134 - Die Spinne und die Hexe

selben Moment trat ich auf die Bremse, als würde eine Kamelkarawane die Straße überqueren. Mr. Silver wurde nach vorn gerissen, klickend spannte sich der Gurt.
    »Verflucht, Tony, bist du übergeschnappt? Warum hältst du so plötzlich an?«
    »Du steigst aus und nimmst dir ein Taxi!« sagte ich nervös.
    »Ich zweifle wirklich ernsthaft an deinem Verstand, Tony. Warum soll ich mir ein Taxi… Willst du mich nicht mehr in deinem Wagen haben? Kannst du mich nicht mehr riechen?«
    »An deine penetrante Ausdünstung habe ich mich gewöhnt. Es geht um etwas anderes. Du mußt dich um jemanden kümmern.«
    »Um wen?«
    »Rekapitulieren wir«, schlug ich vor. »Zero taucht in Soho auf, Greg Lupus schießt auf ihn, Zero plärrt ein magisches Wort, und Lupus wird zu Eis. Dasselbe passierte inzwischen auch mit Inspektor Layton. Wer von seinen Leuten hat das magische Wort noch gehört? Sergeant Conelly vielleicht?«
    »Nein. Der Inspektor sprang allein aus dem Wagen.«
    »Und direkt hinein in den magischen Schrei, könnte man sagen.«
    Mr. Silver nickte. »Könnte man sagen, ja.«
    »Danach wirkte Layton eine Zeitlang erkältet. Er hustete… Weißt du, wer das noch tut und denkt, sich eine Sommergrippe eingefangen zu haben? Barbara Benedict.«
    »Nein!«
    »Doch, Silver. Nicht nur Inspektor Layton wurde von diesem magischen Wort verseucht, sondern auch dieses Mädchen! Fahr zu ihr. Versuch die unglückliche Entwicklung zu stoppen. Vielleicht fällt dir irgendein magischer Gegenspruch ein…«
    »Und wenn nicht?«
    »Dann weißt du, was du zu tun hast«, sagte ich mit belegter Stimme. »Aber laß dich nicht wieder aus dem Fenster werfen.«
    »Den Vorwurf hättest du dir sparen können«, grollte Mr. Silver und stieg aus.
    ***
    Endlich waren sie wieder da, wo sie den Vampirinnen begegnet waren. Rillo meinte: »Noch kannst du es dir überlegen. Bist du wirklich so versessen darauf, mit Raedyp zu kämpfen?«
    Metal grinste. »Ich kann es schon nicht mehr erwarten.«
    »Er kann dich mit seinem Spinnengift langsam und qualvoll töten. Etwas weniger Gift, und du verfällst in eine tiefe Apathie. Vielleicht degradiert er dich zu seinem willenlosen Sklaven. Ein so starker Silberdämon… Willst du dich tatsächlich dieser Gefahr aussetzen?«
    »Du zeigst mir jetzt den Weg und hälst den Mund«, antwortete Metal unwillig. »Du hast versprochen, mich zu Raedyp zu führen, jetzt halte dich daran. Du wärst nicht mehr am Leben, wenn ich keine Verwendung für dich hätte.«
    »Du meinst, du hättest mich meinem Schicksal überlassen, als Ripava mit mir fortflog.«
    »Ich hatte nicht vor, irgend etwas daran zu beschönigen«, gab Metal zurück.
    »Aufrichtigkeit findet man bei Dämonen selten.«
    »Gehen wir!« verlangte Metal, und der vierbeinige Satan näherte sich den hohen, glühenden Felsen, zwischen denen sich Pfade hindurchschlängelten, aber nicht alle führten zu Raedyp. Die meisten führten ins Verderben.
    Mit Rillo als »Scout« konnte nichts schiefgehen. Zielsicher fand der Vierbeinige den richtigen Weg.
    Die Hitze, die die glühenden Steine abstrahlten, war mörderisch. Rillo sagte, daß die Hitze auf den falschen Pfaden zur tödlichen Falle würde.
    »Überraschen wirst du Raedyp vermutlich nicht können«, sagte Rillo ferner. »Der Spinnendämon weiß bestimmt schon, daß du zu ihm unterwegs bist.«
    »Was wird er deiner Ansicht nach tun?«
    »Wer kann schon Raedyps Gedanken erraten? Wenn er wüßte, daß du wegen der Hexe kommst, würde er sie wahrscheinlich töten und dir entgegenwerfen, um dich zu ärgern, zu demütigen, zu enttäuschen.«
    »Du hast Angst vor ihm«, bemerkte Metal.
    »Er ist stärker als Ripava, und ich hatte schon mit ihr meine liebe Not.«
    »Hoffentlich spielst du mich dem Spinnendämon nicht irgendwie in die Hände, Rillo, sonst…« Metal zog die Machete, und der Vierbeinige zuckte ängstlich zusammen.
    »Ich werde nichts tun, was dir schadet. Immerhin hast du mir zweimal das Leben gerettet.«
    »Bist du mir etwa dankbar?« fragte Metal verwundert. »Dankbarkeit ist doch ein Wort, das es in der Hölle nicht gibt.«
    »Nenn es, wie du willst. Ich habe jedenfalls nicht vor, dich in Schwierigkeiten zu bringen. Ich werde dich aber auch nicht bis in Raedyps Behausung begleiten, denn das wäre mir zu riskant.«
    »Sobald wir die glühenden Steine hinter uns haben, kannst du umkehren«, sagte Metal. Er bildete mit Zeige- und Mittelfinger ein V und ließ dieses zu Silber erstarren, dann zog er die