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134 - Geister im Grand Hotel

134 - Geister im Grand Hotel

Titel: 134 - Geister im Grand Hotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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Mann, der kaum imstande ist, sein Schwert zum Streich
zu führen .«
    Der Schreier torkelte wie ein Betrunkener
durch den Raum.
    Von unwiderstehlicher Gewalt angezogen,
schlich auch der heimliche Beobachter der unwirklichen Szene tiefer in den dämmrigen
Halbschatten, um das seltsame Verhalten der Gestalt, die er bisher verfolgt
hatte, aus nächster Nähe zu studieren.
    Dietmar Einen duckte sich unwillkürlich,
nutzte die dunkelsten Ecken, lief an der Wand entlang und bewegte sich auf
Zehenspitzen, um nicht entdeckt zu werden.
    Wen rief der andere? Wer war denn noch hier?
    Dietmar Einen drückte sich in eine dunkle
Wandnische, die sich dem Tisch genau gegenüber befand.
    Auf dem Boden ringsum verstreut lagen die
Reste der zerschmetterten Stühle. Ein Stuhlbein hielt der Verletzte noch in der
Hand und schwang es wie eine Keule.
    »Laß dich sehen, von Aspergen !« brüllte er. »Wie ich deine Stühle zerschmettert habe,
spalte ich dir den Schädel...«
    Einen schluckte.
    Nicht er war verrückt, sondern er hatte es
mit einem Verrückten zu tun.
    Dieser Mann mußte unbemerkt vom Personal ins
Hotel eingedrungen sein. Er wußte nicht, was er sagte und tat und sprach
offensichtlich mit einer imaginären Gestalt.
    Einen hielt es nun doch für angebracht,
ebenso heimlich wie er hierher gekommen war, wieder zu verschwinden.
    Er wollte und durfte dem Irren nicht in die
Hände fallen. Vielleicht verwechselte er ihn mit diesem von Aspergen und schlug
ihm den Schädel ein.
    Einen merkte, wieder zu klareren Gedanken
fähig, wie die seltsame, beinahe krankhafte Neugier ihren Reiz verlor.
    Er wollte weg hier.
    Dieser Raum, der ihn an einen alten
Rittersaal erinnerte, kam ihm nicht mehr ganz geheuer vor.
    Vielleicht spukte es hier ... Aber Unsinn! Es
gab keinen Spuk und keine Geister!
    Aber - was war es dann?
    Der Wütende und er waren plötzlich nicht mehr
allein. Aus dem Halbdunkel der anderen Seite des Raumes löste sich
schattengleich eine Gestalt.
    »Du hast mich gerufen - und ich bin
gekommen«, ertönte die Stimme aus dem Schatten. »Hier hast du, was du dir
gewünscht hast .«
    Ein leises Zischen war zu hören.
    Die schemenhafte Gestalt im Hintergrund
streckte den Arm aus und stieß dann mit kraftvollem Ruck einen länglichen
Gegenstand nach vorn.
    Eine Lanze!
    Sie sauste auf den Verwundeten, das Stuhlbein
Schwingenden zu.
    Der taumelte nach vorn - genau in die
Lanzenspitze!
    Dann ging es Schlag auf Schlag.
    Die Gestalten und die Luft ringsum begannen
vor den Augen des Beobachters zu flimmern, als würde er einen Schwächeanfall
durchmachen.
    Einen preßte unwillkürlich die Augen fest zusammen und öffnete sie wieder. Der Eindruck war
der gleiche. Alles war verzerrt und wogte auf und nieder, als seien die Wände
und Möbel, die Schwerter und Bilder an den Wänden aus Wasser.
    Aus diffusem Nebel schien auch der Mann in
dem ärmellosen Lederwams zu sein...
    Die Lanze durchbohrte ihn wie ein Hauch,
blieb nicht in ihm stecken und fand keinen Widerstand.
    Einens Augen weiteten sich, und panisches
Entsetzen flackerte in ihnen, als er erkannte, was jetzt wirklich passierte.
    Die Lanze - hatte ihn zum Ziel!
    Seine ganze Umgebung verschwand wie ein Spuk
- und das einzige, was blieb, war die Lanze.
    Einen war so verwirrt und ratlos, stand so im
Bann des Geschehens, daß er zu keiner Abwehrbewegung, zu keinem
Ausweichmanöver, nicht einmal zu einem Schrei fähig war.
    Die Lanzenspitze bohrte sich in seinen
Körper. Der sie geschleudert hatte, hatte vortrefflich gezielt. Die Spitze traf
ihn mitten ins Herz und nagelte ihn förmlich an die Wand.
    Mit weitaufgerissenen Augen, in denen
ungläubiges Erstaunen zu lesen war, brach der Mann aus Wuppertal in die Knie.
    Neben der eingetrockneten Rotweinlache
sickerte sein Blut aus der Herzwunde und mischte sich mit dem Klebrigen auf dem Boden ...
     
    *
     
    Man fand ihn morgens um sechs.
    Einer der Kellner des Hotels zog die Vorhänge
im Frühstückszimmer zurück und sah die verkrümmt auf der Sonnenterrasse
liegende Gestalt.
    Der Entdecker lief sofort nach draußen,
beugte sich über den Mann, sprach ihn an, tastete nach seiner zur Faust
geballten Hand und zuckte zusammen.
    Der Mann auf der Sonnenterrasse war kalt und
tot!
    Der Kellner benachrichtigte sofort die
Hotelleitung.
    Isaac Sterling hielt sich zu dieser Stunde
nicht im Haus auf, wohl aber seine Stellvertreterin, Angie Roith. Sie war vor
zwei Tagen aus den Staaten zurückgekommen und hatte ihre Arbeit im »Grand
Hotel« wieder

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