134 - Die Entscheidung des Generals
weitere Sekunde zu verlieren stand er auf, um einen Koffer mit feinelektronischem Werkzeug zu holen. Aiko schob indessen seine langen, zu einem Zopf geflochtenen Haare aus dem Nacken, um einen Zugangsport freizulegen, den er schon als Cyborg besessen hatte.
Ein Justiergerät in der Hand, trat Takeo an ihn heran.
»Du hältst irgendetwas Belastendes gegen Crow in der Hand, oder?«, fragte er, bevor er den Stecker einführte. »Seit du Mr. Hacker befreit hast, führst du geheime Gespräche mit Crow.«
»Die Sache funktioniert nur, wenn sie nicht zu große Kreise zieht«, antwortete Aiko; leugnen war ohnehin zwecklos.
»Ich werde alles tief in meinen Schaltkreisen bewahren«, versprach sein Vater, mit einem Anflug von Ironie in der Stimme.
Aiko nickte.
Dann erzählte er ihm alles.
***
Tal von S’anando (San Fernando Valley), nördlich von El’ay
Der Angriff erfolgte im Morgengrauen, völlig überraschend und gnadenlos. Fast zweihundert Frekkeuscher pflügten mit langen Sätzen durch den Frühdunst, der wie eine wattierte Schicht über Feldern und Weiden lag. Es handelte sich um gesattelte Tiere, auf denen grimmige Barbaren ritten, denen die Gemeinheit ins Gesicht geschrieben stand.
Beide Hände am Zügel, jagten sie dahin. Lachend, voller Freude über den bevorstehenden Raubzug. Dicke Pelze aus Taratzenfell schützten sie vor den empfindlichen Morgentemperaturen. An ihren Seiten hingen Schwerter, Messer und Äxte mit deutlichen Gebrauchsspuren.
Bei den meisten Tieren saß noch ein zweiter Mann auf, der Pfeil und Bogen, vereinzelt auch eine primitive Flinte in Händen hielt. Auf diese Weise ließen sich Ziele aus der Luft bekämpfen, ohne die Zügel aufzugeben.
Dumpfe Erschütterungen pflanzten sich über der Erdkruste fort, wann immer die kräftigen Rieseninsekten mit ihren Sprungbeinen aufkamen und sich wieder abstießen. Dieses Trampeln, das sich als sanftes Zittern im Boden fortpflanzte, war die einzige Warnung für den übermüdeten Wachposten des bedrohten Wehrhofes.
Gähnend sah der halbwüchsige Junge übers Land, den Speer, auf den er sich schon die ganze Nacht abgestützt hatte, mit beiden Händen umklammert. Der mit Eisenbeschlägen versehene Holzschild hing ihm über den Rücken. Dabei wäre es besser gewesen, dahinter Deckung zu suchen. Obwohl äußerlich zum Kampf gerüstet, war der Junge eben doch nur ein Faama, der den Acker bestellte und das Vieh in den Ställen versorgte.
Lange Zeit rechnete er nur mit einem Gewitter, das von Norden heranzog. Die dunkle Front, die sich im Schutz des Nebels zusammen braute, ließ ihn zwar frösteln, doch dass es sich dabei um einen Schwarm Frekkeuscher handelte, wurde erst deutlich, als die führenden Tiere aus den weißen Schleiern hervor brachen.
Die Bogenschützen erfassten den Posten im gleichen Moment, da er sie ausmachte, doch zu allem Unglück hatten sie auch noch das Überraschungsmoment auf ihrer Seite. Mehr als ein Dutzend Pfeile regnete auf den Jungen nieder.
Sieben davon trafen ihr Ziel. Zwei durchschlugen glatt seinen Kehlkopf, sodass nur ein leises Gurgeln ertönte, als er gespickt nach hinten kippte.
Der den Wehrhof umgebene Ringwall bestand aus zwei Mannslängen hoch aufgeschüttetem und festgestampftem Erdreich. Auf seinem Scheitel verlief eine Palisade aus in den Boden gerammten und an den oberen Enden zugespitzten Baumstämmen.
Rundum mit alarmierten Bauern besetzt, hielt so ein Bollwerk einer vielfachen Übermacht stand – sofern diese beritten oder zu Fuß daher kam.
Für die Sprungbeine der Frekkeuscher stellte der Wall kein ernsthaftes Hindernis dar. Mindestens dreimal so hoch wie nötig flogen die Riesenheuschrecken über die hölzerne Brustwehr hinweg, direkt auf die innerhalb des Walls gelegenen Wohnhäuser und Stallungen zu.
Drei Großfamilien hatten sich hier mitsamt ihres Gesindes zu einer Schutzgemeinschaft zusammengeschlossen. Der folgenden Attacke waren sie trotzdem hilflos ausgeliefert.
Die schnellsten und geschicktesten Reiter landeten mitten auf den mit Reisig oder Holzschindeln gedeckten Häusern.
Den schweren Axthieben hatte das Holz nicht viel entgegen zu setzen. Brutal durchbrachen die Barbaren den splitternden Widerstand und drängten in die oberen Stockwerke, während ihre Kumpane im Hof die verrammelten Haustüren einschlugen.
Rücksichtslos wurden die aus dem Schlaf geschreckten Faama niedergestreckt. Die meisten noch in ihren Betten, ohne die geringste Chance zur Gegenwehr. Bevor sie eine Waffe zur
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