1330 - Die Kopfgeldjägerin
stimmt. Aber es stimmt auch, dass ihm viele Wege offen stehen. Eine normale Killerin oder Frau kommt doch eher an dich heran als ein dämonisches Wesen, meine ich.«
»Das stimmt leider.«
»So hat er es eben auf diese Art und Weise versucht und jemanden engagiert, der als Beruf Killer oder Killerin angeben kann.«
Die Cavallo hatte heute ihren gesprächigen Tag, denn sie redete sofort weiter. »Das brauchte er nicht mal selbst getan zu haben. Es gibt einen Helfer, der ihm so etwas abnehmen kann.«
»Du denkst an van Akkeren?«
»An wen sonst?«
»Das könnte stimmen.«
»Ich glaube sogar daran.« Sie deutete mit dem rechten Zeigefinger auf mich. »Und ich gehe davon aus, dass du auch weiterhin auf der Abschussliste stehst. Du solltest dich in der Zukunft verdammt vorsehen. Ich kann nicht überall sein.«
»Rechnest du damit, dass ich dich als meine Leibwächterin engagiere?«
Die Vampirin klatschte in die Hände. »Das wäre doch nicht das Schlechteste, Partner.«
»Sorry, Justine. Aber du vergisst, dass wir noch immer auf verschiedenen Seiten stehen, und das wird auch so bleiben. Zur Partnerschaft gehören mindestens zwei Personen. Ich bin nicht bereit, auf diesen Zug aufzuspringen, das verspreche ich dir.«
»Schade. Es hätte ein gutes Duo gegeben. Aber vergiss nicht, ohne mich wärst du tot.«
Leider stimmte es. Nur wollte ich nicht immer daran erinnert werden. Diesen Wunsch konnte ich mir abschminken. Justine würde es zu gegebener Zeit immer anbringen.
Ich wechselte das Thema. »Was hast du überhaupt von mir gewollt? Weshalb wolltest du mit mir reden?«
»Das ist ganz einfach. Seit der Zombie-Nacht sind drei Tage ins Land gegangen. Es hat sich nichts getan. Und ich muss auch zugeben, dass ich nicht erfolgreich gewesen bin.«
»Meinst du mit der Suche nach Will Mallmann?«
»Genau. Er ist weiterhin verschwunden. Nichts habe ich von ihm gesehen, gar nichts.«
»Dann ist er vernichtet worden.«
Sie lachte mich kratzig an. »Das hättest du wohl gern. Nur glaube ich nicht daran. Er ist nicht vernichtet. Er hat es geschafft. Mallmann ist schlau.«
»Aber er war verletzt.«
»Leider. Dann wird er seine Wunden pflegen. Irgendwo.« Justine bekam schmale Augen. »Und du solltest dich nicht dagegen sträuben, mit mir auf die Suche zu gehen. Das rate ich dir. Jemand wie Will Mallmann kann uns verdammt gut zur Seite stehen. Er könnte die dritte Kraft in unserer Partnerschaft sein. Außerdem will ich die Vampirwelt zurück und sie nicht im Besitz des Schwarzen Tods lassen.«
»Das verstehe ich. Nur ist es dein Problem, Justine. Ich habe ein anderes.«
»Ich weiß, diese Elsa. Doch wenn ich dir helfe, könntest du mir helfen. Außerdem habe ich dir bereits geholfen. Ohne mich würden wir hier nicht gemeinsam stehen und uns unterhalten.«
Ja, ja, das stimmte alles. Aber Justine Cavallo hatte mein Leben nicht gerettet, weil ich ihr sympathisch war. Sie brauchte mich.
Wäre das nicht der Fall, hätte sie schon längst versucht, mir das Blut aus den Adern zu saugen.
Ich lächelte die Blutsaugerin an. »Das weiß ich alles, Justine. Jeder spielt sein Spiel. Mallmann ist für mich momentan keine Gefahr. Sollte er noch existieren, wird er sich irgendwann melden. Die Sense hat ihn ja nicht vernichtet. Er wird seine Wunden lecken und sich sehr bald wieder an die alten Zeiten erinnern.«
»Gut, das ist deine Meinung. Und was hast du vor?«
»Das werde ich dir nicht sagen.«
»Aha. Du ziehst dich also zurück?«
»Ja, Justine. Und ich möchte, dass du mich in Ruhe lässt.«
»Dann hat diese Elsa freie Bahn.«
»Ich weiß, aber ich bin gewarnt. So leicht laufe ich in keine Falle mehr.«
Justine Cavallo sah mir in die Augen. An meinem Blick erkannte sie, dass ich zu keinen Kompromissen bereit war. Sie hob die Schultern und ging wortlos weg.
Ich blieb noch stehen. Die Blutsaugerin nahm nicht den normalen Ausgang, denn ihr Ziel war die Mauer, die das Gelände umgab.
Allerdings wuchs dort auch wildes Strauchwerk, durch das sie sich erst zwingen musste, um dann an der Mauer in die Höhe zu klettern. Wie ein Spuk war sie gekommen, und wie ein Spuk verschwand sie auch.
Allein blieb ich zurück. Die grüne sommerliche Welt des Friedhofs kam mir vor wie eine Wohnung im Freien, in der die Möblierung aus Grabsteinen bestand. Dem Tod war ich nur um Haaresbreite entkommen und auch nur deshalb, weil Justine Cavallo sich eingemischt hatte. Okay, ich lebte, aber es gefiel mir trotzdem nicht, dass sie mich vor dem
Weitere Kostenlose Bücher