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1340 - Ephemeriden-Träume

Titel: 1340 - Ephemeriden-Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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sehen uns schon bald wieder. Testare.
     
    2.
     
    ENTEHEL-09 gehörte zu einigen tausend Weltraumstationen, die über die gesamte Galaxis verteilt waren und den Namen Ephemeriden-Bojen trugen. Sie sahen aus wie geschlossene Austern, und ENTEHEL-09 besaß eine Länge von zweihundert Metern und maß an der dicksten Stelle sechzig Meter.
    Polsafor hielt sich in einer der Wartungsstationen seiner Boje auf und lauschte in sich hinein. Der Traifaer hatte alle seine Aufträge ausgeführt, und er wartete auf das charakteristische Pfeifen, das eine neue Anweisung aus der zentralen Schaltstelle ankündigte. Es blieb aus, und das zottige Pelzwesen von drei Metern Höhe schüttelte sich und versank erneut in Nachdenklichkeit.
    Granjcar hatte sich von seinem Volk abgewandt. Der Ewige Krieger und Herr über die Gom-Galaxis hatte ihnen keine Prüfungen mehr geschickt. Er beachtete das Volk der Traifaer nicht mehr, und das war die größte Schande, die einem Volk widerfahren konnte. Die Unruhe auf Eylatt war entsprechend groß, und Polsafor wußte, daß die Mitglieder des Volksrats zusammengetreten waren und über eine Petition berieten, mit der sie sich Klarheit zu schaffen hofften. „Es ist falsch", brummte der Traifaer vor sich hin. „Sie dürfen Granjcar nicht vor den Kopf stoßen. Es wäre verderblich, den Zorn des Ewigen Kriegers heraufzubeschwören."
    Er mußte es ihnen sagen, und so faßte er den Entschluß, bei nächstbester Gelegenheit die Boje zu verlassen und auf seine Heimatwelt zurückzukehren.
    Ein Bildschirm erhellte sich. Polsafor zuckte zusammen. Seine lichtempfindlichen Augen starrten eine Weile an dem Bild vorbei, das ein Symbol zeigte, das er nur zu gut kannte.
    Ein gleichschenkliges Dreieck mit drei Pfeilen, das Hoheitszeichen im Reich der ESTARTU.
    Der Traifaer verließ seinen Ruheplatz und trat vor die Konsolen. Er senkte den rechten Arm und tippte auf die blinkende Ruftaste. „Station zwölf, Polsafor", meldete er sich.
    Eine wenig modulierte Roboterstimme meldete sich und teilte ihm mit, daß die Boje sich in einem der kritischen Bereiche befand. Alle Besatzungsmitglieder hatten sich mit den für diesen Fall vorhandenen Sicherheitsbestimmungen vertraut zu machen. „Öffne die sicherheitsbox 4", teilte die Stimme mit. „Entnimm ihr die Folie, die obenauf liegt. Lies sie aufmerksam durch."
    Das Hoheitszeichen auf dem Schirm erlosch, ein Knistern zeugte vom Abbau der elektrostatischen Spannung. Der Traifaer brummte undeutlich vor sich hin und beugte sich nach rechts. Er hieb gegen die Box, die mit einem quäkenden Laut aufsprang und die Folie ausspuckte. Sie rutschte unter der Handfläche Polsafors hindurch und segelte auf den Fußboden hinab. Der Wartungsgänger fluchte zischelnd. Die Box quittierte die rüde Behandlung mit einem zusätzlichen Summen, und Polsafor fuhr herum und schaltete die Automatik für Störmeldungen aus. Er konnte jetzt alles brauchen, nur keine Mahnung von irgendeinem Automaten.
    Er bückte sich und hob die Folie auf. Er überflog sie hastig, dann steckte er sie in die Box zurück. Diese schloß sich ruckartig, und sie klemmte ihm dabei fast die Finger ein. Der Traifaer kam sich vor, als hätte er etwas zu stehlen versucht und sei dabei erwischt worden. „Festschnallen!" flüsterte er. „Aber doch nicht hier. Wer weiß, wie lange es dauert! Außerdem ist es nur eine Vorwarnung. Niemand kann sagen, ob unsere Boje tatsächlich in den direkten Einflußbereich gerät."
    Er warf einen Blick auf die Dienstanzeige. Eine halbe Stunde blieb ihm noch, aber in dieser Zeit konnte kaum etwas geschehen. Es war nicht damit zu rechnen, daß er benötigt wurde. Er wollte seine Privatkabine aufsuchen, in der er sein eigener Herr war. Und er wollte sich vor allem mit seinen Artgenossen in Verbindung setzen. Hundert waren es an der Zahl, die unter dem Kommando eines Nakken Dienst taten.
    Sie taten ihn gewissenhaft, und Polsafor fragte sich, ob es ein Zufall war, daß es gerade jetzt zu einer solchen Entwicklung kam.
    Er trat zur Sprechanlage und wählte den Kode von Lertokir. Der Artgenosse meldete sich umgehend.
    Sein breiter Kopf mit den kahlen Stellen war unverkennbar. „Ich wünsche es mir sehr", pfiff Polsafor schrill. „Ich möchte einen Traum. Ich weiß nicht, ob ich ein guter Kodextreuer bin. Die Ephemeriden werden es mir sagen!"
    „Erwarte nicht zuviel", mahnte der alte Traifaer. „Es kann sein, daß du deine Erwartungen zu hoch steckst. Dann bist du hinterher enttäuscht. Ich

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