1333 - Mordgelüste
richtig von der Stelle. Ich hätte das Kreuz eigentlich schon erreichen müssen, aber die Distanz zwischen uns blieb seltsamerweise gleich. Irgendetwas stimmte nicht. Entweder mit mir oder mit der Umgebung.
»Was ist denn, Geisterjäger? Du enttäuschst mich. Du machst deinem Namen keine Ehre. Hier spielt die Musik und du willst nicht einsteigen? Das ist schon ungewöhnlich.«
Ich kroch nicht mehr weiter und senkte den Kopf. So schaute ich auf den Boden. Vom Nacken her wanderten Stiche durch meinen Kopf. Ich wollte Ruhe haben. Ich wollte weg aus dieser verdammten Umgebung und ich begann den Mann zu hassen, der mir meinen Willen genommen hatte. Ich wollte ihn auch nicht ansehen und hielt deshalb den Kopf gesenkt.
Dagegen hatte er was.
»Schau mich an!«
Nein, das kam nicht in Frage. Von wegen, er konnte mich nicht einfach so tyrannisieren. Ich würde ihm…
Trotzdem blickte ich in sein Gesicht!
»Na bitte,«, flüsterte er lächelnd. »Es klappt doch. Es ist alles wunderbar.«
Ich sagte kein Wort. Ich schaute nur zu und kochte dabei vor Wut. Nur bekam ich keine Chance, die Wut herauszulassen. So hatte ich fast das Gefühl, daran zu ersticken.
Saladin griff in die rechte Tasche seiner Jacke. Er fingerte für einen Moment darin herum. Ebenso langsam und gemächlich zog er die Hand wieder hervor.
Er hielt jetzt eine Pistole.
Die Beretta!
Von meiner demütigen Haltung schielte ich in die Höhe. Meine innere Stimme sagte mir, dass er etwas Wichtiges mit der Waffe vorhatte, das auch mich betraf.
Der Hypnotiseur zielte auf mich. Er kniff dabei ein Auge zu. Auf seinem feisten Gesicht lag weiterhin das Lächeln wie eingezeichnet.
Es war mir unmöglich, meinen Blick von der Mündung zu nehmen.
Ich musste einfach in dieses schwarze Loch hineinschauen.
Der rechte Zeigefinger des Mannes spielte mit dem Abzug. Er brauchte ihn nur etwas nach hinten zu ziehen und schon würde mich die Silberkugel in den Kopf treffen.
»Ich könnte dir eine Kugel in den Schädel schießen und es wäre endgültig vorbei für dich. Aber das ist mir zu einfach. Du bist für mich ein Spielzeug, das ich erst dann wegwerfen werde, wenn ich es will. Und wie der Name schon sagt: Mit einem Spielzeug spielt man. Genau das werde ich auch tun.«
Was er genau damit meinte, erfuhr ich in den nächsten Sekunden, als er mir die Waffe entgegenstreckte.
»Hier, nimm sie!«
Wieder einer dieser verdammten Befehle. Ich erkannte dies klar.
Trotzdem wollte ich meine eigene Beretta nicht haben!
Nein, ich…
Verdammt, meine Hand wurde schwer, denn die Waffe lag plötzlich in ihr. Wie sie dorthin gekommen war, wusste ich nicht. Es war einfach so. Der rechte Arm sank auch nicht nach unten. Ich behielt ihn in einer normalen Höhe, wobei ich auch den Blick wieder anhob, und in das Gesicht der Person schaute.
»Es ist doch deine Beretta?«
»Ja, das ist sie.«
»Sehr gut. Ich könnte dir jetzt den Befehl geben, dich zu erschießen, aber das tue ich nicht. Du gehörst einem anderen – ich werde nur mit dir spielen, Sinclair. Wenn das vorbei ist, wird sich der Schwarze Tod niedersenken und dich holen.«
Ich glaubte ihm jedes verdammte Wort. Er hielt mich so verdammt stark in seinem Griff. Ungeheuerlich war die Kontrolle, und meine Angst steigerte sich.
Das Gesicht veränderte seinen Ausdruck. Es wurde irgendwie noch widerlicher und feister. Ich sah ihm an, dass er vor einer großen Entscheidung stand.
»Steck dir die Mündung in den Mund!«
Ich hasste den Satz. Es war eine Aufforderung zum Selbstmord.
Nie würde ich…
Das Metall war kalt. Ich spürte es an den Innenseiten der Lippen und des Gaumens. Meine Augen waren weit geöffnet. Der Mund konnte nicht noch mehr aufgerissen werden. Ich spürte die Panik in meinem Innern hochsteigen und merkte auch das Zittern. Meine Zähne stießen gegen das Metall, und genau das hatte Saladin gewollt.
Er lachte laut. Er stand vor mir und amüsierte sich. Es war für ihn prächtig. Er stand nur noch einen Schritt von seinem großen Ziel entfernt.
»Hör zu, Geisterjäger. Es ist ein Bild, das ich mir immer gewünscht habe. Du hast mir einen wirklich großen Gefallen getan. Ich lebe schon länger in diesem Land. Ich habe meine Augen offen gehalten. Ich kenne die Menschen, ich habe sie beobachtet, und ich wusste sehr genau, das ich mal auf dich treffen würde. Es ging nicht anders. Unsere Wege mussten sich einfach mal kreuzen, und das ist jetzt geschehen. Es kann nur einen von uns beiden geben, wie man so schön
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