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1330 - Die Kopfgeldjägerin

1330 - Die Kopfgeldjägerin

Titel: 1330 - Die Kopfgeldjägerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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zu. Ein Grabstein gab mir keinen Schutz, sondern ein nicht sehr hoher, aber krumm wachsender Baum, der einen relativ dicken Stamm hatte.
    Er würde die Geschosse abhalten, aber Elsa dachte nicht daran zu feuern. Sie blieb hinter ihrem Stein verschwunden und lauerte darauf, dass etwas passierte.
    Da konnte sie lange warten. Die nächsten Minuten würden in einem Nervenspiel enden, und es kam wirklich darauf an, wer zuerst die Übersicht verlor.
    Den Schock hatte ich noch nicht ganz überwunden. Da hatte mich die Knochenhand des Sensenmanns wirklich gestreichelt, aber sie hatte nicht zugegriffen, und das war meine große Chance. Trotzdem zitterte ich leicht und bekam auch die Hitzewellen mit, die durch meinen Körper huschten und mein Gesicht röteten.
    Es gab nicht nur Elsa und mich. Praktisch zwischen uns lag noch eine weitere Person. Das hellblonde Haar hob sich perfekt vom dunkleren Boden ab. Justine war auf den Rücken gefallen und hielt die Arme etwas vom Körper abgespreizt. Sie lag dort wirklich wie eine Tote, und somit würde sie Elsa perfekt täuschen können. Ich lauerte auf den Augenblick, wenn sie plötzlich aus ihrer Starre erwachte. Dann würde selbst eine abgebrühte Killerin wie Elsa die Nerven verlieren.
    Noch herrschte das Schweigen vor. Auch ich hatte keinen Grund, es als Erster zu brechen. Ich wollte wissen, ob sich diese Elsa damit zufrieden gab und wie lange es andauerte.
    Noch tat sich nichts. Die Sekunden verrannen. Jeder wartete auf einen Fehler des anderen.
    Ich hatte mich hinter dem Baumstamm aufgerichtet, blieb allerdings gebückt stehen und spähte an der Seite vorbei. Die Friedhofsruhe hatte die Echos der Schüsse längst verdrängt. Sie waren auch von niemandem gehört worden, denn es gab keinen Menschen, der das Gelände betrat.
    »Sinclair…!«
    Ich lächelte, als ich die Stimme hörte, hielt mich mit einer Antwort allerdings zurück.
    »Hör zu, Sinclair, hör verdammt gut zu. Die Sache ist noch nicht ausgestanden. Ich will dich töten, und ich werde dich töten. Ich habe bisher alles geschafft, was ich wollte. Deshalb solltest du dich nicht zu früh freuen, mein Freund.«
    »Warten wir ab!«
    »Sicher. Und deine Freundin wird dir auch nicht mehr zur Seite stehen können. Außerdem ist sie nicht mal im Besitz einer Waffe. Wäre sie das gewesen, dann hätte sie geschossen. So hast du nur einen Aufschub bekommen. Nach wie vor wartet das Jenseits auf dich.«
    Ich konnte wieder grinsen, und das tat ich jetzt. Sie wusste nichts über eine Person namens Justine Cavallo. Wie sollte sie es auch? Sie lebte in ihrer Welt, in der normalen, und in der gab es keine Vampire oder andere dämonische Geschöpfe.
    »Dann mach den Anfang, Elsa, ich warte auf dich. Aber lass dir nicht zu lange Zeit. Ich könnte über mein Handy die Kollegen anrufen. Dann bin ich gespannt, was passieren wird, wenn sie plötzlich diesen Friedhof hier umstellt haben.«
    Es waren genau die Worte, die ihr nicht passten. Sie war plötzlich sehr still. Ich sah sie nicht, aber ich konnte mir denken, dass sie nachdachte. Es wäre ja völlig normal gewesen, wenn ich meine Kollegen angerufen hätte.
    Sie wartete noch.
    Nicht jedoch Justine.
    Auch ihr würde es nicht passen, wenn es auf dem Friedhof plötzlich von Polizisten wimmelte. Sie hätte sich den einen oder anderen zwar als Beute aussuchen können, weil sie ja immer wieder Blut brauchte, um zu existieren, aber so primitiv war sie nicht. Sie hatte etwas ganz anderes vor. Sie wollte die Vernichtung des Schwarzen Tods, denn er hatte ihr die Vampirwelt genommen.
    Die blonde Bestie richtete sich auf. Sie tat es langsam wie jemand, der nach einem langen und erholsamen Schlaf erwacht ist und sich erst wieder in der Realität zurechtfinden muss.
    Ich sah es, und ich konnte mir vorstellen, dass auch Elsa die Blutsaugerin beobachtete. Wahrscheinlich war sie geschockt, denn sonst hätte sie eingegriffen. So wurden sie und ich Zeuge, wie Justine sich reckte, dabei noch saß und dann aufstand, was sie mit sehr provozierenden Bewegungen hinter sich brachte.
    Ich wunderte mich nicht. Allerdings hätte ich gern das Gesicht der Killerin gesehen, die wahrscheinlich von ihrem Glauben abfiel.
    Sie wurde provoziert, und sie musste etwas unternehmen, sonst war alles verloren. Dann ging sie mit ihren Plänen endgültig baden.
    Justine stand.
    Sie schaute nicht zu mir hin. Ihre Aufmerksamkeit galt dem hohen Grabstein, hinter dem sich die amerikanische Killerin versteckt hielt. »He, was ist?

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