1330 - Die Kopfgeldjägerin
tatsächlich eine Frau mit dem Vornamen Elsa registriert. Allerdings nicht als Verbrecherin oder Profikillerin, sondern als eine Person, die gewissermaßen in einer Grauzone des Gesetzes arbeitet.«
»Was bedeutet das?«
»Sie ist Kopfgeldjägerin.«
Jetzt war es gesagt worden, und wir saßen da und schwiegen uns zunächst an.
»He, seid ihr noch vorhanden?«
»Klar, Abe. Aber wir dachten hier, dass die Zeiten des Wilden Westens vorbei sind.«
»Sind sie auch. Gewisse Relikte sind eben noch zurückgeblieben. Es gibt sie bei uns noch. Die Kopfgeldjäger, zu denen auch Frauen gehören, werden dann eingesetzt, wenn jemand verschwunden ist, für den eine Kautionssumme bezahlt wurde. Dann werden diese Leute eingesetzt, um auf Kaution frei Gelassene und dann Verschwundene aufzuspüren.«
»Verstehe.«
»Elsa gehört dazu. Sie ist sogar Spitze in ihrem Job. Mit vollem Namen heißt sie Elsa Gunn.«
»Wie sinnig.«
Abe musste wieder lachen. »Ich kann dir sogar eine Beschreibung durchgeben, John. Dabei gehe ich davon aus, dass es tatsächlich Elsa Gunn gewesen ist, die dich besucht hat.«
Sechs Ohren hörten zu, was der FBI-Mann uns zu sagen hatte.
Zwar hatte ich die Frau nur mit Sonnenbrille und vielleicht noch anders getarnt gesehen, aber die Beschreibung traf zu, und ich hatte das Gefühl, dass es mir jetzt wieder besser ging.
»Kannst du uns noch mehr sagen?«, fragte ich.
»Ja, aber es wird dich nicht weiterbringen. Sie lebt im Staate Louisiana, in Baton Rouge. Ich habe bei ihr angerufen. Die Nummer zu bekommen, war für uns kein Problem. Es hat sich niemand gemeldet. Selbst der Anrufbeantworter war ausgeschaltet. Also ist Madame auf Reisen, und es kann gut sein, dass sie sich in London aufhält.«
»Davon bin ich sogar überzeugt, Abe. Ihr braucht euch nicht die Mühe zu machen und die Passagierlisten der letzten Flüge durchzuschauen. Für mich gibt es keinen Zweifel.«
»Jetzt müsst ihr sie nur finden.«
»Wird schwer genug sein.«
»Man kann ja in den Hotels nachforschen. Vielleicht ist sie unter ihrem eigenen Namen abgestiegen.«
»Das wäre eine Möglichkeit«, murmelte ich. »Jedenfalls bedanke ich mich bei dir.«
»Keine Ursache, John. Mich würde nur mal interessieren, warum sie dich töten wollte.«
»Ein Auftragsjob.«
»Okay. Dann musst du jemandem kräftig auf die Füße getreten sein. Vielleicht einem eurer großen Bosse in der Unterwelt?«
»Nein, das nicht. Ich gehe davon aus, dass es die andere Seite ist, die sie gemietet hat.«
»He, dann hat aber dort ein Umdenken stattgefunden.«
»Scheint so zu sein.«
»Gibt auf dich Acht, alter Geisterjäger. Ich habe nämlich keine Lust, an deiner Beerdigung teilzunehmen.«
»Keine Sorge, Abe. Noch habe ich auf dem Friedhof Lokalverbot. Ich hoffe, dass es noch lange anhalten wird.«
»Das kannst du laut sagen. Grüß die Freunde.«
»Danke, mache ich und Gruß zurück.«
Ich legte auf und schaute nickend zu Glenda und Suko hin. »Jetzt wissen wir Bescheid. Sie heißt Elsa Gunn und sitzt hier irgendwo in London, um auf eine zweite Chance zu lauern.«
»Im Hotel?«
»Wir sollten Nachforschungen anstellen. Eine andere Möglichkeit fällt mir im Moment nicht ein.«
Davon wollten weder Glenda noch Suko etwas wissen. Sie kamen vielmehr auf die Jagd zu sprechen, die Elsa Gunn bestimmt auf mich machen würde. Wir redeten darüber, wie sie es anstellen konnte, mich wieder zu erwischen.
»Wenn du allein bist«, sagte Suko. »Aber das wirst du nicht mehr sein. Ich bleibe an deiner Seite.«
»Auch du bist nicht gegen eine Kugel aus dem Hinterhalt gefeit.«
»Das weiß ich. Aber wir sollten es ihr so schwer wie möglich machen. Zur Not kannst du auch aus dem Verkehr gezogen werden.«
Er deutete gegen den Fußboden. »Es gibt bestimmt recht nette Zellen da unten.«
»Und wovon träumst du in der Nacht?« Ich beugte mich vor. »Ich will dir mal etwas sagen, Suko. Wenn diese Elsa wirklich eine so perfekte Killerin ist, dann hat sie sich vorbereitet. Dann ist sie nicht nur über mich informiert, sondern auch über dich. Ansonsten wird ihr Auftraggeber schon dafür gesorgt haben.«
»Das kann hinkommen«, meinte auch Glenda.
»Gut. Und was werden wir tun, wenn hier gleich Feierabend ist?«
Glenda hatte einen Vorschlag. »Es wäre nicht schlecht, wenn wir die Hotels anrufen.«
Ich winkte ab. »Das können wir später noch immer machen. Wenn sie tatsächlich hier in einem der besseren Häuser abgestiegen ist, dann unter einem falschen Namen.
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