1346 - Entscheidung im Raumfort 3201
Die Luft war rein. „Sonde aus!" sagte Fazzy.
Er ging zu dem buntbemalten Behälter und hob den Deckel ab. Harmlos aussehende Kügelchen kamen zum Vorschein. Sie maßen etwa zwei Zentimeter im Durchmesser und bestanden aus einem matten, grauen Material. Fazzy griff in die Kiste und holte eine Handvoll des Inhalts heraus. Jede Kugel hatte ein Gewicht von 300 Gramm. Eine Handvoll war fast zuviel für Fazzy. Er stopfte sich die Kügelchen in die Taschen. Er lud sich voll, bis er sich aus eigener Kraft kaum mehr bewegen konnte. „Gravo-Pak!" befahl er dem Pikosyn.
Im nächsten Augenblick fühlte er sich schwerelos, und die vollen Taschen drückten ihm nicht rnehr gegen Brust, Arme und Schenkel, als wollten sie im nächsten Augenblick zerreißen. „Transmitter!" sagte Fazzy.
Plötzlich spannten sich zarte, leuchtende Fäden zwischen den beiden Stäben, die bisher so unscheinbar gewirkt hatten. Aus den Spitzen der Stäbe strebten sie aufwärts, neigten sich einander zu und formten einen zwei Meter hohen Torbogen.
Fazzy postierte sich vor dem leuchtenden Gespinst. Dann schloß er die Augen und trat hindurch. Er spürte nur einen kurzen Ruck. Als er die Augen wieder öffnete, befand er sich in dem Raum, den ihm die Sonde gezeigt hatte.
Er machte sich an die Arbeit. Zunächst vergewisserte er sich, daß der Raum an das Klimasystem des Raumforts angeschlossen war. Für sein Vorhaben war das von großer Bedeutung. Er verteilte zwei Dutzend der kleinen, mattgrauen Kugeln zwischen den Schränken. Dann machte er sich daran, die beiden Türen im Hintergrund des Raumes zu untersuchen. Den Transmitter hatte er inzwischen desaktiviert. Er würde ihn erst wieder brauchen, wenn er seine gesamte Ladung losgeworden war.
Mit den beiden Türen machte Fazzy Slutch dieselbe Erfahrung wie vor ihm King Vence: Sie ließen sich nicht ohne weiteres öffnen. Aber Fazzy hatte keine Eile. Er ging zum Vorderausgang, sah den breiten, hell beleuchteten Korridor, der ihm allzu gefährliches Gelände zu sein schien, und kehrte zu den beiden widerspenstigen Türen zurück - in der Hoffnung, dort einen Weg zu finden, der mit geringerem Risiko begehbar war.
Der Pikosyn aktivierte das Dekodiermodul. Der Decoder besaß die Fähigkeit, wahllos zusammengestückelte Impulsketten beliebiger Länge zu erzeugen. Auf Impulsketten dieser generellen Form reagierten Öffnungs- und Schließmechanismen von Türen, die Aktivatoren von Gleitertriebwerken, die Kontrolleinheiten von Kommunikationsanlagen - überhaupt alle elektronisch, positronisch oder syntronisch gesteuerten Geräte, die mit Hilfe eines geheimen Aktivierungskodes gegen die Benutzung durch Unbefugte geschützt waren. Die Tätigkeit des Decoders bestand darin, aufs Geratewohl Impulsfolgen zu generieren, bis schließlich durch Zufall diejenige zustande kam, auf die der zu beeinflussende Mechanismus ansprach. Das heißt, ganz und gar dem Zufall überlassen war die Tätigkeit des Decoders nicht. Seine empfindlichen Sensoren registrierten die Reaktion des Mechanismus. Er wußte, wann er sich auf dem richtigen Weg befand und wann nicht. Anhand der positiven oder negativen Reaktionen synthetisierte er die erforderliche Impulskette Glied um Glied. Es gab kaum eine Türverriegelung, die einem technisch ausgereiften Dekodiermodul länger als zwanzig Minuten widerstand.
So lange brauchte Fazzy nicht zu warten. Die erste Tür gab schon nach vier Minuten den Widerstand auf.
Sie führte in einen zweiten Lagerraum, der ebenfalls mit Schrankreihen ausgestattet war. Fazzy deponierte auch hier eine Anzahl der mattgrauen Kügelchen. Es gab keinen weiteren Ausgang. Also wandte er seine Aufmerksamkeit der zweiten Tür zu. Diese erwies sich als ein wenig hartnäckiger. Zwölf Minuten vergingen, bevor sie geräuschlos zur Seite glitt. Aber der Aufwand hatte sich gelohnt. Dahinter lag ein schmaler, hoher, nur mäßig beleuchteter Gang, der sich weit ins Innere des Raumforts erstreckte. Fazzy machte sich unverzüglich auf den Weg. Die Wände zu beiden Seiten bestanden aus glattem Metall. Nirgendwo war eine Tür zu sehen. Er nahm an, daß er sich hier in der Gegend befand, in der die Kraftwerke des Feresh Tovaar untergebracht waren.
Er bewegte sich mit Hilfe des Gravo-Paks, weil die Last der grauen Kügelchen noch immer an ihm zerrte.
Das Gravo-Pak erzeugte energetische Echos, die ohne Schwierigkeiten zu orten waren. Fazzy war sicher, daß es in der Nähe Überwachungsgeräte gab, die die Signale seines Gravo-Aggregats
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