1340 - Lady Sarahs teuflische Tochter
stand tatsächlich in der Schuld der blonden Bestie.
»Wie fühlt man sich denn so, Partnerin?« Wieder folgte ein Lachen. Diesmal klang es satt und zufrieden.
Partnerin! Jane hatte genau zugehört. Von John Sinclair wusste sie, dass die Cavallo auch ihn als Partner bezeichnet hatte, was John nun gar nicht gefiel. Aber das Schicksal hatte sich so gefügt, dass sie sogar aufeinander angewiesen gewesen waren und es möglicherweise in Zukunft noch sein würden.
An so etwas hätte Jane Collins vor einem Jahr niemals gedacht, und John Sinclair ebenfalls nicht.
Aber er war nicht hier. Er befand sich in Frankreich, und Jane fragte nach ihm.
»Er hat überlebt. Alet-les-Bains ist für ihn allerdings zu einem gefährlichen Pflaster geworden. Der Schwarze Tod setzte auch dort seine Zeichen.«
»Und du bist nicht geblieben?«
»Nein, wie du siehst!«
»Warum nicht?«
Justine Cavallo warf Jane einen schrägen Blick zu. »Das will ich dir erklären. Ich sehe meine Aufgabe hier und nicht mehr unten in Frankreich. Ich habe für mich neue Prioritäten gesetzt. Es wird sich vieles ändern, und es hat sich schon einiges geändert. Ich werde auch versuchen, das Schicksal meines Partners Mallmann aufzuklären. Zuvor aber muss ich noch gewisse Dinge ins Lot bringen.«
Jane sagte nichts. Sie schaute nur nach oben, ohne die blonde Bestie richtig wahrzunehmen. Alles war so anders geworden. Plötzlich hatte sich die Cavallo auf die andere Seite geschlagen, und Jane musste sich mit dem Gedanken vertraut machen, eine Blutsaugerin auf ihrer Seite zu haben. Das war für sie noch zu fremd.
Sie, John und die Cavallo als Partner?
Fast hätte sie gelacht. Aber die Welt blieb nicht stehen. Nichts blieb, wie es war. Die Dinge gerieten in Fluss. Veränderungen gab es immer wieder, und man musste sich darauf einstellen. Wo war das Gute, wo war das Böse?
Es ließ sich nicht mehr trennen. Jeder musste es selbst für sich entscheiden, und Justine hatte ja Recht. Sie war es gewesen, die eine jetzt frierende Jane Collins vor einem schrecklichen Ende bewahrt hatte, über das Jane nicht mehr nachdenken wollte. Jeder anderen Person wäre sie bis an ihr Lebensende dankbar gewesen.
Aber einer Blutsaugerin?
Janes Haut zog sich auf dem Rücken zusammen. Ein Kältestoß erwischte sie und ließ sie schaudern.
Justine gab sich noch immer überlegen. Sie schüttelte leicht den Kopf. »Ich kann mir vorstellen, wie es jetzt in dir aussieht, Jane. Ja, ja, das kann ich, aber du musst dich mit den Tatsachen abfinden. Ich habe es auch getan, und ich bin froh darüber. Man hat es geschafft, mir die Vampirwelt zu nehmen. So sah ich mich gezwungen, mir eine neue Aufgabe zu suchen, und die habe ich gefunden.«
Jane suchte verzweifelt nach einer Antwort. Sie fand keine, und sie konnte es auch nicht ändern. Sie war nicht stark genug, um ihr Schicksal in die Hand zu nehmen.
Justine streckte ihr die Hand entgegen. »Komm hoch, hier ist es mir zu ungemütlich.«
»Moment noch.«
»Oh, was ist?«
»Eine Frage, Justine.«
»Gut.«
Jane schöpfte erst mal Luft, bevor sie mit der Sprache herausrückte. »Ich möchte wissen, warum du deinen Hunger nicht durch mein Blut gestillt hast. Das ist es, Justine.«
Die blonde Bestie lachte. »Kannst du dir das nicht denken, Jane? Was habe ich zu dir gesagt? Sind wir Partner oder nicht?«
Die Detektivin schwieg. Ihre Lippen kräuselten sich dabei zu einem säuerlichen Lächeln. Aber ihr wurde auch bewusst, dass es die Cavallo mit ihrer Zukunft ernst meinte. Sie würde sich tatsächlich als Partnerin aufdrängen oder hatte es tatsächlich schon getan, ohne dabei zu vergessen, wer sie war, denn hin und wieder brauchte sie das Blut, um überleben zu können.
»Wo bleibt deine Antwort, Jane?«
»Ja«, flüsterte sie. »Ja, wenn man es so sieht, hast du Recht. Ich muss wohl umdenken.«
»Das glaube ich auch.«
Wieder wurde Jane eine Hand entgegengestreckt. Jetzt griff sie zu und ließ sich auf die Beine helfen.
So einfach war es für sie nicht. Die Schwäche steckte noch zu tief in ihr, und sie war letztendlich froh, dass Justine sie festhielt, denn durch die plötzliche Veränderung der Lage geriet sie zuerst ins Schwanken, bevor sich die Welt um sie herum drehte.
Ohne Hilfe wäre sie unter Umständen vom Steg gefallen. Justine erkannte es und hielt sie fest.
Es passte der Detektivin nicht, dass ihr auf diese Art und Weise geholfen wurde, obwohl sie auf der anderen Seite froh darüber war.
Doch jetzt war sie hilflos,
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