1336 - Die Dämonen-Bande
aber die Hand war schneller.
Das ausgeklappte Rasiermesser erreichte seine Kehle. Er bekam nicht mal die erste Berührung mit, denn diese Frau wusste genau, was sie zu tun hatte. Sie zog die Waffe blitzschnell von links nach rechts, und Bruce Hagen spürte einen wahnsinnigen Schmerz an seinem Hals.
Er taumelte zurück.
Meine Kehle!, raste der Gedanke durch seinen Kopf. Verdammt, man hat mir die Kehle durchgeschnitten! Er spürte, wie das Blut aus der Wunde pulsierte, und er sah auch noch das Gesicht dieser Person, die ihn so schnell und brutal angegriffen hatte.
Es verzerrte sich. Allerdings nicht, weil sie es bewegte, es lag einzig und allein an seinem Zustand, denn ihm fehlte jetzt das normale Wahrnehmungsvermögen.
Er merkte nicht, wie seine Beine nachgaben und er langsam zu Boden fiel. Die Welt um ihn herum verschwand. Er schmeckte das Blut in seinem Mund, und das war genau das Letzte, was er wahrnahm.
Als er auf dem Boden vor der Verkaufstheke liegen blieb und aussah wie hingestreckt, da hatte ihn der Tod bereits erreicht und seinen Blick brechen lassen…
***
Helen, die Frau mit dem Messer und zugleich die Mörderin, war zufrieden. Sie hatte das getan, was getan werden musste. Es hatte für sie keine andere Möglichkeit gegeben, denn ständig hatte sie die Stimme des letzten Kunden in ihrem Kopf gehört. Er hatte ihr die entsprechenden Ratschläge gegeben. Er hatte dafür gesorgt, dass sie das ausführte, was ausgeführt werden musste.
Und nun lag der Mann am Boden.
Tot und mit durchschnittener Kehle.
Helen schaute auf das Messer in ihrer rechten Hand. Den Perlmuttgriff hielt sie fest umschlossen. Sie konnte nur die Klinge sehen, die ihre Farbe gewechselt hatte. Das Metall war kaum noch zu erkennen, weil das Blut wie Farbe daran klebte. Einige Tropfen fielen noch zu Boden und zerplatzten beim Aufprall.
Es störte sie nicht. Helen spürte überhaupt keine Empfindungen.
Sie schaute in den Laden hinein, ohne etwas zu sehen. Es gab bei ihr nichts Menschliches mehr. Die normalen Empfindungen waren ausgeschaltet worden.
Die Leiche lag vor ihren Füßen. Sie war ein Hindernis, über das sie hinwegsteigen musste, was sie auch tat.
Vor dem Schaufenster blieb Helen stehen. Das Messer hielt sie auch jetzt noch fest. Tropfen fielen zu Boden. Sie hörte das Aufklatschen, was sie nicht störte.
Ihr Blick durchbrach die Scheibe. Sie schaute nach draußen. Sie sah viel, aber sie nahm nichts wahr. In ihrem Kopf gab es eine Sperre. Was vor dem Laden geschah, erlebte sie wie der Zuschauer in einem Kino, der sich einen Film anschaut.
So sah sie auch den Rover, der sich dem Laden näherte. Der Fahrer suchte einen Platz zum Parken, fand keinen und lenkte das Fahrzeug schließlich auf den Gehsteig.
Er stieg aus.
Ein zweiter Mann verließ den Rover ebenfalls.
Es war ein Chinese.
Gesehen hatte Helen die beiden Männer noch nie. Aber sie hatten ein Ziel, und das war ihr Laden…
***
War das die Spur?
War das diese heiße Schiene, auf der wir fahren musten, um unser Ziel zu erreichen? Konnten wir endlich diesen Hypnotiseur stellen und ihn zur Rechenschaft ziehen?
Ich hoffte es. Der Mann, der unter anderem auf seine Spur gesetzt worden war, kannten Suko und ich nicht. Sir James hatte dafür gesorgt, dass man Saladin zur Fahndung ausschrieb, und er hatte sich dabei mit anderen Diensten in Verbindung gesetzt und sich die entsprechenden Tipps geholt.
Bruce Hagen war ein Könner in seinem Fach. Das hatten Suko und ich durch den Anruf bestätigt bekommen, und die Chance, Saladin zu stellen, hatte sich vergrößert.
Nicht in seinem Haus, nicht in einer unheimlichen Umgebung, sondern in einem Lebensmittelladen. Das war für uns kaum nachvollziehbar, aber letztendlich spielte es keine Rolle, wo wir ihn zu fassen bekamen.
Es wäre perfekt gewesen, wenn wir ihn hinter Gitter hätten sperren können. Das war uns leider nicht möglich. Saladin hatte schon dort gesessen, aber man hatte ihm nichts nachweisen können, und so war er freigelassen worden.
Er selbst hatte keinen Mord begangen. Nur durch seine Kraft hatte er andere Menschen dazu angeleitet. Ich dachte immer wieder an die drei Studenten, die töten wollten, weil sie sich zu Studienzwecken mit ihm eingelassen hatten.
Es war nicht geschehen. Im letzten Moment hatten wir die Gefahr abwenden können. Da hatten auch Shao und Glenda Perkins mitgeholfen, wobei Shao durch einen Messerstich in den Oberarm verletzt worden war. Drei Tage hatte sie im Krankenhaus gelegen und
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