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1334 - Der Ghoul und die Witwe

1334 - Der Ghoul und die Witwe

Titel: 1334 - Der Ghoul und die Witwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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dessen Zentrum und musste gegen Übelkeit ankämpfen.
    Seine Knie gaben nach. Er hatte das Gefühl, fliehen zu müssen, doch auch das schaffte er nicht, weil ihm einfach die Kräfte fehlten.
    Zu seinem Glück war die Wand nicht weit entfernt. Als er zwei Mal nach hinten trat, erhielt er dort eine Stütze, riss den Mund auf und schnappte nach Luft.
    Seine Welt war auf das kleine Zimmer hier reduziert. Trotzdem erlebte er die Veränderung. Lou fand sich nicht mehr zurecht. Die Wände schienen sich zu drehen, zugleich vor und zurück zu schwingen. Auch die Decke schien Falten zu werfen, und er hatte das Gefühl, dass sie ihm auf den Kopf stürzen würde.
    Er spürte Stiche hinter der Stirn. Das Brennen in seinen Augen.
    Die Angst, die für einen überstarken Herzschlag sorgte. Ein Hin und Her der Gefühle, die ihn durchtosten, wobei als einziges die große Angst zurückblieb.
    Dass er noch nicht in die Knie gesunken war, das wunderte Lou.
    Aber die Wand gab ihm noch mal den richtigen Halt, und so konnte er sich wieder fassen.
    Schaute er nach links, sah er das Wesen. Drehte er die Augen nach rechts, fiel ihm Edna Wilson auf, die sich in dieser Gesellschaft ungemein wohlfühlte, was auch deutlich zu sehen war, denn das Grinsen verschwand nicht aus ihrem Gesicht.
    »Na, Lou, was sagst du?«
    Er empfand es als dumme Frage, weil er nicht in der Lage war, etwas zu sagen. Nur wollte er das nicht so hinnehmen. Als er versuchte, zu sprechen, da drang nur ein Krächzen aus seinem Mund, das in einem Gurgeln endete.
    »Reiß dich zusammen!«
    Lou schnappte nach Luft. Ja, er musste sich zusammenreißen.
    Wenn nicht, war er verloren.
    »Wer… wer … ist das?«
    »Ein Freund.«
    »Wieso…?«
    »Ein Freund und noch mehr«, erklärte die Frau flüsternd. »Wenn ich noch mehr sage, dann spreche ich von einem Wunder. Von einem Wunder der Natur, die immer wieder Neues hervorbringt, wobei das, was du siehst, eigentlich sehr alt ist.«
    »Was meinst du?«
    »Es gab sie schon immer. Schon seit Jahrtausenden. Später haben es auch die Menschen erfahren und vor ihnen gewarnt. Aber sie waren so schrecklich und unglaublich, dass andere Menschen diese Warnungen nicht wahrhaben wollten und einfach darüber hinweggingen. So ist das nun mal mit den Ghouls, mein Freund.«
    Lou Kersher hatte einen Begriff gehört. Ghoul! Er dachte darüber nach, aber er kam zu keinem Resultat. Einige Male schüttelte er den Kopf, und dann versuchte er, den Namen auszusprechen.
    Die Witwe amüsierte sich über seine Bemühungen. Das Lachen konnte sie nicht unterdrücken.
    »Du kennst ihn nicht?«
    »Nein, nein…«
    »Aber du hast doch bemerkt, dass auf dem Friedhof etwas geschah. Du hast Gestalten gesehen und…«
    »Aber nicht ihn.« Er keuchte mehr, als dass er sprach. »Ihn habe ich nicht gesehen. Ich wusste ja nicht mal, dass es so etwas Grauenhaftes überhaupt gibt. Das ist ja scheußlich…«
    »Für dich schon.«
    »Nicht für dich?«
    »Nein. Ich mag ihn.«
    Lou Kersher glaubte, sich verhört zu haben. Er starrte sie nur offenen Mundes an.
    »Wie… wie … kann man ihn mögen?«
    Die Witwe kicherte. Dann ging sie auf die schleimige Masse zu und streichelte den Kopf. Sie fuhr mit der flachen Hand darüber hinweg, übte dabei auch etwas Druck aus, und was Lou dann sah, ließ ihn an seinem Verstand zweifeln. Die Hand drang in die stinkende, weiche Masse ein, als bestünde sie aus Gelee. Wahrscheinlich war das Zeug ähnlich.
    Der Ghoul tat nichts. Er legte seinen unförmigen Schädel sogar noch schräg und bewegte dabei auch sein sich in der Masse abzeichnendes Maul, aus dem Tropfen spritzten und in dem zum ersten Mal die Zähne zu sehen waren.
    Damit hatte Lou Kersher nicht gerechnet. Jetzt allerdings wurde ihm bewusst, was diese Gestalt mit ihren Zähnen alles anstellen konnte. Sie waren so kräftig und spitz, dass sie einem menschlichen Körper tiefe Wunden zufügen konnten, und nicht nur das. Sie würden ihn auch durch die Bisse töten können.
    Der Mann schüttelte sich. Er fühlte sich hilflos und wollte vor allen Dingen den Blicken der widerlichen Augen ausweichen. Über die kleinen Gucker hatte sich zwar keine Schleimschicht gelegt, aber die Augen selbst waren für ihn einfach grauenvoll. Darin sah er kein Gefühl. Es hätten ebenso gut künstliche Glotzer sein können, was Kersher allerdings nicht glaubte. Auch wenn die Erscheinung noch so fremd war, da gab es nichts Künstliches. Sie lebte, sie existierte, und sie war ein Freund der Witwe.
    Diese

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