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1340 - Lady Sarahs teuflische Tochter

1340 - Lady Sarahs teuflische Tochter

Titel: 1340 - Lady Sarahs teuflische Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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aber in diesem Zustand hätte sie ein leichtes Opfer für die Vampirin werden können.
    Justine Cavallo hielt sich zurück. Sie zeigte sich Jane gegenüber sogar sehr besorgt, und so klang auch ihre Stimme.
    »Kannst du dich noch allein auf den Beinen halten?«
    Jane schloss die Augen. Ganz okay war sie noch nicht. Sie stand mit beiden Füßen auf dem Steg und kam sich trotzdem vor, als würde sie schweben.
    »Ja, es geht schon. Claudine hat mir nur ein Zeug spritzen lassen, das mich von den Beinen geholt hat. Aber ich schaffe es, keine Sorge. Nur noch einen Moment.«
    »Gut.«
    Jane wurde nicht mehr festgehalten. Sie wollte es auch so. Es musste ihr wieder besser gehen, und sie saugte die Luft ein. Sie wollte keine Schwäche zeigen. Dabei war sie froh, dass sie schon wieder normal und klar dachte und sich sogar Fragen stellte.
    Warum hatte die Cavallo so gehandelt? Was war der Grund?
    Hatte sie plötzlich ihre Menschenfreundlichkeit entdeckt?
    Das glaubte Jane nicht. Es steckte irgendetwas dahinter. Die blonde Bestie, die nur durch das Blut der normalen Menschen existieren konnte, war einfach eine Person, die nicht nach menschlichen Maßstäben reagierte. Hilfe und Anteilnahme kannte sie ebenso wenig wie Freundschaft. Wenn sie etwas tat, egal, ob gewöhnlich oder außergewöhnlich, steckte immer etwas dahinter.
    Das Zittern verschwand nicht. Es war bei Jane Collins keine Folge der Schwäche, sondern eine der Kälte. Noch immer klebten die Kleidungsstücke wie feuchte Lappen an ihrem Körper. Es war alles andere als gut für die Gesundheit, und deshalb zitterte sie auch. Bei dieser Kälte lief der Mensch leicht in Gefahr, sich eine Lungenentzündung zu holen. Jane hoffte, dass es nicht passierte.
    Dass es ihr besser ging, merkte sie daran, dass sie eine Frage beschäftigte. Davon kam sie einfach nicht los.
    »Warum hast du die Parker nicht leer gesaugt? Bist du nicht hungrig gewesen?«
    Justine hatte sich ein paar Schritte entfernt. Sie drehte Jane den Rücken zu und lachte, bevor sie sich umwandte. Dabei strich sie durch das helle Blondhaar.
    »Gute Frage, meine Liebe. Eine sehr gute, sogar. Ich will dir auch eine Antwort geben. Es war mir nicht möglich.«
    »Wie?«
    »Ja. Ich konnte es nicht.«
    Jane war so überrascht, dass sie ihre nächste Frage vergaß. »Du bist doch nicht etwa krank oder hast dich verändert?«
    »Nein, das nicht.«
    »Dann frage ich mich, aus welchem Grund du das Blut nicht getrunken hast. Oder bist du satt gewesen?«
    »Auch nicht. Als Vampir kann man nie satt genug sein, das mal vorausgesetzt. Ich will dir die Wahrheit sagen.« Justine näherte sich Jane wieder, so brauchte sie nicht so laut zu sprechen. »Es war mir nicht möglich. Ich hatte mit meinen Zähnen ihren Hals aufgerissen, aber ihr Blut konnte ich einfach nicht trinken. Ich spie es aus. Es war widerlich. Ich konnte es einfach nicht schlucken.«
    Jane Collins hatte es die Sprache verschlagen. Da kam sie nicht mit. Das war für sie unerklärlich.
    »Sie ist kein Mensch!«, hörte Jane die Erklärung der blonden Bestie. »Verstehst du das? Zwar sieht sie aus wie ein Mensch, aber in Wirklichkeit ist sie keiner. Das musst du alles bedenken, und deshalb habe ich ihr Blut nicht trinken können.«
    »Vergiftet?«, flüsterte Jane Collins, weil ihr einfach nicht mehr einfiel.
    »Ja, so kann man es auch sagen. Vergiftet. Ungenießbar für uns. Verseucht, wie auch immer.«
    Jane wurde plötzlich sehr ruhig. Sie musste ihre Gedanken erst ordnen, und sie dachte daran, was ihr Claudine Parker alles erzählt hatte.
    Angeblich war sie eine Tochter der verstorbenen Sarah Goldwyn, womöglich entstanden aus einem Fehltritt. Bisher hatte sich Jane nicht vorstellen können, dass Lady Sarah zu so etwas überhaupt fähig gewesen war. Nun fing sie an zu grübeln. Sie musste Sarah in einem anderen Licht sehen, doch sie weigerte sich noch immer. Sie konnte sich einfach nicht vorstellen, dass sich ein Mensch über Jahre hinweg so verstellte, sodass er Janes vollstes Vertrauen genossen hatte.
    Das war unmöglich…
    Zweifel blieben. Auch das Wort unmöglich verschwand langsam aus ihrem Kopf. Es gab Dinge, bei denen reichte die menschliche Fantasie nicht aus, sie sich vorzustellen. So ähnlich erging es Jane.
    »Worüber denkst du nach?«
    »Über sie.«
    »Und?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Jane leise. »Ich kann sie einfach nicht einordnen. Da kommt viel zu viel auf mich zu. Das ist wie ein gewaltiges Paket, das auf meinem Kopf

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