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1343 - Manons Feuerhölle

1343 - Manons Feuerhölle

Titel: 1343 - Manons Feuerhölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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atmete auf. Ich hörte sogar ihr leises Aufstöhnen. Es klang entspannt.
    Sie schien am Ziel zu sein, aber ich hütete mich davor, ihr das Kreuz in die Hand zu geben, sondern hielt es ihr nur hin, wobei es auf meiner rechten offenen Handfläche liegen blieb. Die Kette allerdings hatte ich um meinen Daumen geschlungen.
    Die junge Frau mit den rotbraunen Haaren veränderte sich. Mit ihrer Ruhe war es jetzt vorbei. Sie rutschte unruhig auf dem Sitz hin und her. Sie schluckte einige Male, wischte über ihre Augen und bemühte sich anschließend, den Blick ruhig zu halten.
    »Nun?«, fragte ich leise.
    »Ja, ja, ja…« Manon nickte. »Das ist es. Ich spüre es. Das muss es einfach sein.«
    »Was genau spürst du?«
    Sie leckte über ihre Lippen. Sie bewegte sich wieder unruhiger.
    Sie war schon zu einer anderen Person geworden. Den Blick konnte sie ebenfalls nicht ruhig halten.
    »Bitte, Manon…«
    »Die Vergangenheit. Das Bindeglied. Das Feuer, in dem ich sterben sollte. Aber es hat mich nicht richtig verbrannt. Es hat mich… nein … nein, ich habe es aufgesaugt …«
    »Welches Feuer?«
    »In der Hütte. Sie haben mich in die Hütte getrieben und sie angezündet. Ich kam nicht raus. Ich wäre verbrannt. Irgendwo bin ich das auch. Aber nicht richtig. Es war jemand da, der mir geholfen hat. Verstehst du das? Einer hat mir geholfen.«
    »Wer ist es gewesen?«
    Manon wollte mir sicherlich eine Antwort geben. Allein, sie konnte es nicht. Den Kopf legte sie zurück und schloss für einen Moment die Augen.
    In mir hatte sich ein bestimmter Verdacht festgesetzt. Wenn Feuer eine Rolle spielte, dann dachte ich sofort einen Schritt weiter. Da kamen mir der Teufel und die Hölle in den Sinn. Das musste nicht unbedingt so sein, aber es lag nahe.
    »Hat er dir geholfen, Manon?« Ich wollte den Namen nicht so direkt aussprechen.
    »Wen meinst du?«
    »Ich denke an den Teufel!«
    Die Antwort hatte ich mit leiser Stimme gegeben. Trotzdem zuckte Manon Lacre zusammen. Hatte sie Angst vor dem Teufel? Überhaupt vor Dingen, die mit ihm in Zusammenhang standen?
    Ich wusste es nicht. Es war allerdings einiges möglich, denn es gab nicht nur den Teufel, sondern auch zahlreiche andere Dämonen in dieser Hierarchie des Schreckens.
    »Ich kenne ihn nicht«, sagte sie hastig. »Ich habe mit ihm nichts zu tun gehabt, obwohl die Menschen mich in seine Nähe bringen wollten. Man hat mich als Hexe beschimpft, aber das bin ich nie gewesen. Es war nur immer wunderbar für mich, an das Feuer heranzukommen. Ich habe das Feuer schon immer geliebt. Aber jetzt…«
    »Wer ist es, Manon? Du musst es mir sagen!«
    Sie tat es noch nicht. Sie schaute noch in mein Gesicht. Dann senkte sie den Blick und bewegte zugleich ihre rechte Hand nach vorn. Sie streckte den Zeigefinger aus, um mit der Spitze auf eine bestimmte Stelle des Kreuzes zu deuten.
    Es war der untere Rand.
    Dort war ein Buchstabe eingraviert.
    Das große U! Der Anfangsbuchstabe eines Engelnamens.
    »Uriel?«, flüsterte ich.
    »Ja«, hauchte sie, »ja, Uriel…«
    Dann tat sie etwas, was ich nicht verhindern konnte. Sie tippte mit der Fingerspitze gegen den Buchstaben, der genau bei diesem Kontakt rot wie Feuer aufleuchtete…
    ***
    War es das? Hatte sie das gewollt?
    Die Antworten auf die Fragen konnte ich zunächst vergessen, denn die Praxis war wichtiger. Ich hatte mich auf einiges eingestellt, aber an einen derartigen Fortgang hatte ich nicht gedacht. Es war kaum zu fassen, aber es stimmte.
    Das U leuchtete!
    Nach wie vor lag das Kreuz auf meinem Handteller. Ich hätte jetzt die Hitze spüren müssen, die meine Hand durchzog, aber das war nicht der Fall. Sie blieb normal. Nur der Buchstabe leuchtete, als wollte er eine Botschaft abgeben.
    Auch Manon hatte sich verändert. An eine große Angst bei ihr hatte ich nie geglaubt. Nun aber zeigte sie sich erleichtert. Die Entspannung breitete sich auf ihrem Gesicht aus. Sie sah aus wie ein Mensch, der nach einer langen Reise endlich das Ende des Wegs gefunden hatte und sich nun neu orientieren konnte.
    Sie hatte von einem Katalysator gesprochen. Nicht ich war dieser Beschleuniger, sondern mein Kreuz und dort der unterste Buchstabe, das U für Uriel.
    Uriel, der Engel.
    Aber nicht nur. Er war noch etwas anderes. Er war der Feuerengel, und ich hatte ihn bereits in Aktion erlebt. Er war gefährlich, aber er stand trotzdem auf meiner Seite. Es konnte als ein Phänomen betrachtet werden. Er beherrschte das Feuer. Er war der Herr der Flammen und damit

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