134 - Die Spinne und die Hexe
zuflog.
»M-e-t-a-l…!« Rillos unglücklicher Schrei war schon fast nicht mehr zu hören.
Die Blutsaugerin hatte keine Schwierigkeiten, ihn durch die Lüfte zu transportieren. Fast majestätisch bewegte sie ihre großen Flügel, während Metal über Stock und Stein sprang und auch noch achtgeben mußte, daß er nicht einem anderen Feind in die Arme lief.
Ripava flog auf einen Berg zu, der die Form eines Granitschädels hatte. Sie näherte sich einer großen Öffnung, die wie ein riesiges Vampirmaul aussah.
Kurz darauf war sie darin verschwunden. Metal jagte auf den Vampirberg zu, in dessen Innerem sich die Blutsaugerin nun mit Rillo befand.
Es war noch weit. Die verfluchte Vampirin hatte einen großen Vorsprung herausgeflogen. Diese Zeit konnte sie jetzt gut nützen. Metal hoffte, daß sie nicht damit rechnete, von ihm verfolgt zu werden.
Viele an seiner Stelle hätten aufgegeben, weil sich ein solcher kräfteraubender Einsatz nicht lohnte. Andere hätten Rillo seinem Schicksal überlassen.
Metal jedoch nicht, der wollte den Vierbeinigen wiederhaben. Ripava durfte ihn nicht töten.
***
Ripava tauchte ein in die tiefe Schwärze des Mauls.
»Metal, hilf mir!« krächzte Rillo, obwohl er wußte, daß der Silberdämon ihn nicht mehr hörte.
»Vergiß Metal!« lachte die Vampirin über ihm. »Du gehörst jetzt mir. Metal kann nichts mehr für dich tun.«
Als sie an den langen Granit-Vampirhauern vorbeigeflogen waren, hatte Rillo etwas gespürt - eine unsichtbare Kraft, die ihn abgetastet hatte.
So war es ihm jedenfalls vorgekommen. Er fühlte sich von dieser Kraft auf eine unbeschreibliche Weise entwaffnet und entkleidet und zuckte bei dieser Wahrnehmung unwillkürlich zusammen.
»Hast du die Sperre gespürt?« fragte Ripava. »Wer in die Vampirhöhle kommt, muß seine magischen Fähigkeiten draußen lassen. Sie werden ihm ausgezogen wie ein Mantel. Er bekommt sie erst wieder, wenn er die Höhle verläßt. In dieser Höhle ist der Boden magieneutral.«
Die Blutsaugerin bewegte ihre Flügel langsamer und setzte auf. Rillo wartete zitternd auf den Augenblick, wo sie ihn freiließ. Er war entschlossen, dann sogleich einen Fluchtversuch zu wagen.
Noch saßen die Krallen der Vampirin in seinem dichten Fell, doch kurz darauf ließ sie ihn los, und Rillo flitzte sofort los, aber er kam nicht weit.
Ripava hob einen faustgroßen Stein auf und schleuderte ihn hinter dem Fliehenden her. Der Stein traf Rillos Hinterkopf. Seine Vorderbeine knickten ein, und er überschlug sich mehrmals, ehe er besinnungslos liegenblieb.
Ripava begab sich zu ihm und holte ihn zurück. Sie legte das vierbeinige Opfer auf einen Stein, der in dér Mitte eine Vertiefung aufwies, die auf ein steinernes Gefäß, eine Art Kelch, zuführte.
Die »Blutrinne«!
An einer Wand lehnten mehrere machetenartige Waffen, die die Blutsaugerinnen vor geraumer Zeit erbeutet hatten.
Ripava holte sich eine davon und trat damit vor ihr Opfer. Ein grausamer Zug kerbte sich um ihre Lippen. Die Freude auf den Genuß des Blutes brachte ihre dunklen Augen zum Glänzen.
Langsam holte sie die Machete.
***
Metal griff mit seinen langen, muskulösen Beinen weit aus. Er machte sich Sorgen. Ripava war schon zu lange mit Rillo allein. Würde er dem Vierbeinigen noch beistehen können?
Oder würde ihm die Vampirin seinen Kadaver mit einem triumphierenden Kreischen vor die Füße werfen? Hatte es überhaupt noch einen Sinn, daß er sich so sehr verausgabte?
Im Moment schützte ihn die Silberstarre nicht. Um sie aufrechtzuerhalten, brauchte er Kraft, und die schickte er lieber in seine Beine, um den Vampirberg schneller zu erreichen.
Thar-pex, der Mann aus der Welt des Guten, ein Mitglied des »Weißen Kreises«, fiel ihm ein. Der konnte sich mit Lichtgeschwindigkeit bewegen.
Ejne Fähigkeit, um die ihn Metal in diesem Moment beneidete. Mit ihrer Hilfe wäre es ihm gelungen, die Blutsaugerin zu überraschen und blitzartig zu erledigen.
Geröll lag vor dem offenen Granitmaul. Metal stürmte darüber hinweg, denn jede Sekunde war wertvoll, konnte über Leben und Tod des vierbeinigen Teufels entscheiden.
Der Silberdämon jagte zwischen den Augenzähnen durch. Plötzlich spürte er, wie etwas aus ihm, von ihm gerissen wurde. Seine Magie! Er hatte sie verloren! Sie war an dieser unsichtbaren Sperre hängengeblieben.
Sollte er umkehren? Würde er draußen seine magischen Kräfte wiederbekommen?
Er hörte einen langgezogenen Schrei, der ihn weitertrieb.
Rillo
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