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1342 - Die Totmacher

1342 - Die Totmacher

Titel: 1342 - Die Totmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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weiterdenken und drückte ganz schnell ihren Handrücken vor die Lippen.
    Im Flur zwischen mehreren Zimmern blieb sie stehen und dachte daran, welcher Tag heute war. Das hatte sie in den letzten Minuten völlig vergessen.
    Ja, Halloween. Heute war Halloween, und sie war mit ihren Freundinnen verabredet, um mit ihnen durch den Ort zu ziehen und die Erwachsenen zu erschrecken.
    Der Gedanke daran trieb den anderen zunächst einmal zurück.
    Sie beschäftigte sich mit Halloween, und jetzt fiel ihr ein, dass sie ganz falsch angezogen war.
    Das Kostüm lag in ihrem Zimmer. Sie musste wieder hinein, um es zu holen. Im Raum brannte das Licht und so fiel es ihr schwer, einen Blick durch das Fenster zu werfen. Es war einfach zu hell. Sie konnte nicht sehen, was sich im Garten abspielte.
    Zögerlich blieb sie neben dem Schalter an der Tür stehen. Wendy schaute zum Fensterviereck hin, obwohl sie es nicht wollte. Dahinter lag der Garten, das war ihr alles so bekannt, aber jetzt auch so unheimlich.
    Wenn jemand sich draußen aufhielt, würde sie ihn nicht sehen können, umgekehrt aber schon. Er konnte in ihr Zimmer schauen und würde sie sehen. Alles, jede Bewegung.
    »Mum, Pa, bitte, kommt doch. Kommt schnell. Ich… ich … habe so große Angst …«
    Niemand erhörte ihr Flehen. Das Mädchen überlegte, was es machen konnte, um seine Furcht in Grenzen zu halten.
    Das Licht aus?
    Nein, sie musste sich umziehen. Aber es gab noch eine andere Möglichkeit.
    Die Vorhänge aus dem hellen Stoff hatte ihre Mutter selbst genäht und auch die lustigen Tiere darauf befestigt. Noch hingen die Vorhänge auseinander, doch das änderte Wendy schnell. Plötzlich war sie wieder guter Dinge.
    In ihrem Zimmer fühlte sie sich wieder sicherer. Obwohl sie intensiver an ihre Eltern dachte und natürlich daran, dass diese noch nicht wieder zurückgekommen waren.
    Zum ersten Mal schoss ihr der Gedanke durch den Kopf, dass ihnen etwas passiert sein könnte. Das ließ sie wieder erzittern. Sie stand vor ihrem Schrank in dem ihr Kostüm hing und traute sich nicht, die Tür zu öffnen. Heimlich hatte sie mal einen Film gesehen, als ihre Eltern eingeladen waren. Da hatte sich in diesem Film ein Monster im Schrank versteckt und jeden überfallen, der die Tür öffnete.
    Im Film hatte der Schrank anders ausgesehen als der in ihrem Zimmer. Viel größer und aus dunklem Holz.
    Die feuchte Zungenspitze fuhr über ihre trockenen Lippen. Öffnen oder nicht?
    Sie öffnete. Mit zwei Fingern umfasste sie den kleinen Knopf an der Tür. Viel Kraft brauchte sie nicht. Die Tür schwang ihr beinahe von selbst entgegen.
    Wendy trat etwas zurück, schaute in den Schrank hinein – und war erleichtert.
    Da stand kein Monster. Nur das Kostüm hing dort über einem Bügel. Wendys Mutter hatte es geschneidert. Es war aus einem alten Betttuch gefertigt worden. Auf den Stoff hatte Wendy selbst die schrecklichen Fratzen aus Pappe geklebt. Jetzt fürchtete sie sich vor ihnen. Zugleich wollte sie sich vor ihren Freundinnen nicht lächerlich machen und zupfte das Kostüm mit spitzen Fingen hervor.
    Es war so weit geschnitten, dass es über ihre eigentliche Kleidung passte. Aber das war nicht alles. Zum Kostüm gehörte noch etwas anderes. Sie wollte auf keinen Fall ihre Freundinnen mit dem normalen Gesicht begrüßen, deshalb hatte sie auch dafür eine Maske ausgesucht. Um sie zu erreichen, musste sich Wendy auf die Zehenspitzen stellen und in das Regal über der Stange greifen.
    Eine Maske aus Gummi. Fast weich wie Knete. Sie fühlte sich komisch in der Hand an, als sie von den kleinen Fingern zusammengedrückt wurde. Wendy zerrte sie auseinander – und erschrak wieder, denn so schaurig hatte sie das Ding nicht in Erinnerung.
    Ob Teufel, Hexe oder Monster, es vereinte alles in sich. Feuerrot lackiert ein riesige krumme Nase mit einer Warze darauf. Darunter ein Mund, der schon ein Maul war und eine breite Öffnung zeigte.
    Nur zwei überlange Zähne waren zu sehen. Die stachen von unten nach oben und sahen aus wie krumme Pfeile. Sie sahen bleich aus im Vergleich zu der tiefroten Farbe, mit der die Maske angestrichen worden war.
    Wenn sie das Ding vor das Gesicht setzte, wurde es am Hinterkopf von einem Gummiband fest gehalten. Die Maske würde ihr auch bei schnellem Laufen nicht vom Gesicht rutschen.
    Noch hatte Wendy sie nicht aufgesetzt. Mit der Maske in der Hand ging sie zum Spiegel, der neben dem Bett hing.
    Unschlüssig blieb sie zunächst davor stehen. Wie jemand, der Angst

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