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1334 - Der Ghoul und die Witwe

1334 - Der Ghoul und die Witwe

Titel: 1334 - Der Ghoul und die Witwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Tatsache wollte er einfach nicht begreifen. Es war alles zu hoch für ihn, aber ihm fiel ein, dass Edna Wilson etwas gesagt hatte, und genau diesen Satz hatte er nicht vergessen.
    Der Ghoul war hungrig.
    Und er wartete darauf, seine Beute vertilgen zu können.
    Eine furchtbare Aussage, wie Lou fand, denn wenn er sich umschaute, gab es eigentlich nur eine Beute.
    Das war er!
    Edna Wilson ließ ihren Freund los und bewegte sich von ihm weg. Sie sagte dabei nichts, nur ihre Blicke sprachen Bände, und die konnten Lou ebenfalls nicht gefallen.
    »Bitte…«, sagte er nur.
    Edna blieb stehen. Sie kicherte und flüsterte danach: »Du hast es begriffen?«
    Ja, das hatte er. Sogar sehr gut begriffen. Nur dachte er nicht daran, es zuzugeben. Er wollte nicht über sein eigenes Schicksal sprechen. So lange ihm die Zeit blieb, musste er versuchen, etwas zu unternehmen und aus dieser verdammten Falle wegkommen.
    »Ich weiß es. Du hast es mir gesagt. Ich habe es akzeptiert. Aber ich will… ich … meine, das ist nicht mein Fall. Das hier ist alles anders. Ich habe damit nichts zu tun, verstehst du? Ich gehöre nicht hierher. Ich wohne hier nur neben dir …«
    Die Witwe spitzte die Lippen, bevor sie sprach. »Irrtum, mein Freund, du bist ausersehen.«
    »Was… wozu …?«
    »Er will dich!«
    »Nein, ich…«
    »Er hat Hunger!« Den Satz brachte sie fast singend hervor, und es war zu sehen, dass sie sich darüber freute. Es machte ihr Spaß, andere zu schocken.
    Das hatte sie geschafft, denn Lou Kersher war nicht mehr in der Lage, etwas zu sagen. Den Gestank zwischen den Wänden nahm er jetzt noch intensiver wahr als zuvor. Die gesamte Luft musste sich verwandelt haben. Es wunderte ihn sowieso noch, dass er in diesem verdammten Zimmer nicht erstickte.
    Lou Kersher ging es schlecht. Das wusste er. Aber er wollte auch nicht aufgeben. So lange er noch selbst gehen konnte, musste er jede Chance ausnutzen.
    Deshalb stemmte er sich von der Wand ab und hatte Glück, sich fangen zu können, sonst wäre er zusammengebrochen.
    Er wollte weg.
    Die Tür war nah. Kein Problem in der Regel. Aber hier galten nicht die Regeln, sondern die Ausnahmen davon. Und das bekam er sehr bald zu spüren.
    Sie spielte mit ihm. Er wusste es. Aber er wollte es trotzdem nicht wahrhaben.
    Er schaute nicht zu den beiden. Mit unsicheren Schritten bewegte er sich über den Boden hinweg. Seine Hände glitten dabei über die Wand entlang, weil er sich hatte drehen müssen. Die nahe Tür konnte er normal mit einem langen Schritt erreichen. Nur war hier nichts normal. Lou sah sich in der Klemme. Obwohl er ging, hatte er den Eindruck, sich überhaupt nicht von der Stelle zu bewegen.
    Die Beine waren ihm schwer geworden.
    Er kämpfte sich voran.
    Das Kichern der Witwe erreichte ihn wie ein Alarmsignal. Zuerst zuckte er zusammen, dann blieb er stehen und hatte das Gefühl, einen Peitschenschlag zu spüren.
    Plötzlich wusste er, dass er es nicht mehr schaffen würde und zu einem Spielball geworden war. Er gab trotzdem nicht auf, sah schon den Türausschnitt vor sich, bekam den Rahmen zu fassen, hielt sich daran fest – und verlor trotzdem.
    Plötzlich stand die Witwe hinter ihm. Mit ihrem Kichern schien ihn zugleich ein neuer Schwall dieser ekligen Luft zu erreichen, die wie ein Lappen gegen sein Gesicht schlug. Er konnte nicht mehr atmen. Etwas musste seinen Mund voll gestopft haben, und vor seinen Augen drehte sich die Welt wieder.
    »So nicht, Nachbar…«
    Wenig später hatte er den Eindruck, fliegen zu können. Jedenfalls verlor er den Boden unter den Füßen. Sekundenlang durchströmte ihn sogar ein gutes Gefühl.
    Bis der Aufprall erfolgte.
    Und den bekam Kersher verdammt hart mit. Da reichte auch der dünne Teppich nicht mehr als Schutz.
    Sehr hart schlug er auf den Rücken. Sein Hinterkopf wurde ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen. Kersher sah wirklich die berühmten Sterne vor seinen Augen aufplatzen. In einem gewaltigen Wirbel huschten sie davon, und ihn erwischte die Dunkelheit des Alls.
    Ob er für eine kurze Zeitspanne das Bewusstsein verloren hatte, wusste er nicht. Als ihm wieder klar wurde, dass er noch als Mensch lebte, reagierte er auch wie ein Mensch und riss weit seine Augen auf. Zunächst sah er seine Umgebung nur verschwommen.
    Das war wie bei einem Nebel, in den sich nur allmählich die dunkleren Schatten hineinschoben und sich wieder zu einer normalen Welt vereinigten.
    Aus dem Schatten wurde eine Gestalt.
    Aus der Gestalt eine Frau.
    Edna

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