1330 - Die Kopfgeldjägerin
gewesen ist. Aber er bekam Hilfe, und das hat mir weniger gepasst.«
»Sie wissen doch, dass er Polizist ist, verdammt noch mal. Er ist zudem ein Teamworker und…«
»Es kam kein Kollege!«
»Sondern?«
»Eine Frau, van Akkeren. Eine verfluchte Frau. Und jetzt halten Sie den Mund, wenn ich Ihnen sage, was mir da widerfahren ist und selbst mir wie ein Albtraum vorkam.«
»Bitte!«
Vincent van Akkeren hörte wirklich zu. Aber die Starre in seinem Gesicht löste sich. Er schaffte sogar ein Lächeln, nickte einige Male und gab schließlich eine Antwort.
»Ich weiß, wer ihm da geholfen hat. Die Frau heißt Justine Cavallo. Sie sieht zwar aus wie ein Mensch, aber sie ist keiner. Hinter dieser Maske versteckt sich eine Vampirin, die sich vom Blut anderer ernährt. Es hätte Ihnen klar sein müssen, als Sie die Zähne sahen. Außerdem ist sie durch normale Kugeln nicht getötet worden.«
»Ach – das hätte ich wissen müssen, meinen Sie?«
»Ja.«
»Ich habe bisher Vampire nur im Kino gesehen und bekomme auch jetzt Schwierigkeiten, wenn ich mir vorstellen soll, dass es sie in der Wirklichkeit gibt.«
»Das ist bei ihm so.«
»Sie hätten es mir sagen müssen!«
Van Akkeren schüttelte den Kopf. »Nein, das hätte ich nicht. Normalerweise gehören die beiden nicht zusammen. Da rettet keiner das Leben des anderen. Im Gegenteil. Sie hassen sich bis aufs Blut. Da will einer den anderen vernichtet sehen.«
»Und warum hat sie ihn dann gerettet?«
»Weil es momentan eine Konstellation gibt, die dazu leider geführt hat. Das ist der Grund.«
»Das ist mir zu wenig.«
»Mehr kann ich Ihnen nicht sagen.«
»Dachte ich mir!«
»Ihr Job ist trotzdem noch nicht erledigt.«
»Ich weiß.«
»Sie bleiben dran?«
Van Akkeren erntete ein eisiges Lächeln. »Ja, ich werde am Ball bleiben, denn jetzt ist es auch eine persönliche Sache für mich geworden. Ich lasse mich nicht so einfach in die Ecke stellen. Ich weiß jetzt, dass die Blonde eine Vampirin ist, und ich werde mich darauf einstellen, darauf können Sie sich verlassen.«
Erst schaute van Akkeren nur amüsiert. Dann blies er seine Wangen auf und konnte nicht mehr anders. Er musste einfach lachen und schlug sich dabei auf die Schenkel.
Elsa Gunn tat nichts. Sie ließ ihn lachen. Aber sie wäre am liebsten aufgesprungen und hätte in sein Gesicht geschlagen. Wieder fühlte sie sich gedemütigt. Lange würde sie das nicht mehr durchhalten können, das stand fest.
Sein Lachen verstummte. »Hören Sie«, sagte er dann. »Es ist besser, wenn Sie sich um Sinclair kümmern. Nicht um die Cavallo. Die ist Ihnen überlegen. Als Mensch wäre sie zu packen gewesen, aber sie ist eine Vampirin, und die können Sie nicht durch eine normale Bleikugel ausschalten.«
»Das weiß ich.«
»Schön, dann…«
»Nichts dann«, schrie sie ihn an. »Ich werde mir schon die richtigen Waffen besorgen, darauf können Sie sich verlassen.«
»Das werden Sie nicht!«
»Ach, wollen Sie das bestimmen?«
»Ja, ich. Denn ich habe Sie bezahlt. Sie haben das Geld bekommen, um Sinclair aus dem Weg zur räumen. Nichts anderes soll sie interessieren. Sinclair allein ist wichtig, merken Sie sich das.«
»Ich weiß, dass er wichtig ist. Aber was sollte mich daran hindern, auch dieses Vampirweib aus dem Weg zu räumen? Können Sie mir das sagen?«
»Es ist nicht Ihre Aufgabe.«
Elsa beugte sich vor und lachte. »Aber Sie wären froh darüber, wenn es diese Cavallo nicht mehr gibt.«
»Das kann ich nicht leugnen.«
»Deshalb bekommen Sie diesen Gefallen noch gratis hinzu. Ist doch perfekt – oder?«
Van Akkeren unterdrückte nur mühsam seinen Ärger. »Zum letzten Mal, lassen Sie die Finger davon. Das kann und wird nicht gut gehen. Und Sie wollen doch auch weiterhin leben – oder?«
»Daran hatte ich gedacht.«
»Dann sehen Sie zu, dass Sie Mensch bleiben und nicht in der Nacht als Blutsaugerin umhergeistern. Sie bekommen noch eine Chance. Sollten Sie die vergeben, muss ich andere Saiten aufziehen.«
»Ist das eine Drohung?«
»Auch das.«
Elsa sagte nichts. Aber sie spürte sehr wohl, dass mit ihm eine Veränderung vorging. Äußerlich nicht, jedoch in seinem Innern.
Dort schien sich ein anderes Wesen versteckt zu halten, das jetzt langsam zum Vorschein kam.
»Du weißt wohl nicht, wen du vor dir hast«, flüsterte der Grusel-Star, »aber ich werde es dir beweisen. Kümmere dich um Sinclair und sonst um einfach gar nichts.«
Etwas tauchte auf, das in der Tiefe seiner Seele
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