1343 - Manons Feuerhölle
ich alles. Aber du bist allein. Du brauchst Hilfe, wenn du die andere Kraft in dir vernichten willst. Vielleicht ist es wirklich ein Dämon, der dich damals unter seine Kontrolle gebracht hat. Das kann alles sein.«
Manon Lacre überlegte. Nicht lange, denn dann erlebte ich ihre hektischen Bewegungen.
Ohne dass ich etwas dagegen unternehmen konnte, öffnete sie die Wagentür. Angeschnallt war sie nicht, deshalb konnte sie sich auch aus dem Wagen herauswerfen.
Mit einem langen Schritt vermied sie ein Ausrutschen. Sofort drehte sich Manon auf der Stelle und lief mit langen Schritten dem Garagentor entgegen.
Ich hätte ihr nachlaufen können. Darauf verzichtete ich. Mit dem Wagen war ich schneller. Die Beifahrertür zog ich noch zu, als ich startete.
Manon hatte den größten Teil der Strecke bereits hinter sich gelassen. Als ich anfuhr, waren es für sie nur noch wenige Schritte, um das Tor zu erreichen.
Der Rover erreichte die Lichtschranke.
Das Tor öffnete sich. So machte ich ihr praktisch den weiteren Fluchtweg frei.
Manon lief, ohne sich zu drehen. Sie wollte mir entwischen, weil sie mich nicht mehr brauchte. Sie hatte erlebt, dass es für sie einen Schutzengel gab, und ich war nur froh, dass sie nicht versucht hatte, mir das Kreuz zu entwenden.
Ich schaltete die Scheinwerfer ein und sah ihre Gestalt im hellen Licht. Sie musste nach dem Tor noch die Rampe hochlaufen. Mit dem Auto war ich immer schneller.
Ich gab Gas!
Der Rover beschleunigte, und innerhalb kurzer Zeit schmolz die Entfernung zusammen. Sie musste den Wagen hinter sich hören, trotzdem drehte sie sich nicht um. Den Körper nach vorn gebeugt, lief sie so schnell weiter, wie es ihr möglich war.
Ich hatte vor, sie an der linken Seite zu überholen. Das Fenster hatte ich schon nach unten fahren lassen. Es klappte nicht. Die Zufahrt war zu schmal geworden, denn sie lief genau auf der Mitte dieser Betonbahn.
»Es hat keinen Sinn, Manon. Bleiben Sie stehen – bitte! Wir müssen noch sprechen!«
Als Antwort hörte ich einen Schrei. Sie riss ihre Arme hoch, sprang nach vorn, drehte sich dabei, und plötzlich wirbelte mitten in der Luft ein Kreis aus Flammen.
Ich bremste.
Der Rover rutschte noch etwas, dann stand er!
Auch Manon blieb stehen. Es war ein Bild, das mich zutiefst erschreckte. Sie beherrschte das Feuer. Es drehte sich um sie herum, aber Manon verbrannte nicht. Sie war wie von einer Spirale eingekreist und streckte mir ihre Arme entgegen. Auch auf den Händen sah ich die Flammen tanzen.
»Geh!«, rief sie mir zu. »Lass mich in Ruhe! Wenn nicht, wirst auch du verbrennen. Aber du wirst nicht mehr zurückkehren. Dein Auto wird sich in eine Gluthölle verwandeln.«
Ich streckte meinen Kopf durch das Fenster und drehte ihr mein Gesicht zu. »Mach dich nicht unglücklich, Manon. Ich bin nicht dein Feind. Ich bin gekommen, um dir zu helfen. Kannst du das nicht begreifen? Wir sollten zusammen…«
»Neiiiin…!«, brüllte sie voller Wut. »Das will ich nicht. Er ist bei mir – er! Und ich weiß, dass ich den Kampf gewinnen werde. Ja, das weiß ich genau!«
Sie redete nicht mehr, sondern drehte sich um und rannte mit langen Schritten weg. Schon bald hatte sie das Ende der Rampe erreicht, während ich noch immer mit dem Rover auf der Zufahrt stand und überlegte, ob ich sie verfolgen sollte oder nicht.
Wir beide hatten ein ambivalentes Verhältnis zueinander. Nicht unbedingt Freund, aber auch nicht unbedingt Feind. Und sie besaß in Uriel einen Schutzengel. Das Kreuz hatte sie angefasst, und es war nichts geschehen. Mich hätte jetzt interessiert, was geschehen wäre, wenn sie mit dem gesamten Kreuz in Verbindung gekommen wäre und nicht nur mit einer bestimmten Stelle.
Manon hatte von einer Gegenkraft gesprochen. Das nahm ich ihr auch ab. Nur stand für mich fest, dass diese andere Kraft ihr nicht eben freundlich gesonnen war.
Während meiner Überlegungen war ich auch den Rest der Rampe hochgefahren. Von Manon Lacre sah ich nichts. Auch keinen Feuerschein, den sie hinter sich hergezogen hätte.
Da ich die Zufahrt nicht blockieren wollte, lenkte ich den Rover den Stellplätzen entgegen, die sich zwischen zwei hohen Häusern befanden. Dort parkten die Autos der Mieter, die in der Tiefgarage keinen Platz bekommen hatten.
Ich fand eine freie Parklücke dicht an einem Strauch. Dort blieb ich stehen und dachte erst mal nach.
Wie es weitergehen würde, wusste ich nicht. Ich war kein Hellseher. Aber Manon Lacre musste etwas
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