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134 - Die Entscheidung des Generals

134 - Die Entscheidung des Generals

Titel: 134 - Die Entscheidung des Generals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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zwei Steinwürfe entfernt standen. Blühende Wildkräuter kitzelten unter seinen Händen.
    In der Luft lag ein süßer Duft, der Insekten anlockte.
    Tagsüber wimmelte es hier sicher von dichten Schwärmen, aber nun, in der Nacht, drang er nur in die krustigen Nasenlöcher der Ostmänner.
    Niemand sonst hielt sich auf dieser Hügelkette auf, das hatten sie genau überprüft. Hier gab es nur Fleggen, Shassen und ein paar Gerule.
    Und diese klobigen Brocken, die ihre Neugierde weckten.
    Feindlich gesinnt konnten sie nicht sein, sonst wäre schon Leben in sie gefahren. So gut, wie sich Kalis über dem Grasmeer abhob, war seine Annäherung nicht mehr zu übersehen.
    Rund um die Kolosse wuchs das Gras ganz normal in die Höhe. Es kam Kalis zwar so vor, als ob es sich vor ihnen, auf der dem Schwanz abgewandten Seite, erst vor kurzem wiederaufgerichtet hatte, aber genau ließ sich das im Dunkel der Nacht nicht sagen.
    Vorsichtig trat er näher und schlug mit den Fingerknöcheln gegen die nächstbeste Wölbung. Das Material war hart und fest, sein Klang dagegen überraschend hell.
    Auf keinen Fall Stein. Eher Eisen, oder ähnliches.
    »Bestimmt sind es Statuen, die zum Wohlgefallen der Götter gemeißelt wurden«, schlug Ziinia, der Jüngste unter ihnen, vor.
    Erneut fiel die Zustimmung äußerst verhalten aus.
    Niemand konnte sich recht einen Reim darauf machen, auf was sie hier gestoßen waren. Aber was auch immer es war, allmählich verloren sie die Scheu davor.
    Ziinia war der Erste, der dagegen trat, um eine Reaktion zu testen. Als nächstes prüfte er die Haltbarkeit eines mit dicken Gliedern besetzten Bandes, das um beide Längsseiten der Kolosse lief. Nachdem er sicher war, dass es seinem Gewicht standhielt, stemmte er sich in die Höhe und kletterte auf den oberen Buckel.
    Dort angekommen, stieß er einen überraschten Laut aus.
    »Ich sehe Feuer«, rief er gedämpft. »Unendlich viele. Die ganze Ebene brennt.«
    Binnen weniger Herzschläge folgten die anderen nach oben.
    Tatsächlich, der Jüngste sprach die Wahrheit. Von hier oben aus konnte man tatsächlich die feindliche Stadt sehen. Ihre Umrisse versanken zwar im lichtlosen Schwarz der Nacht, doch die flackernden Lichter zeugten von menschlichem Leben.
    »Das sind aber sehr, sehr viele«, gab sich Ziinia beeindruckt.
    »Auch nicht mehr als wir«, stellte Kalis klar, »doch wir sind stärker und wilder.«
    Eine Weile drängelten sie um den besten Platz, doch schon bald wurde es langweilig, auf die flackernden Punkte am Horizont zu starren. Aus der Entfernung sah ihr eigenes Lager im Prinzip nicht anders aus.
    Kalis begann sich genauer umzusehen. Dabei entdeckte er einige mit weißer Farbe aufgetragene Symbole, links neben seinem Fellstiefel. Es handelte sich um die Sprache der Meister, festgehalten mit seltsam zueinander angeordneten Strichen. Eines der vielen Wunder, die die Lords wirkten.
    Kalis kannte sich ein wenig mit dem Geheimnis der Schrift aus, deshalb beugte er sich herab und versuchte sie zu entziffern.
    Sh..er..man, bildete er die Silben mühsam mit dem Mund nach. Und dann etwas, das wie Ta..ng klang. Oder Tank?
    Er wollte gerade fragen, ob die anderen jemals so ein Wort gehört hatten, als unter ihm ein lautes Wummern erklang. Kalis erstarrte vor Schreck. Das Geräusch stammte eindeutig aus dem Inneren des Kolosses! Genauso wie die dumpfe Stimme, die gleich darauf schrie: »Iss baalda ma Ruu drause? Wia woln schlaafn, ia Haggfrässn!«
    Es war die Sprache der Lords, die da ertönte, und das verdoppelte ihren Schrecken. Wie der Blitz sprangen sie davon.
    Erst auf halbem Wege zu den Yakks fühlten sie sich einigermaßen sicher. Keuchend hielten sie an und sahen zurück zu den Kolossen, die wieder ruhig und friedlich im Mondlicht standen.
    »Es sind also doch Tiere!«, rief Ziinia entsetzt. »Und sie fressen Menschen bei lebendigem Leibe!«
    Kalis nickte, denn anders konnte es gar nicht sein. Ja, sie mussten gerade einen Mann gehört haben, der im Magen dieses Ungeheuers schwamm.
    Rasch rannten sie weiter, um nicht das gleiche Schicksal zu erleiden. Zurück ins Lager, zu Lord Tenger, dem sie sofort Bericht erstatten wollten.
    ***
    Amarillo, Tower des Medical Science Center
    Seit die RoCops den Turm bewachten, schliefen die Cyborgs bei Nacht. Selbst das Kontrollzentrum im 8. Stock wirkte um drei Uhr morgens wie leer gefegt. Nur Miki Takeo saß noch hier, denn sein Elektronengehirn brauchte keinen Schlaf. War er deshalb zu beneiden? Wohl kaum.
    War er

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