1330 - Die Kopfgeldjägerin
gefangen war.
Elsa Gunn war eine Frau, die Furcht so gut wie nicht kannte, in diesem Fall jedoch wurde ihr schon anders zumute, und sie merkte, dass sie es hier auch nicht mit einem normalen Menschen zu tun hatte, denn was in dieser Gestalt steckte, drang immer weiter vor.
Das Gesicht blieb bestehen, und trotzdem wurde es anders, was nicht nur an dem rötlichen Schein lag, der sich darauf ausbreitete, denn noch eine andere Person fand den Weg nach außen. Das Wesen, das ihn tatsächlich trieb und beeinflusst hatte.
Der Geist des Baphomet…
***
Auf der Fahrt zum Büro war nichts passiert. Doch als ich das Vorzimmer betrat und Glenda, die noch da war und die Blumen goss, mir einen Blick zuwarf, da merkte sie mir an, dass etwas geschehen sein musste.
Sie stellte die kleine Kanne zur Seite und fragte: »He, was ist denn los mit dir?«
»Ist Suko noch da?«, fragte ich, ohne auf Glenda einzugehen.
»Ja, aber das beantwortet nicht meine Frage.«
»Später, Glenda.«
»Warum sagst du nicht…«
Ich war schon an ihr vorbei. Suko saß auf seinem Stuhl und blätterte in irgendwelchen Akten. Er schaute erst kurz hoch, danach genauer, als ich mich gesetzt hatte.
»He, normal bist du auch nicht.«
»Es kommt darauf an, was man darunter versteht.«
»Nun ja, du hast Probleme.«
»Habe ich auch.«
Leise öffnete Glenda die Tür. Es war mir egal, ob sie mithörte.
Und so sagte ich: »Ich kann mir dazu gratulieren, dass ich noch am Leben bin. Aber nicht durch meine Kraft, sondern durch die einer anderen. Justine Cavallo hat mir das Leben gerettet.«
Diese Offenbarung machte Glenda und Suko sprachlos. Sie schauten sich an, sie blickten mich an, und ich hob die Schultern, während ich gleichzeitig sagte: »Ja, ihr habt euch nicht verhört. Justine Cavallo hat mir das Leben gerettet.«
Suko und Glenda tauschten einen verständnislosen Blick.
»Eigenlich wollte ich nur Sarahs Grab besuchen«, fuhr ich fort.
»Was dann auf dem Friedhof passierte, hatte nichts mit Sarah Goldwyn zu tun. Es ist eine Frau erschienen, die mich erschießen sollte.«
»Doch nicht Justine Cavallo?«
»Nein, Suko, die nicht. Eine Frau, die ich als Profikillerin einschätze, und die auf den Namen Elsa hört.«
»Ach. Und weiter?«
Ich machte meine Beine lang. »Okay, ich erzähle euch die Geschichte von Beginn an. Danach werden wir gemeinsam überlegen, was wir unternehmen können.«
Es wurden keine Fragen mehr gestellt. Sie hörten gespannt zu.
Wir kannten die Regeln, und so wurde ich auch nicht unterbrochen.
Erst als ich meine Arme ausbreitete und andeutete, mit meinem Bericht am Ende zu sein, ergriff Glenda das Wort.
»Das ist ja unglaublich. Nicht zu fassen!« Sie schüttelte den Kopf.
Ihr Gesicht hatte einen kaum zu beschreibenden Ausdruck bekommen. »Dann musst du Justine Cavallo ja direkt dankbar sein.«
»So kann man es sehen.«
Sie schlug mit der flachen Hand gegen die Wand. »Unmöglich, John. Vergiss nicht, wer sie ist. Die Cavallo ist kein Mensch. Sie ist eine Blutsaugerin, ein Vampir. Sie würde ohne zu zögern ihre Zähne in deinen Hals schlagen und dich leer saugen.«
»Das weiß ich, Glenda. Auch mir würde es nichts ausmachen, sie zum Teufel zu schicken. Im Moment sind die Gegebenheiten anders geworden. Die Rückkehr des Schwarzen Tods hat dafür gesorgt. Wir müssen alles mit anderen Augen betrachten. Es gibt zwei Seiten, da stimme ich dir zu, aber es hat sich auch einiges verwischt. Justine sieht mich als ihren Partner an. Ob zu Recht oder nicht, kann ich nicht sagen.«
»Welche Meinung hast du denn dazu?«, fragte Suko.
Ich lachte über den Schreibtisch hinweg. »Bestimmt sehe ich das anders. Das kannst du mir glauben.«
»Ich denke, John, dass wir unsere besondere Freundin vergessen sollten. Wir müssen uns auf etwas anderes konzentrieren.«
»Klar. Auf die Person, die mich killen wollte. Ich kannte sie nicht. Sie war mir völlig fremd. Dunkelhaarig, keine Dämonin, ein normaler Mensch. Eine Frau und zugleich Killerin. Sie kam mir wirklich wie ein Profi vor. Sie hätte mich eiskalt umgebracht.«
Es entstand eine kurze Schweigepause, in der wir nachdachten.
Glenda nagte an ihrer Unterlippe. Suko schaute versonnen zur Seite, und er meinte: »Dann muss ihr jemand einen Auftrag erteilt haben. Anders kann ich es mir nicht vorstellen.«
»Bestimmt!«
»Hat sie keine Andeutungen gemacht?«
Mein Lächeln zog sich in die Breite. »Nur vage. Sie hat nichts Genaues gesagt.«
»Aber du hast darüber nachgedacht,
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