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133 - Die Letzte ihrer Art

133 - Die Letzte ihrer Art

Titel: 133 - Die Letzte ihrer Art Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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wenig herab. »Weil wir uns nicht völlig sicher sein können, ob wir nicht doch von einer gemeinsamen Linie abstammen«, gestand er. »Du weißt doch, dass die Wurzeln meines Volkes im Dunkeln liegen. Bevor Ei’don den neuen Weg ausrief, gab es nicht mal eine richtige Geschichtsschreibung. Nur archaische Mythen über Mar’os und seine wilden Streiter.«
    Grüne Pigmente sprenkelten Quart’ols blaue Stirnflosse. Ein untrügliches Zeichen für emotionale Anspannung. In diesem Fall vermutlich Scham.
    »Bis zur Hüfte besitzen die Fishmanta’kan einen humanoiden Körperbau«, fuhr er stockend fort, doch je länger er redete, desto leichter kamen die Worte über seine Lippen.
    »Darunter schließt sich ein Fischleib an. Eine äußerst bizarre Erscheinung, die an alte menschliche Legenden über Seejungfrauen und Sirenen erinnert. Vielleicht existieren wir also schon seit Ewigkeiten neben den Fishmanta’kan. Zum ersten Mal entdeckt haben wir sie vor knapp 450 Rotationen (entspricht der gleichen Anzahl von Jahren) . Seit damals beherrschen sie den Zugang zum Mittelmeer. Wir haben mehrmals versucht, freundlichen Kontakt zu ihnen aufzunehmen, doch sie sind von minderer Intelligenz und so aggressiv wie Raubfische. Sie attackierten uns genauso rücksichtslos wie die Küstenbewohner.«
    »Auf spanischer wie marokkanischer Seite waren die Strände also menschenleer?«
    Der Hydrit bejahte.
    »Okay, verstehe. Und als euch bewusst wurde, wie wirkungsvoll sich der schlechte Ruf der Fishmanta’kan auf die Menschen auswirkt, habt ihr irgendwann beschlossen, in ihrem Namen das Territorium zu vergrößern. Und so hielt die Legende der Fishmanta’kan auch im Atlantik Einzug.«
    »Richtig«, bestätigte Quart’ol. »Obwohl das natürlich keine Entscheidung von heute auf morgen war. Das hat sich im Laufe der Rotationen so ergeben.«
    »Eine so geniale Kriegslist ist doch keine Schande«, tröstete Aruula. »Deshalb brauchst du nicht traurig zu sein.«
    Quart'ol bemühte sich um ein Grinsen, das allerdings völlig missglückte. »Du verstehst nicht«, antwortete er. »Mein Volk wird laufend von der Sorge um unsere kriegerische Vergangenheit geplagt. Bevor wir das Problem mit der Tantrondrüse erkannten und zu Vegetariern wurden, sind wir beinahe an Selbstzerfleischung zugrunde gegangen. Die Fishmanta’kan sind für uns der Spiegel unseres eigenen bösen Ichs. Wir alle fürchten, einmal so wie sie zu werden, oder zumindest wie Goz’anga und seine Schergen.« [3]
    »Nur weil diese Gattung einen halbwegs menschlichen Oberkörper besitzt?«, fragte Matt. »Genauso gut könnten sie von meiner Spezies abstammen.«
    Quart’ols Augen verloren schlagartig allen Glanz. Stumpf und von Trauer erfüllt richtete er sie auf den Piloten.
    »Das tun sie auch«, sagte er rau. »Zumindest weisen einige Proben, die wir analysiert haben, menschliche Genspuren auf. Allerdings genauso tierische und hydritische. Eine völlig unerklärliche Mischung, über die sich schon unsere fähigsten Wissenschaftler die Köpfe zerbrochen haben.«
    »Ein Grund mehr, der Sache genauer auf den Grund zu gehen«, beschloss Matt. »Wir sollten uns auf schnellstem Wege nach Gibraltar begeben.«
    »Das lässt der Hohe Rat niemals zu«, wiegelte Quart’ol ab.
    »Die Mittelmeerenge gilt schon seit Hunderten von Rotationen als Speergebiet.«
    »Gut.« Matt besah seine Fingerspitzen, als ob es dort winzige Dreckpartikel gäbe, die er dringend beseitigen müsste.
    Es kostete ihn alle Mühe, sich äußerlich ruhig und gelassen zu geben. »In diesem Fall organisiere ich in London eine EWAT-Expedition. Wir sind da keineswegs auf eure Hilfe angewiesen.«
    Er wusste, dass diese Ankündigung einer Drohung gleich kam, aber in diesem Punkt war er bereit, die Verärgerung der Hydriten in Kauf zu nehmen. Schließlich gab es klare Hinweise darauf, dass sich auf Gibraltar Daa’muren herumtrieben. Und die führten dort sicher nichts Gutes im Schilde. Es gab also gar keine Alternative. Sie mussten sofort los und nach dem Rechten sehen. Ob mit oder ohne Unterstützung der maritimen Freunde.
    Quart’ol ließ ein ärgerliches Klacken hören, nickte dann aber, wie jemand, der den Argumenten eines Freundes nachgab. »In Ordnung. Ich werde der OBERSTEN deinen Entschluss mitteilen. Ich bin mir sicher, sie zieht es vor, wenn ich dich begleite.«
    ***
    Gibraltar, in den Ruinen des britischen Marinestützpunktes
    Triefend vor Nässe kehrte Veda’hal’wowaan ins Trockene zurück. Die Neutralisierung

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