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1340 - Ephemeriden-Träume

Titel: 1340 - Ephemeriden-Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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bemerkt. Bei der technischen Ausrüstung der Boje war dies jedoch kaum der Fall.
    Polsafor nahm aus den Augenwinkeln wahr, daß die Anzeigen die Ankunft der Ephemeriden meldeten.
    Schlagartig vergaß er alles um sich herum und konzentrierte sich auf die ersten Anzeichen der menetekelnden Psiqs.
    Seinen Artgenossen erging es wie ihm. Sie warteten in angespannter Körperhaltung darauf, daß etwas eintrat, was sie lange Zeit vermißt hatten.
    Zunächst kam es Polsafor so vor, als veränderte sich der Raum, in dem sie sich befanden. Die festen Dimensionen von Länge, Breite und Höhe schienen sich aufzulösen, die Wände nahmen die Form konvex gebogener Spiegel an. Die Bilder auf den Schirmen verzerrten sich, und doch waren das alles keine Wahrnehmungen, die direkt mit den Sinnen gemacht wurden. Es waren psionische Eindrücke, hervorgerufen in ihnen selbst, und der Traifaer blinzelte und hob die Arme hoch. Er wischte sich mit den Händen über die Augen und. betrachtete den stumpfen grauen Flaum, der sie bedeckte. Er hatte seine kräftige braune Farbe verloren, und aus ihm bildeten sich Schuppen.
    Er besaß plötzlich Schuppenhände wie ein Reptilienabkömmling, und es gelang ihm gerade noch, einen Schrei des Entsetzens zu unterdrücken.
    Es ist alles nur Einbildung, redete er sich ein. Die winzigen Abbilder der Schiffe auf den Schirmen verzerrten sich zu Klumpen, und die Gestalten der Artgenossen um ihn herum lösten sich langsam auf. „Menetekel Granjcar!" stieß Polsafor aus. Er bewegte sich unruhig in den Gurten seines Sessels. Noch waren keine Auswirkungen der Ephemeriden auf die Station festzustellen. Naradha sorgte dafür, daß die Boje nicht in Mitleidenschaft gezogen wurde.
    Die eigentliche Umgebung um Polsafor verschwand endgültig. Er vernahm ein Zischen wie von entweichender Luft, dann gab es einen ohrenbetäubenden Knall, der den Traifaer zur Seite warf. Er riß schützend die Hände vor die Augen, aber es half alles nichts. Die Hitze verbrannte seine Hände. Sie waren nicht mehr da, nur die Armstümpfe ragten vor ihm in die Luft. „Nein!" schrie Polsafor. „Ich habe nichts getan, wofür du mich bestrafen müßtest!"
    Etwas wie ein Lachen klang in ihm auf. Eine dünne Stimme manifestierte sich in ihm und begann mit ihren Einflüsterungen. „Darauf kommt es doch gar nicht an, Traifaer. Wichtig ist, was dein Volk getan hat."
    Polsafor hatte keine Ahnung, was sein Volk getan haben konnte. Er hatte erst vor wenigen Wochen Traifon verlassen, und täglich kamen Nachrichten von dort, die über alles berichteten, was für die Traifaer im Dienst des Nakken von Wichtigkeit war. Eine Rebellion oder ein anderes Vergehen wäre ihm nicht entgangen. „Was hat es getan?"
    „Es hat sich in der Gunst des Ewigen Kriegers gesonnt. Es hat nichts getan. Das ist sein Vergehen. Um wieviel mehr wert ist das Volk der Uribiter, das Granjcar in jeder Sekunde und jedem Atemzug unterstützt."
    „Ich verstehe. Wir Traifaer sind es nicht wert."
    „Ihr seid Ausschußware. Deshalb erhaltet ihr euren Lohn!"
    Polsafor zuckte zusammen. Die Verwendung des Wortes Lohn klang wie Spott in seinen Ohren. Er versuchte, sich aus der Fessel zu befreien, die ihn an dem Sessel hielt. Er wollte vor seine Artgenossen hintreten und ihnen verkünden, was er soeben erfahren hatte.
    Er brachte die Kraft dazu nicht auf.
    Wie gelähmt hing er in den Gurten, und vor seinen Augen entstand ein dunkler großer Fleck, der sich ihm näherte oder auf den er zustürzte. Die gewaltige Anziehungskraft, die von dem Nichts ausging, ließ ihn erkennen, daß es sich um ein Black Hole handelte.
    Daneben hing die Sonne im All, der wärmende Ball, der in seiner gelben und weißen Farbe die Heimat symbolisierte. Um ihn kreisten die zehn Planeten. Traifon befand sich an vierter Stelle. Der Planet war gut zu erkennen, weil sieben Monde ihn kränzten. „Das alles wird bald nicht mehr sein", vernahm er die Stimme in sich.
    Die schwarze Leere fraß ihn vollständig auf, und als er wieder sehen konnte, da stand er an jenem Kanal des Mittellands, der das Süßwasser bis weit hinein in die Sandebenen transportierte und dort ein blühendes Reich geschaffen hatte.
    Polsafor bückte sich am Ufer nieder und ließ das Wasser durch seine Hände gleiten. Es kühlte und floß klar dahin, doch im nächsten Augenblick brannte es wie Feuer auf seiner Haut. Seine Hände verloren übergangslos ihren Flaum, und die Haut bildete gefährliche Blasen.
    Polsafor begann vor Schmerz zu schreien. Er

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