphäre, auf Höhe des 4. Längengrades
    Thgáan hatte schon lange das Kommando über seine Myriaden zählende Armada verloren. Die ihm unterstellten Truppen waren auf wenige Hundert
    Lesh’iye
    geschrumpft, und eine innere Leere, die sich wohl am besten mit Langeweile beschreiben ließ, hatte sich seiner bemächtigt. Dazu gezüchtet, ein gigantisches Informationsgeflecht zu koordinieren, fühlte sich der große Flugrochen schon seit langem unterfordert.
    Meist diente er nur noch als Relais für die Aurenverstärker seiner Herren.
    Thgáans Hochleistungsgehirn, zur simultanen Verarbeitung hochdichter Informationsmengen vervollkommnet, gierte jedoch unablässig nach Beschäftigung. Deshalb widmete er jeder einzelnen Aurenschmelze ein Höchstmaß an Aufmerksamkeit. Rastlos suchte er nach Möglichkeiten, die Verbindungen zu verbessern, Überlagerungen zu kanalisieren und Störungen auszublenden. Nur so war zu erklären, dass er ein kaum wahrnehmbares Echo verfolgte, dass sich anfangs nicht erklären ließ, das ihm aber sofort irgendwie fremd vorkam.
    Rasch bündelte er Ressourcen, die für Millionen gleichzeitiger Kontakte ausgereicht hätten, um das Phänomen zu untersuchen. Er lauschte in die Aurenschmelze zwischen Hal und Sol hinein, zerlegte jede einzelne Information in mehrere Sequenzen und fahndete nach dem Ursprung der Anomalie, ohne seine Herren über diese Eigenmächtigkeit zu informieren.
    Vielleicht, weil es ihn selbst erschreckte, wie selbstverständlich er mittlerweile seine Befugnisse erweiterte.
    Und sicher auch, weil er um deren Beschneidung fürchtete.
    Auf jeden Fall gelang es ihm, den fremden Einfluss zu separieren und bis zu seiner Quelle zurück zu verfolgen. Bis zu einer fremden Aura, die sich eines Verstärkers bediente.
    Thgáan, der alle sein Nervensystem durchlaufenden Verschmelzungen heimlich abspeicherte, brauchte nur Bruchteile von Sekunden, um Informationen über zwei verloren

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