134 - Geister im Grand Hotel
aufgenommen.
Angie Roith wurde bleich, als sie auf die
Terrasse kam. Zum Glück hielt sich noch kein Gast im Frühstückszimmer auf. So
wurde niemand Zeuge der Entdeckung und der sich anschließenden Aktionen.
Die junge Managerin ließ als erstes den
Frühstücksraum für den Publikumsverkehr sperren und sorgte dafür, daß die
Tische im Speisesaal gedeckt wurden.
So wenig Aufsehen wie möglich, war die
Devise, nach der sie vorging.
Dem Mann, der inzwischen Vom Portier als
Dietmar Einen aus Zimmer Nr. 237 identifiziert worden war, konnte kein Arzt
mehr helfen.
Angie Roith verständigte die Polizei, die
schon eine Viertelstunde später da war. Kommissar Lutgen übernahm den Fall.
»Es ist die Nummer drei innerhalb von sechs
Wochen«, sagte er betroffen, als der Arzt ihm seinen Verdacht mitteilte, daß
der Tod bei Einen mit großer Wahrscheinlichkeit auf einen Herzinfarkt
zurückgehe. »Im Grand-Hotel scheinen die Gäste kein großes Glück mit ihrem
Aufenthalt zu haben. Seltsam, daß bisher jeder Fall, wegen dem wir gerufen
wurden, einen Herztod betraf. Ich fange langsam an, nicht mehr an den Zufall zu
glauben ...«
Lutgen machte diese Bemerkung nur dem
Gerichtsmediziner gegenüber.
Angie Roith, mit der er sich wenig später im
Büro unterhielt, als die Leiche bereits mit größtmöglicher Diskretion zur
Obduktion ins Leichenhaus gebracht worden war, konnte sich jedoch denken, was
hinter der Stirn des Kriminalisten vorging.
»Eine unangenehme Geschichte, Kommissar«,
sagte sie, während sie sich eine Zigarette anzündete und keinen Hehl aus ihrer
Nervosität machte. »Was machen wir mit unseren Gästen, werden Sie sich fragen?
Nichts Besonderes. Das heißt doch. Wir behandeln sie besonders freundlich und
zuvorkommend und versuche, ihnen jeden Wunsch von den Augen abzulesen .«
»Dennoch sterben Sie ihnen weg. Wenn alle
zehn bis zwölf Tage die Polizei Herz-Tote aus Ihrem Hotel bringen muß, fällt
das langsam auf .«
»Sie denken - an Mord ?«
»Ich habe bei der Häufung der Fälle keine
andere Erklärung mehr, Miß Roith. Ich muß auch das ins Kalkül ziehen. Zumindest
muß ich mein Augenmerk auf die Möglichkeit richten, daß es vielleicht in Ihrem
Haus eine Gefahr gibt, die bisher niemand kennt .«
»Sie denken an - Unfall ?«
»Zum Beispiel.«
»Was denn noch ?« fragte Angie Roith nach dieser orakelhaften Bemerkung.
»Die Gefahr, von der ich spreche, könnte zum
Beispiel aus Ihrer Küche oder Ihrer Bar kommen .«
»Sie glauben, daß es jemand gibt, der
vielleicht - mit Gift unsere Gäste attackiert? Ein Wahnsinniger, der von Fall
zu Fall mordet - und seine Morde als Herzinfarkt zu kaschieren weiß?«
Lutgen, ein ruhiger, besonnener Mann mit
Stupsnase, die ihm einen fröhlichen, clownartigen Gesichtsausdruck verlieh,
zuckte die Achseln. »Auch das, Miß Roith, ist sicher ein Aspekt, den wir bei
unseren Überlegungen berücksichtigen müssen. Um das Feld der
Wahrscheinlichkeiten so weit als möglich einzugrenzen, muß ich Ihnen einige
Fragen stellen .«
»Es wäre ungewöhnlich, wenn Sie das nicht
täten .«
»Hat sich Herr Einen am gestrigen Abend nicht
gut gefühlt. Ist Ihnen da etwas zu Ohren gekommen ?«
»Ich habe mit dem Kellner gesprochen, der den
Gast gestern abend bedient hat, mit dem Zimmermädchen, das ihm gegen
einundzwanzig Uhr noch mal auf dem Gang draußen begegnete. Er ging früh zu
Bett, das ist das einzige Auffallende an der Sache. Aber das kann einen ganz
plausiblen Grund gehabt haben, Kommissar. Er wollte heute morgen ausgeruht
sein, um mit frischen Kräften an die ersten Stunden des Seminars zu gehen .«
»Wann fangen die an ?«
»Punkt neun. Im Saal “Schwarzer Ritter«. Die
Teilnehmer sind in erster Linie selbständige Gewerbetreibende, die ihren
Betrieb auf EDV umstellen wollen und sich hier das nötige Rüstzeug holen .«
»Das heißt, daß die meisten unter Streß
stehen ?«
»Das ist leider nicht von der Hand zu weisen.
Viele zweigen sich eine Woche oder - um einen Schnellkurs durchzumachen auch
das Wochenende - ab. Anderes bleibt zu Hause liegen. Ich kenne nun nicht Mister
Einens persönliche Situation. Aber vielleicht wars bei ihm so .«
»Wir werden es herausfinden. Was. hat Herr
Einen zuletzt gegessen ?« .
Auch das hatte Angie Roith in weiser
Voraussetzung schon recherchiert »Ein T-Bone-Steak mit Bratkartoffeln .«
»Nur die Hauptmahlzeit? «
»Ja. Er wünschte ausdrücklich keine Vorspeise
und kein Dessert. Damit ihm das Essen, wie er sagte, nicht zu
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