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1339 - Der Blutengel

1339 - Der Blutengel

Titel: 1339 - Der Blutengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ich nicht normal ging. Meine Füße berührten zwar den Boden, aber ich merkte es nicht, denn es war mehr ein Gleiten. Mein Körper war zu einem Leichtgewicht geworden. Hier galten auch nicht mehr die Gesetze der Physik, eine Schwerkraft war kaum noch vorhanden.
    Mir kam der Gedanke, dass ich meinen eigenen Körper irgendwo zurückgelassen hatte und mich nur noch als Astralleib bewegte. Es gab so unheimlich viele Möglichkeiten, und dieser Gedanke kam mir auch nicht zu fantastisch vor. Ich war in der Lage, ihn nachzuvollziehen, denn der Knochensessel steckte noch immer voller Geheimnisse.
    Ob ich mich darüber freuen sollte oder nicht, darüber war ich mir noch nicht klar. Jedenfalls gab es mich, und ich spürte auch keine Angst mehr um mich.
    Die Felswand rückte näher. Sie wurde noch höher. Sie sah so aus, als wollte sie Menschen abschrecken. Das dunkle Gestein war rissig. Es gab Spalten und Vorsprünge. Risse im Gestein, Einschlüsse und viele Kanten, die oft mit scharfen Rändern versehen waren.
    Aber es gab eine Lücke.
    Einen schmalen Einschnitt, den man kennen musste. Man konnte ihn auch als Canyon bezeichnen, und genau dieses schmale Tor war der Zugang zur Kathedrale der Angst.
    Wer die genaue Stelle nicht kannte, würde ihn auch so schnell nicht finden. Mir war er bekannt, und ich ging direkt darauf zu.
    Ein Riss im Fels. Breit genug, um mich hindurchzulassen. Ich trat in die Wand hinein und erinnerte mich daran, was ich sonst immer gefühlt hatte.
    Dieser Weg war nichts für einen Menschen, der unter Platzangst litt. Mir hatte er nie etwas ausgemacht, doch jedes Mal wenn ich das silberne Skelett des Hector de Valois besucht hatte, war in mir so etwas wie ein andächtiges Gefühl hochgestiegen. Da hatten sich all meine Sinne gespannt, doch genau das traf in diesem Fall nicht zu.
    Die menschlichen Empfindungen waren hintenan gestellt worden.
    Ich erlebte mich selbst als einen Fremden in einem fremden Raum.
    Konnte man da von einem Wunder sprechen?
    Ich hatte es mir abgewöhnt, über Wunder nachzudenken oder zu reden. Ich nahm die Dinge hin, wie sie waren, und ich fühlte mich neutral. Das verging auch nicht, als ich tiefer in den schmalen Canyon eindrang, in dem es sehr dunkel war.
    Auch das machte mir nichts aus. Ich hatte beim Betreten der Schlucht die Taschenlampe eingesetzt. Jetzt benötigte ich sie nicht, denn ich sah den sehr schmalen Streifen Licht hoch über meinem Kopf.
    Auch um mich herum hatte sich die Dunkelheit verflüchtigt. So erlebte ich die Umgebung, als wäre sie mit Tageslicht erfüllt, das allerdings auch einen grauen Schimmer besaß.
    Ich schritt mit einer spielerischen Leichtigkeit weiter. Auch wenn hin und wieder meine Schultern die Wände berührten, war das so gut wie nicht zu merken. Nur ein sanftes Streicheln, mehr nicht.
    Das Ende des schmalen Wegs lag vor mir. Ich sah es sehr deutlich. Die Querwand tauchte auf. Dort gab es keinen weiteren Weg mehr. Auch nicht nach links und rechts in die Felsen hinein. Da vorn war einfach Schluss – Ende.
    Und dort stand der alte steinerne Sarg, in dem das silberne Skelett des Hector de Valois gelegen hatte.
    Neben dem offenen Sarg blieb ich stehen. Wäre ich normal gewesen, dann hätte ich sicherlich ein bestimmtes Gefühl gespürt, aber hier war ich frei von Emotionen.
    Ich schaute in den offenen Sarg und sah…
    Es war anders.
    Er war nicht leer, denn jemand hatte dort seinen Platz gefunden – der Blutengel!
    ***
    Mit dieser Überraschung hätte ich nicht gerechnet. Mir war schon klar gewesen, dass ich diesen Weg nicht grundlos ging. Da hatte mich die andere Kraft dazu getrieben. Dass ich allerdings den Blutengel hier vorfinden würde, war schon überraschend für mich.
    Er lag im offenen Sarg auf dem Rücken.
    Ich schaute ihn an. Er stierte in mein Gesicht. Zum ersten Mal sah ich ihn aus der Nähe, und mit meinen sehr ausgeprägten Sinnen nahm ich seinen Geruch wahr.
    Der Begriff Geruch war ein wenig untertrieben. Es war mehr ein widerlicher Gestank, der mir entgegenwehte. Eine unsichtbare Wolke, aus altem Blut bestehend, die von unten her in mein Gesicht trieb. Ich schmeckte ihn auf meinen Lippen, im Mund, in der Kehle, er war einfach überall vorhanden.
    Ich beschäftigte mich nicht weiter damit und kümmerte mich um die Gestalt des Blutengels. Sie lag auf dem Rücken und hatte ihre Waffe ebenfalls mit in den Sarg genommen. Das Schwert hatte seinen Platz auf dem Körper gefunden. Es lag genau in der Mitte, und das Ende des Griffs

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