1336 - Die Dämonen-Bande
Beispiel den Verkäufer oder die Verkäuferin.«
»Stimmt auch wieder.«
»Du kennst Saladin, John. Du weißt genau, dass er fähig ist, Menschen zu manipulieren. Und ich kann mir vorstellen, dass er es auch hier versucht hat. Er brauchte ja nicht selbst einzugreifen.«
»Okay, dann schauen wir uns um.«
Ich hatte längst die Tür entdeckt, die in den hinteren Teil des Geschäfts führte. Sie war natürlich geschlossen. Nein, das war sie nicht. Spaltbreit stand sie offen und wurde jetzt von innen angestoßen, sodass sie sich ganz öffnete.
Jemand verließ die hinteren Gefilde. Wir waren nicht mal überrascht, dass es sich um eine Frau im geblümten Kittel handelte. Sie musste hier wohl verkaufen.
Nur machte sie auf uns nicht den Eindruck einer Verkäuferin.
Eigentlich konnte man sie mit ihrem Gehabe überhaupt nicht als einen normalen Menschen ansehen. Sie war anders. Sie verhielt sich anders. Sie bewegte sich anders. Sie ging mit kleinen und recht steifen Schritten auf die Lücke rechts an der Theke zu.
Es stand fest, dass sie zu uns wollte. Wir ließen sie natürlich nicht aus den Augen. Suko sprach das aus, was ich dachte.
»John, die steht unter Kontrolle.«
»Und ob…«
Sie ging ihren Weg, als gäbe es nichts anderes. Sie sagte auch nichts. Wir hörten sie atmen, und was da aus ihrem offenen Mund drang, war mehr ein Keuchen.
Wenig später stand sie vor uns. Sie ging nicht mehr weiter, schaute uns an und hatte ihre Hände in den Seitentaschen des Kittels vergraben. In ihrem Gesicht bewegte sich nichts. Ich wartete darauf, dass sie Fragen stellte, doch auch das traf nicht zu.
Sie schaute nur. Ihr Mund war nicht geschlossen. Er bildete eine Höhle. Die Augen bewegten sich ebenfalls nicht, und als ich sie genauer anschaute, da sah ich auch das Blut an ihrem Kittel. Es hatte an der rechten Seite den Stoff getränkt.
»Darf ich fragen, wie Sie heißen?«
Sie schüttelte den Kopf.
»Bitte, wir wollen Ihnen nichts tun. Es ist nur wichtig, dass wir Ihren Namen kennen. Das ist alles.«
Bisher hatte sie nur zugehört und nicht reagiert. Es änderte sich, als sie einen Schritt auf uns zuging. Und dabei riss sie die rechte Hand aus der Kitteltasche.
Beide sahen wir das Rasiermesser!
Und damit schlug sie zu!
Dabei warf sie sich vor, um auch einen sicheren Erfolg zu erreichen. Es war nicht mal zu sehen, wen von uns beiden sie mit der höllisch scharfen Klinge erreichen wollte. Im Moment war das auch nicht wichtig. Für uns zählte nur, dass man uns nicht erwischte.
Suko handelte noch vor mir.
Sein rechtes Bein und auch der Fuß schnellten vor. Der artistisch angesetzte Tritt meines Freundes erreichte sein Ziel. Die Frau wurde in der rechten Achselhöhle getroffen. Der Arm geriet aus der Richtung. Die Kraft schleuderte ihn in die Höhe, und der Schmerz war so stark, dass die Frau es nicht mehr schaffte, das Messer zu halten.
Es wirbelte durch die Luft, landete am Boden, und einen Moment später hatte Suko die Person im Griff. Mit einer routinierten Bewegung legte er ihr Handschellen an, drehte sie um und drückte sie gegen die Vorderseite der Theke.
»Keine Bewegung mehr!«
Sie rührte sich nicht. Es war, als hätte man sie einfach aus dem normalen Leben gerissen.
»Ich schaue mich mal so gut wie möglich um«, sagte ich.
Suko nickte nur.
Die Frau war durch die Tür an der hinteren Seite gekommen. Genau diesen Weg nahm ich auch, nur eben in umgekehrter Richtung.
Hinter der Tür lag ein im Halbdunkel liegender Gang. Als ich das Licht einschaltete, sah ich nicht nur eine Treppe, sondern auch die Kisten und Kartons, die auf den Stufen standen, sodass ich beim Hochgehen nur an der schmalen Seite Platz fand.
Das schaffte ich auch, erreichte die erste Etage und stand vor einer breiten verschlossenen Wohnungstür, die rechts und links von einem milchigen Glaseinsatz umrahmt wurde. Hier oben roch es nach einem Putzmittel. Auf einem Klingelschild las ich den Namen Pickham. Ich konnte mir vorstellen, dass die Besitzer des Ladens so hießen.
Ich schellte.
Als ich beim dritten Versuch immer noch keine Reaktion erlebte, gab ich auf und stieg die Treppe wieder hinab.
Der Flur führte an ihr vorbei bis zu einer Tür an der Rückseite des Hauses. Dort standen ebenfalls einige Kartons übereinander.
Sie hinderten mich aber nicht am Öffnen der Tür.
Das ließ ich vorerst bleiben, denn mir fiel die Schmiererei an der recht hellen Wand auf.
Dort sah ich meinen Namen. Jemand hatte ihn in Druckbuchstaben und mit
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