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1334 - Der Ghoul und die Witwe

1334 - Der Ghoul und die Witwe

Titel: 1334 - Der Ghoul und die Witwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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nicht getäuscht. In den folgenden Sekunden begann irgendetwas damit, sich aus der engen Öffnung zu zwängen.
    Der Gestank, der mir den Atem raubte, sagte eigentlich genug.
    Der Ghoul kam.
    Gelassen zog ich meine Beretta. Mit diesen Dämonen ließ man sich nicht auf eine Diskussion ein. Die verstanden nur die Sprache der Gewalt. In diesem Fall in Form einer geweihten Silberkugel.
    Ich blickte mich noch mal um.
    Mein Rücken war frei. Also konnte ich mich ganz und gar auf den Ghoul konzentrieren.
    Lebende Menschen griff er zwar an, doch er sorgte immer dafür, dass sie ums Leben kamen. Dabei war es ihm egal, wie er sie umbrachte. Ob mit den eigenen Händen oder mit einer Waffe. Hauptsache, sie waren tot, und er konnte seinen Hunger stillen.
    Ghouls stanken nicht nur. Sie geben in der Regel auch widerlich klingende Geräusche ab. In diesem Fall war das auch so. Ich hörte dieses verdammte Schmatzen und auch ziehendes Schlürfen dazwischen. Er brachte eben alles mit, was ihn so widerlich machte.
    Ich wartete eiskalt ab. Ich wollte ihn sehen. Dazu musste er sich ganz durch die Öffnung gequetscht haben.
    Das tat er.
    Er besaß einen Körper und ein Gesicht. Beides bestand hauptsächlich aus Schleim, aber das Ende des Lampenstrahls war auf sein Gesicht gerichtet und dort erkannte ich so etwas wie die Ahnung eines menschlichen Gesichts unter dem Schleim.
    Es erinnerte mich an das eines Schweins oder Ferkels. Sogar leicht rosa an der Vorderfront mit kleinen Knopfaugen und einem Maul, das typisch für einen Ghoul war.
    Vampire besaßen ihre speziellen Zähne. Auch der Ghoul war damit bewaffnet. Nur sahen sie aus, als würden in seinem Maul zwei Kämme stecken. Die Zähne waren gewachsen wie Zinken. Es gab recht breite Zwischenräume, und die Enden waren spitz.
    So konnte er beim Beißen seine Opfer zerreißen. Wahrscheinlich hatte mein Geruch ihn angelockt, denn er beeilte sich jetzt, auch den Rest seines Körpers aus dem Tunnel zu winden, um mich so schnell wie möglich zu erreichen.
    Ich ließ ihn kommen. Der unförmige Körper mit der dicken stinkenden Schleimschicht musste bewegt werden, und das passierte auch, wenn er sich aufgerichtet hatte.
    Hier kroch er noch auf die Seite zu, an der ich kniete. Dass ich bereits mit einer Pistole auf ihn zielte, machte ihm nichts aus. Er ignorierte die Waffe. Klar, das konnte er auch. Eine normale Kugel schluckte er mit seinem Schleimkörper wie eine hart geworfene Erbse.
    Ich wollte schießen, aber ich wollte nicht, dass man den Schuss hörte. Deshalb ließ ich mir Zeit und wartete, bis der Ghoul meine schmale Grabseite erreicht hatte.
    Hier richtete er sich auf.
    Genau das sollte er auch.
    Er würde von mir keine Warnung erhalten. Ich musste nur den richtigen Zeitpunkt abwarten.
    Ghouls sind nicht nur widerlich, sie stinken auch so. Je näher er kam, desto intensiver erreichte mich der Verwesungsgeruch. Ich hätte auch mit geschlossenen Augen erfahren können, wann sich der widerliche Dämon mir näherte.
    Da ich meine Augen weiterhin offen hielt, sah ich auch den Kopf, der sich über den Grabrand schob. Von einem Gesicht konnte man da nicht sprechen. Mehrere Schichten aus Schleim lagen übereinander und bewegten sich dabei.
    Natürlich stand das Maul offen. Ich sah auch die spitzen Zähne, mit denen der Ghoul seine Opfer zerriss. Meine Reaktion folgte automatisch. Die Hand mit der Waffe drückte ich nach vorn. Ob der eklige Dämon erschrak oder nicht, das erkannte ich nicht. Ich spürte nur kurz den weichen Widerstand an der Mündung, und einen Moment später drückte ich ab.
    Der Abschussknall war nur gedämpft zu hören. Im letzten Moment hatte ich die Mündung noch etwas nach vorn gedrückt, und dann rammte das geweihte Silbergeschoss in die Masse hinein.
    Da spritzte nichts auseinander. Der Kopf blieb ganz, und die Kugel fuhr tief hinein.
    Der Ghoul würde sterben. Er war im Moment nicht mal in der Lage, sich am Rand des Grabes festzuhalten. Seine schleimigen Hände glitten ab, und eine Sekunde später war der Ghoul wieder verschwunden. Ich hörte noch, wie er in der Tiefe aufklatschte.
    Ein schneller Blick, und ich atmete auf. Die widerliche Gestalt bewegte sich nicht mehr. Sie lag wie ausgebreitet auf dem Boden.
    Den stark gedämpften Schuss hatte sicherlich niemand gehört.
    Genau so hatte ich es haben wollen.
    Der Ghoul war zwar vernichtet, trotzdem existierte er noch. Er breitete sich auf dem Boden aus, und seine eklige Masse zuckte an verschiedenen Stellen, als wollte

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