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133 - Die Letzte ihrer Art

133 - Die Letzte ihrer Art

Titel: 133 - Die Letzte ihrer Art Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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des fremden Wesens, das im Dunkeln über ihn herfallen wollte, hatte er längst wieder vergessen. Die primitiven Rassen des Zielplaneten waren nun mal feindselig gesinnt, das war nichts Neues. Trotzdem stellten sie keine ernsthaften Gegner dar. Die Bio-Organisationen, die den Daa’muren als körperliche Hülle dienten, verfügten über ein enorm hohes Kraftpotential. Aus diesem Grunde rekapitulierte Veda’hal’wowaan lieber die vorangegangene Aurenschmelze. Der Sol hatte sich ungehalten über die Verzögerungen gezeigt, dabei konnte er ihren symbiotischen Verband nun wirklich nicht für die widrigen Umstände verantwortlich machen.
    Giftgrüner Lichtschimmer am Ende des Korridors wies den richtigen Weg. Unter den Füßen des Daa’muren, der in der ursprünglichen Gestalt seines Wirtskörpers auftrat, erklang bei jedem Schritt ein lautes Patschen. Weite Teile des Gebäudes standen unter Wasser. Zum einen, weil der Meerespegel in Folge des Kometeneinschlages stark angestiegen war, zum anderen zeigte der seit Tagen anhaltende Dauerregen Wirkung.
    Überall sickerte Wasser in das zerfallene Gebäude. Tropfte von den löchrigen Decken, rann von den vollgesogenen Wänden und sammelte sich, in Ermangelung geeigneter Abflussmöglichkeiten, auf den Böden.
    Die große Halle, in der die Daa’muren ihr Quartier aufgeschlagen hatten, gehörte zu den wenigen noch einigermaßen trockenen Bereichen. Das war einer der Gründe, warum sie alles, was ihnen nützlich erschien, hier zusammentrugen. Sie nutzten diesen Abschnitt aber vor allem, weil es hier eine natürliche Lichtquelle gab, die ihnen die Arbeit erheblich erleichterte.
    Ein grüner, dickflüssiger Belag, der sich an der rückwärtigen Wand bis zur Decke hinauf zog, leuchtete so stark von innen heraus, dass sein Schimmer alles bis hinein in den letzten Winkel in ein trübes, konturenloses Zwielicht tauchte. Veda’lan’bakor, der die Einheit anführte, saß inmitten eines Kreises aufgebrochener Aktenschränke, deren geleerte Schubfächer wie Knochen aus einem offenen Leib ragten.
    »Wie sieht’s aus?«, fragte Veda’hal’wowaan.
    Er war noch zu weit entfernt, um die Aura mit dem Lan zu verschmelzen. Außerdem wurden sie angehalten, auf akustischem Wege zu kommunizieren. Nur wenn diese Art des Dialogs in Fleisch und Blut überging, unterliefen bei Infiltrationen keine Fehler.
    »Der Zustand dieser Datenträger befindet sich in befriedigendem Zustand«, antwortete der Hal, ohne von den vergilbten Dokumenten aufzusehen, die rund um ihn herum auf dem Boden ausgebreitet waren. »Die luftdichte Versiegelung hat den Zerfall unterbunden. Nun gilt es, die relevanten Zielobjekte zu finden. Alles was hier liegt, ist für uns ohne Belang.«
    Da Tarnung zurzeit nicht nötig war, bewegte sich auch Veda’lan’bakor in der ursprünglichen Gestalt seines Wirtskörpers. Einer menschengroßen, echsenhaften Statur, deren Oberfläche aus Myriaden winzigster Schuppen bestand.
    Diese Körpersegmente ließen sich umschichten und neu ausrichten, um auf diese Weise verschiedene Spezies nachzubilden.
    Als Veda’hal’wowaan näher trat, identifizierte er auf den abgelehnten Dokumenten einige Bilder, die unangenehme Erinnerungen in ihm wachriefen. Da der Lan sie als belanglos einstufte, beachtete er sie allerdings nicht weiter. Unnützes musste ausgeblendet werden, nur so kamen sie schnell ans Ziel.
    »Die höherwertigen Speichermedien?«, fragte er Veda’lan’bakor.
    »Veda’hal’fraagar bemüht sich weiterhin, sie zugänglich zu machen.«
    In der Antwort schwang eine Spur von Resignation mit.
    Kein Wunder. Ihr Verband musste hier wirklich gegen widrige Umstände ankämpfen. Da ein Anmarsch mit erbeuteten Panzerfahrzeugen unabwägbare Risiken heraufbeschworen hätte, waren sie zu viert über das Schwarze Meer hierher geschwommen.
    Ihre amphibischen Gestalten besaßen genügend Kraft für diese lange Strecke, allerdings blieb ihnen dadurch eine umfangreiche Ausrüstung verwehrt. Ein paar russische Fauststrahler, drei Stableuchten und mehrere Energiezellen, mehr hatten sie nicht mitführen können. Damit ließ sich nicht viel anfangen, trotzdem versuchten sie das Beste daraus zu machen.
    »Und der Sol?«, fragte Veda’lan’bakor, als sich der Hal anschickte, seinen Weg fortzusetzen.
    »Der fordert mehr Effizienz!«
    Der Lan schien keine andere Antwort erwartet zu haben.
    Ohne einen Kommentar abzugeben, widmete er sich wieder den zur Verfügung stehenden Unterlagen. Mit anderen Worten:

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