1337 - Die Templer-Verschwörung
Mann, der sich in Geduld fassen konnte.
Er wusste, dass es keinen Sinn hatte, aufgeregt zu sein, denn da würde man nur Fehler machen, und die wollte er vermeiden, wenn es eben ging.
Er fasste sich in Geduld. Mit der Dunkelheit verschmolz er in seiner schwarzen Kleidung. Nur die Augen leuchteten tatsächlich in einer ungewöhnlichen Helligkeit, als wären sie zwei Laternen in seinem Gesicht.
Wenn er gewusst hätte, wie schwer dieser Templerführer verletzt war, hätte er sich ungefähr ausrechnen können, wann die Ärzte mit ihrer ersten Untersuchung und den entsprechenden Maßnahmen fertig waren, so aber wusste er nichts. Hellsehen konnte er leider nicht, und er beschloss, eine Stunde in dieser Enge zu verweilen.
Natürlich rechnete er damit, dass jemand kam, um frische Wäsche aus der Kammer zu holen. Es regte ihn nicht auf. Er verließ sich voll und ganz auf seine Kräfte. Eigentlich war es sogar von Vorteil, wenn jemand die Kammer betrat.
Die Zeit tröpfelte dahin. Völlig finster war es nicht in diesem kleinen Raum. Da die Tür nicht unbedingt fugendicht schloss, fiel doch ein schmaler Lichtstreifen nach innen und sah aus wie ein helles Lineal, das aber die Wäsche nicht erreichte.
Warten…
Sich den Gedanken hingeben. Sich ausmalen, was die Zukunft bringen könnte. Dass er und van Akkeren auf den Schwarzen Tod gesetzt hatten, sah er als einen Vorteil an. Diese Macht im Hintergrund ließ ihnen freie Bahn und ebnete ihnen den Weg. Die eigenen Ziele des Schwarzen Tods interessierten ihn nicht. Sollte er sich doch zu einem gewaltigen Herrscher der Finsternis aufbauschen, was machte das schon? Wichtig war, dass van Akkeren und er genügend Freiraum bekamen, dachte Saladin.
Er atmete ruhig und gelassen. Aufregung war ihm nicht anzumerken. Er konnte sich in sich selbst versenken, war aber blitzschnell bereit, wenn es gewisse Dinge zu regeln gab oder sich die Situation plötzlich änderte, so wie jetzt.
Es war nie ganz still auf dem Flur. Aber die Geräusche änderten sich kaum, bis auf diese eine Ausnahme.
Er hörte die Echos der schwachen Schritte und stellte fest, dass sie sich der Wäschekammer näherten. Kurz davor verstummten sie.
Die Ruhe blieb höchstens zwei Sekunden bestehen. Dann drehte sich mit einem leisen Geräusch der Schlüssel im Schloss, und einen Moment später wurde die Tür der Kammer geöffnet.
Saladin hatte sich darauf vorbereiten können, nicht jedoch die Krankenschwester, die vor der offenen Tür stand, in den Raum hineinschaute und ihn als düsteren Schatten etwas außerhalb des hereinfallenden Lichts entdeckte.
Der Schock traf sie wuchtig. Den Fremden sehen und den Mund weit aufreißen war eins. Aber es drang kein Schrei aus ihrer Kehle, denn es erwischte sie der Blick.
Saladin setzte all seine Macht und Kraft ein, um die Frau unter Kontrolle zu bekommen.
Das schaffte er.
Die Frau schrie nicht.
Sie stand da wie eine Statue. Sie war klein und farbig. Aber das dunkle Lockenhaar hatte sie rötlich gefärbt. Die Pupillen in den weit geöffneten Augen wirkten wie zwei dunkle Kugeln. Auch der kleine Mund bildete eine Öffnung.
Saladin war zunächst zufrieden. Er wollte sich trotzdem überzeugen, ob seine Kraft gewirkt hatte und fragte mit leiser Stimme:
»Wie heißt du?«
»Mary.«
»Oh, ein schöner Name. Und du bist Krankenschwester, wie ich an deiner Kleidung erkennen kann.«
»Ja.«
»Dann kennst du dich hier aus?«
»Sehr gut sogar.«
»Schön. Ich hätte da eine Frage und möchte, dass du mir die Antwort gibst.«
»Ich werde dir alles sagen.«
»Das ist brav. Sehr brav sogar. Ich suche einen Patienten, der erst vor kurzem eingeliefert wurde. Es ist ein Mann aus dem Kloster. Weißt du, in welche Zimmer sie verteilt wurden?«
»Das weiß ich.«
»Schön.« Saladin war zufrieden, wie es lief. »Kennst du auch die Namen der Männer?«
»Nicht alle.«
Sie log nicht, das stand für ihn fest. Wer unter seinem Einfluss stand, der sagte die Wahrheit.
Mit ruhiger Stimme sprach er weiter. Er ließ sich auch von den anderen Geräuschen nicht ablenken. »Der Mann, den ich suche, heißt Godwin de Salier. Hast du diesen Namen schon gehört?«
»Ja, das habe ich. Man hat über ihn gesprochen. Er ist in ein Einzelzimmer gelegt worden.«
»Sehr gut. Ist er schwer verletzt?«
»Ich kann es nicht genau sagen. Ich glaube, dass seine Verletzungen schwerer aussahen, als sie es in Wirklichkeit sind. Das habe ich von den Ärzten gehört.«
»Du bist eine sehr gute Krankenschwester,
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