134 - Die Spinne und die Hexe
Machetenklinge durch.
»Was machst du da?« wollte Rillo wissen.
»Ich lade die Klinge mit Silbermagie auf«, erklärte Metal. Er wiederholte den Vorgang mehrere Male, dann schob er die Machete wieder in seinen Gürtel.
Sie setzten den Weg fort. Der Pfad gabelte sich. Metal hätte sich nach links gewandt, doch Rillo schlug die andere Richtung ein, und wenig später traten sie zwischen den hohen Glutsteinen hervor.
Rillo sagte, er hoffe, daß Metal mit dem Spinnendämon fertigwerden würde.
»Wieso liegt dir soviel daran?« fragte der Silberdämon grinsend.
»Raedyp könnte es mir übelnehmen, daß ich dir den Weg zu ihm zeigte.«
»Er könnte zu dir hinunterkommen und sein Gift an dir ausprobieren.«
»Das befürchte ich«, gab Rillo zu.
Metal blickte sich um. »Wo ist seine Behausung?«
»Genau genommen stehst du auf ihr«, sagte der vierbeinige Teufel. »Es ist ein Spinnentempel mit Säulen und Gängen, Räumen und Sälen… Alles unter uns. Siehst du die vier Säulen auf dem höchsten Punkt des Hügels?«
Metal nickte. Sein Blick blieb auf die nachtschwarzen Säulen gerichtet.
»Dazwischen befindet sich der Tempeleingang. Es heißt, wer dort hinabsteige, müsse alle Hoffnung fahren lassen.«
»Ich werde beweisen, daß Raedyp zu bezwingen ist«, sagte Metal. Dann schickte er Rillo fort.
Der vierbeinige Satan verschwand zwischen den Glutsteinen, und Metal legte die Hand auf den Machetengriff. Es gab keinen Kampf, den er scheute, und keinen Gegner, den er fürchtete.
Er hatte weder Angst vor Phorkys, dem Vater der Ungeheuer, noch vor Mago, dem Schwarzmagier, oder Atax, der Seele des Teufels. Selbst gegen Loxagon, den Teufelssohn, hätte er jederzeit gekämpft.
Furcht war etwas, was Metal nicht kannte. In diesem Punkt war er genauso wie sein Vater.
Er setzte sich in Bewegung, rechnete damit, daß Raedyp ihn beobachtete und über jeden seiner Schritte Bescheid wußte. Deshalb pirschte er sich auch nicht an die vier schwarzen Säulen heran, sondern ging aufrecht, mit stolz erhobenem Haupt und trotzig vorgerecktem Kinn darauf zu.
Als er die Hälfte des Weges zurückgelegt hatte, hörte er ein schrilles Quietschen, und dann schrie Rillo wieder einmal in höchster Not seinen Namen.
Es hatte den Anschein, als würde Metal den vierbeinigen Teufel nie mehr los.
***
Nur Insider kannten Preston Quayle, den verrückten Jazzer. Er trat in einem kleinen Kellerlokal in der finstersten Ecke von Soho auf und riß sein Publikum zu Begeisterungsstürmen hin.
Clips Hamilton war einer seiner glühensten Verehrer, und er war überglücklich, als sich eine Schallplattenfirma entschloß, Preston Quayle unter Vertrag zu nehmen.
Es war ein Experiment und ein großes Risiko, dem Künstler einen Vertrag anzubieten, denn Preston Quayle wollte sich keine Vorschriften machen lassen, und so, wie er seinen Jazz heute präsentierte, konnte er ihn höchstens bei ein paar Dutzend Leuten an den Mann bringen. Das war jedoch kein Geschäft für die Firma, und zu Kompromissen war Preston Quayle nicht zu bewegen.
Während der Aufnahmen hatte »Krieg und Frieden« geherrscht. Quayle hatte um jede Synkope gestritten, war aus dem Studio gerannt, wenn er seinen Willen nicht durchsetzen konnte, hatte sich betrunken… Nach einem Jahr härtester Arbeit und ungezählter Nervenzusammenbrüche der verschiedenster Mitarbeiter konnte das erste Album - dem kein zweites mehr folgen würde, das hatte man sich geschworen - den Kritikern vorgestellt werden.
Sie hörten es sich an und zerrissen es. »Banausen!« nannte Preston Quayle sie, und die Schimpfkanonade, die anschließend folgte, brachte ihm mehrere Ehrenbeleidigungsklagen ein.
Was er seinen Kritikern an den Kopf warf, erschien in allen Zeitungen und war eine kostenlose Werbung für den neu auf den Markt gebrachten Tonträger.
Dadurch interessierten sich schließlich mehr Menschen als erwartet für das Produkt, dessen Herausgabe unter dem Strich für die Plattenfirma schließlich doch noch einen kleinen Gewinn abwarf.
Clips Hamilton war selig, ein Album erstanden zu haben. Er hörte es sich stundenlang zu Hause an, und schließlich wollte er auch seine Nachbarin an diesem unschätzbaren »Kunstgenuß« teilhaben lassen.
Er hatte ihr von Preston Quayle so viel vorgeschwärmt, daß sie neugierig geworden war, und als er trompetend verkündete, daß Quayle eine LP herausgebracht habe, sagte die Nachbarin: »Die mußt du mir gelegentlich unbedingt Vorspielen.«
Nun, gelegentlich war heute
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